Von Oxford nach Cambridge – wir fahren diese Strecke auf direktem Weg auf Überlandstrassen. Wie wir später erfahren werden, war das mehr oder weniger auch der Weg, den die gelehrten Gründer von Cambridge gegangen sind als sie eine Zeit lang in Oxford nicht mehr erwünscht waren. Wir finden sehr zentral nahe an einem Sportplatz einen ebenen Stadt-Stealth-Camping-Spot. Zu Fuss erreichen wir über die Garret Hostel Lane Bridge das Zentrum der Altstadt von Cambridge innerhalb von 10 Minuten, perfekt. An unserem ersten Abend machen wir nicht mehr grosse Sprünge, ein Pub bietet uns alles, was wir heute noch brauchen: Warmes Essen, Bier und gemütliche Atmosphäre. So können wir am nächsten Tag gestärkt unser Sightseeing beginnen.
Sehenswürdigkeiten
Bootstour mit Scudamore’s Punting Company
In Cambridge zieht sich ein Fluss durch und an der Altstadt vorbei. Auf diesem Fluss werden ähnlich wie wir bereits in Canterbury erlebt haben Bootstouren angeboten. Wir sind einfach gerne um und auf dem Wasser – entsprechend ist dies eine der ersten Attraktionen, die wir in Anspruch nehmen. Eine gemütliche Bootstour führt uns an altehrwürdigen Colleges vorbei und der Bootsführer bringt uns während der Tour die eine oder andere Geschichte aus vergangenen und neueren Zeiten bei. So zum Bespiel, dass Cambridge von verstossenen Gelehrten aus Oxford gegründet wurde. Für 30 Jahre konnten diese nicht in Oxford lehren, genügend Zeit, um eine eigene Gelehrtenstadt zu etablieren.
Das Studentenleben in Cambridge scheint auf den ersten Blick lockerer und hipper. So gibt es auch grossartige Geschichten aus der neueren Zeit. Studenten hatten schon mal das Auto von einem Schulleiter unter eine Brücke gehängt. Die Legende besagt, dass die Bedingung vom Schulleiter eine schadenfreie Befreiung vom Auto aus der unwegsamen Lage die Studenten vor Repressalien bewahrt hätten.
Auch eine lustige Anekdote: Im Trinity College wurden Haustiere wie Hunde explizit verboten. So legte sich ein Student einen Bären als Haustier zu. Und bis heute besagt die Hausordnung dieses Colleges, dass Bären als Haustiere auch nicht erlaubt sind. Dieser studentische Querulant war Lord Byron – ein berühmter romantischer Dichter.
Great Saint Mary
Der Besuch der Great Saint Mary Kirche lohnt sich einerseits wegen der Bauweise, aber noch viel mehr da der Kirchturm als Aussichtplattform bestiegen werden kann. Der Turm ist ein wenig höher als die meisten umliegenden Dächer und so ergibt sich ein guter Ausblick über Cambridge. Von hier oben wird auch ersichtlich, dass die Altstadt von Cambridge wirklich nicht sehr gross ist. Bald hinter den roten Ziegeldächern beginnen die moderneren Wohnsiedlungen und teilweise Industriegebiete. Wir erblicken auch die Neustadt, deshalb beschliessen wir später noch einen Abstecher dahin zu machen. Eventuell bietet Cambridge da noch weitere Qualitäten als Studentenstadt?
King’s College
Das King’s College selber ist leider nicht frei zu besichtigen – irgendwie auch verständlich, wenn da unterrichtet und gelebt wird. Berühmt ist das College heuet aber vor allem auch für die King’s College Chapel. Und die Kirche hat es in sich! Mimi lässt es sich natürlich nicht nehmen sie zu besichtigen. Für 11 Pfund (10 Pfund bei Online-Buchung) kann man sich das atemberaubende Bauwerk ansehen. Die gotische Kirche wurde zwischen 1446 und 1515 gebaut und imponiert vor allem durch die detaillierte Decke, es ist das größte Fächergewölbe der Welt! Aber auch die Fenster mit den bunten Glasmalerarbeiten sind sehr beeindruckend. Auf jeden Fall einen Besuch wert!
Als Alternativprogramm für Paddy steht wie geplant ein Strassenmusiker bereit der ganz in der Nähe mit einer Loopstation echt nice Tracks zaubert (wer möchte kann ihn mit dem Künstlernamen „SevenBears“ probehören). Mit Sonne im Gesicht, einer leichten Brise und guten Klängen fühlt sich das wie ein lange ersehntes, kleines Open Air an.
Neustadt von Cambridge
Durch den Parker’s Piece Park laufen wir in die Neustadt von Cambridge. Wir sind weniger überzeugt von den grossen Ladenketten und widmen uns einer Strasse, die für lokale Handwerkskunst und kleine Mitbringsel bekannt sein soll. Wir finden diese Strasse entweder nicht oder sie entspricht nicht unseren Vorstellungen – auf jeden Fall wird aus unserem Abstecher in die Neustadt von Cambridge einfach ein einstündiger Nachmittagsspaziergang. In einer grösseren Runden laufen wir entsprechend wieder zurück in die schöne Altstadt.
Schlendern in der Altstadt von Cambridge
Uns gefällt die Altstadt von Cambridge sehr gut und wir brauchen gar nicht viel mehr. Zum einen halten wir in einem Bücherladen mit Kaffee und zum anderen treffen wir auch noch auf zwei Märkte. Der eine Markt ist wohl täglich, wie es scheint. Hier werden Gemüse, Früchte und weitere Esswaren angeboten. Zudem bereitet ca. 1/3 der Stände auch direkt vor Ort warme Speisen zu. Wer Hunger hat, kann sich auf dem Cambridge Market Square genüsslich eindecken.
Ein zweiter Markt haben wir beim All Saints Garden Art & Craft Market gefunden. Bei diesem Markt sind wir nicht sicher, ob er auch täglich stattfindet. Wir können unsere Lust nach Handwerkskunst endlich stillen. Es gibt Karten, Seifen, ein Sattler und weitere Stände die handgefertigten Waren anbieten. Hier lohnt sich ein Besuch!
Bei unserem Besuch von Cambridge beginnt gerade so das Studienleben wieder. Viele Erstsemester sind mit ihren Eltern da und wir amüsieren uns das eine oder andere Mal über komische Szenen, wo Eltern wohl für längere Zeit das letzte Mal so richtig bemutternd für ihr Kind da sein können. Naja, ein wenig verständlich ist es wohl, wenn das Kind nach dem Studium hoffentlich komplett auf eigenen Beinen stehend zurückkehrt.
Uns gefällt Cambridge einiges besser als Oxford. Es wirkt von der Stimmung her aufgeschlossener, weltoffener und alles in allem bodenständiger. Natürlich ist das nur der erste Schein, den wir mitnehmen können, vielleicht ist es auch ganz anders. Mit diesen schönen Eindrücken schliessen wir unseren Besuch in Cambridge ab und freuen uns schon auf den nächsten Stopp.
Uuuund….
Der Name ist gefunden – BEN!
Als Randnotiz in eigener Sache: Wir haben unseren Van nun getauft. Ben ist der auserkorene Name. In Oxford haben wir bereits mit dem Namen Ben geliebäugelt und in Cambridge sind wir uns nun sicher. Unser Van heisst Ben, es wirkt wohl ein bisschen ulkig aber ein so zentrales Tool wie ein Campervan darf auch einen eigenen Namen bekommen.
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