Von Flores sind wir inzwischen ein grosses Stück ins Zentrum von Guatemala gefahren. Die Route führte uns über San Felipe am Itzabal See nach Guatemala Stadt und von dort weiter an den Atitlán See.
Nebenbei angemerkt, am Itzabal See hatten wir das Vergnügen für zwei Nächte an einem herrlichen Standplatz direkt am See mit einem Steg und Haus auf dem See zu übernachten. Natürlich haben wir im Camper Ben geschlafen, um die Zeit zu verbringen oder die abendliche Stimmung am Itzabal See zu geniessen konnten wir jedoch direkt auf der Terrasse des Hauses über dem See zum Beispiel unser abendliches Apéro geniessen. Mit solchen Zwischenstopps sind weite Reisestrecken gleich viel angenehmer und machen die Reise im eigenen Camper besonders Erlebnisreich!
Panajachel
Der erste Ort am Atitlán See, den wir besuchen, ist Panajachel, oder kurz einfach Pana. Der Ort ist von Guatemala Stadt in ungefähr vier Stunden erreichbar und somit für viele Reisenden die erste Destination am Atitlán See. Die Aussicht ist herrlich. Wir sehen über den See und am gegenüberliegenden Ufer ragen drei Vulkane majestätisch in den Himmel. Der Blick über den Atitlán See von Panajachel aus ist wohl einer der Schönsten von allen Seiten des Sees.
In Panajachel selbst gibt es wenige Aktivitäten, ausser shoppen. Wir schlendern über den Markt mit vielen von Hand gefertigten Stoffprodukten. Der Atitlán See liegt mitten im Maya Gebiet von Guatemala. Hier sind sehr viele Menschen direkt von den Maya abstammend und gehören noch heute zum Volk der Maya. Entsprechend tragen auch viele der Frauen täglich die bunt bestickten oder farbig gewobenen Kleider mit den weltweit bekannten Stoffmustern.
Santa Catarina Palopó
10 Minuten mit dem Tuk-tuk von Panajachel entfernt liegt Santa Catarina Palopó. Nun, wir überlegen nicht lange und fahren mit dem ersten Tuk-tuk über steile, kurvige Strassen in diesen nächsten kleinen Küstenort. Santa Catarina ist für farbige Muster an den Häuserfassaden bekannt. Durch eine lokale Initiative wurden viele Gebäude mit ähnlichen Mustern in vorwiegend Blautönen bemalt. So ergibt sich eine für Touristen wie Einheimische gleichermassen ansprechende Kulissen. Ausserdem sei der Ort für Keramikhandwerk bekannt. Bei unserem Besuch finden wir jedoch nicht allzu viele Handwerksstücke. In San Antonio Polopó – einen Ort weiter in gleicher Richtung sieht dies schon wieder anders aus, hier sind wir aber nur auf der Durchreise bei unserer Rundfahrt rund um den Atitlán See. Die Keramikstücke sind aber in mehreren Geschäften direkt an der Strasse ausgestellt, wer Keramik mag, ist sicher in San Antonio noch besser aufgehoben.
Seeumrundung mit Camper Ben
Nach Pana machen wir uns auf die Fahrt einmal um den See im Uhrzeigersinn mit der nächster Destination San Pedro la Laguna. Wir denken uns nichts dabei, als wir die direkteste Route wählen da die Strassen in dieser Region bis jetzt sehr steil und kurvig, aber asphaltiert waren. Nun ja, nicht überall: Für ein zweites Mal