Unsere Vanlifereise geht in Cornwall weiter. Hier entdecken wir die nächsten Sehenswürdigkeiten und geniessen den Süden von England. Schon jetzt merken wir einen deutlichen Unterschied zum Norden da die Sonne, wenn auch noch nicht stark, mehr Wärme abgibt. Wir lassen es uns nicht nehmen bis an den westlichsten Teil von Cornwall zu fahren.
Vor bald 15 Jahren war Mimi schon einmal mit ihren Eltern in Cornwall und hat viele tolle Erinnerungen. Wir sind gespannt, was sich in den letzten 15 Jahren so verändert hat.
Tintagel
Nach Tintagel fahren wir hauptsächlich – eigentlich ausschliesslich – um das Tintagel Calstle anzuschauen. Hier soll laut dem Schriftsteller Geoffrey von Monmouth König Artus mit Hilfe von Merlin gezeugt worden sein. Andere Autoren behaupten, dass Artus hier auch geboren wurde. Auf Grund der Legenden liess Richard, Graf von Cornwall, in den 1230er Jahren, hier eine Burg errichten. Bis heute gibt es allerdings keine Beweise für diese Legenden.
Das Castle liegt auf einer kleinen Halbinsel direkt vor der Küste. Heute führt eine eindrückliche Hängebrücke von der englischen Hauptinsel über die Brandung auf die Halbinsel rüber.
Auf der Halbinsel können die Überreste des ehemaligen Castles durchwandert und bestaunt werden.
Fast zu oberst steht eine 2,4m hohe Bronzeskulptur, welche den Namen Gallos trägt. Im Volksmund wird sie als „König-Arthur-Statue“ bezeichnet, aber der Eigentümer der Stätte, English Heritage, erklärt, dass sie nicht eine einzelne Person darstellen soll, sondern die allgemeine Geschichte der Stätte widerspiegeln soll.
Über eine schmale, steile Treppe gelangt man zum kleinen Strand am Fusse der Halbinsel. Von hier aus kann man die Merlin’s Cave besichtigen. Die Höhle ist etwa 100m tief und kann bei Ebbe besichtigt werden. Leider sind wir bei Flut hier und können sie so nur von aussen anschauen.
Da der Eintritt für das Tintagel Castel relativ hoch ist und Paddy nicht so viel bezahlen möchte für nur ein paar Steinhaufen, besucht Mimi das Castle alleine. In der Zwischenzeit nimmt Paddy den weg direkt an der Klippe entlang unter die Füsse, die Aussicht auf die Miniinsel ist ebenso spektakulär. Von der Küste aus lässt sich auch die Höhle von Merlin einsehen.
Die Öffnungszeiten variieren über das Jahr, da in Nebensaison, Standard und Hochsaison unterschieden wird. Auch die Preise variieren je nach Saison und auch nach Besuchstag. An sehr beliebten Tagen steigen die Preise. Selbst beim Ticket kaufen waren wir etwas verwirrt. Da nicht weniger als 5 verschiedene Preise angegeben wurden. Schlussendlich hat Mimi für ihr Ticket in der Nebensaison £16.30 bezahlt. Der günstigste Preis für einen Erwachsenen.
Land’s End
Land’s End ist am äussersten, westlichste Zipfel von England. Ab hier geht es nur noch auf dem Wasser weiter gegen Westen. Die eigentliche Attraktion welche Land’s End heisst muss im Sommer eine Art Vergnügungspark sein. Gegen Ende Jahr zu unserem Besuch ist aber die Mehrheit der Stände, die Geisterbahn und das 3D-Kino geschlossen. Für uns passts, da wir vor allem wegen den Klippen und der – einmal mehr – kargeren Landschaft hierhin gekommen sind. Die atlantischen Wellen treffen hier ungebremst auf die englische Insel. Überall der Küste entlang schiesst die Gischt hoch. Wir wandern den Klippen entlang und treffen unerwarteterweise auf Überreste von einem verunglückten Schiff. Das rostige Schiffsgerippe liegt noch heute der Brandung ausgesetzt zwischen schroffen Felsen. Das Rostrot ist ein starker Kontrast zu den grauen Felsen. Nicht weit davon sehen wir eine kleine Eselherde grasen. Oder sind es doch Mini-Ponnys? Wir erhaschen einige Blicke, sie verstecken sich schon fast vor den Touristen abseits des Wegs in für uns unwegsamem Gelände.
Nach der Küstenwanderung gönnen wir uns im dort angesiedelten Restaurant eine Pause. Es ist das wohl letzte Hotel. Aber es sind viele Gaststätten bereits auf dem Weg nach Land’s End als das letzte Pub, die letzte Herberge, ja halt alles so benannt, dass es eine Chance hat das letzte Etwas vor dem Meer zu sein.
Eden Project
Auf unserer Weiterfahrt in Cornwall zurück in Richtung Exeter besuchen wir das Eden Project. Für alle unsere Leser aus der Schweiz ist wohl die Masoalahalle der richtige Vergleich. Es gibt beim Eden Project aber mehrere unterschiedlich klimatisierte und dementsprechend bepflanzte Hallen. Wir beginnen in der tropischen Klimazone und der Unterschied zu den aussen vorherrschenden Temperaturen von zwischen 10°-17°C ist erdrückend und wohltuend zugleich. Bei 28°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit entledigen wir uns unsere Jacken und starten den Rundgang.
Es gibt Wasserpalmen und viele weitere, verschiedene Pflanzenarten: Papayabäume, Orchideen und vieles mehr was uns regelrecht zurückversetzt in unsere gemeinsame Asienreise. Unterwegs gibt es ebenfalls Infostände und kleine nachempfundene Hütten. Besonders beim Wellblechdach, welches mit Wasser künstlich beregnet wird, fühlten wir uns an Don Det in Laos zurückerinnert. Genau so starken Regenfall haben wir dort auch erlebt. Um diesen Regenfall hier nach zustellen sind für die geschätzten 5qm Wellblechdach min. 15 Regenduschbrausen nötig.
Über Hängebrücken führt der Weg weiter durch die tropische Halle. Mittels einer am Dach aufgehängten Treppe können wir das Aussichtsplateu erklimmen. In luftiger Höhe können wir von der Plattform das Blätterdach von oben betrachten. Der Rundgang ist schön gestaltet und wir kommen darauf in den afrikanischen, subtropischen Bereich der Halle. Wieder gibt es wohl typische, für uns aber nicht verifizierbar, Markstände und Hütten. Eine tolle Sache! Der Vanillepflanze z.B. ist ein eigener Informationsbereich gewidmet.
Nach der tropischen Halle geht’s in der mediterranen Halle weiter. Hier sind die Temperaturen wieder merklich kühler. Auch die Pflanzenwelt ist für uns nicht mehr ganz so eindrücklich, es liegt ja bereits Italien in der mediterranen Zone. Die vielen verschiedenen Chilipflanzen sind für uns jedoch ein Hingucker.
Neben den Hallen ist der ökologische Nachhaltigkeitsaspekt von zentraler Bedeutung. Die ganze Anlage wurde in einem ehemaligen Steinbruch erstellt um das von Menschen stark übernutzte Gebiet wieder zu renaturieren. Es ist das Vorreiterprojekt, das das Wissen um Nachhaltigkeit in die Welt hinausträgt. Wir lernen hier, dass es auf mehreren weiteren Kontinenten, zum Teil in Drittweltländern, ein Ableger gibt, um so die Biodiversität und das Bewusstsein über Ökologie in der Welt zu fördern.
Mo-Fr, 10:00-16:00
So-Sa, 09:30-18:00
Zwischendurch ist die Anlage jedoch immer wieder für ganze Tage geschlossen, es lohnt sich also die Öffnungszeiten vorher online anzuschauen (https://www.edenproject.com/visit/opening-times)
Die Ticketpreise variieren je nach Saison; £32.50 – £37.50/Erw, £11.00 – £12.00/Kind
Plymouth
Nächster Halt ist Plymouth. Die Küstenstadt hat eine lange Seefahrervergangenheit. Hier finden wir einen Stellplatz auf einem Parkplatz direkt am Hafen. Die Parkgebühren sind für 24h auf eine Pauschale festgelegt und so können wir tiptop bis zum nächsten Nachmittag in Plymouth bleiben.
Wir spazieren durch die Altstadt am Hafen und besuchen unter anderem Elizabethans Garden. Dieser Garten ist in einem Innenhof von Bürgerlichen Gebäuden gelegen und gibt Einblick in vergangene Zeiten. Damit die gehobeneren Gesellschaftsschichten sich wohl fühlten wurden diese Grünflächen bewusst von der Strasse weg gebaut, damals natürlich nicht öffentlich zugänglich. Die Stadt hat ausserdem einen starken Wandel Mitte des letzten Jahrhunderts erfahren. Viele von diesen ähnlich gebauten Gebäuden vielen politischen Aktionen zum Opfer. Besonders, nachdem die bürgerliche Schicht weiter ins Umland der Stadt gezogen war und sich in diesen Häusern fast eine Art Ghetto entfaltete, wurden rabiate Massnahmen ergriffen. Deshalb sind die wenigen Häuserzeilen und Gärten, die noch erhalten blieben, in der Rückschau besonders wertvoll.
Dies sind unsere Hauptstopps in Cornwall. Diese Provinz hat uns gut gefallen und wir würden wieder hierherkommen. Die Umgangsart ist bodenständiger und nicht ganz so hochnäsig wie in den grossen Städten Englands. Macht wiederum auch nichts, wir haben in den grossen Städten gerade die Vorzüge der Grossstadt genossen.
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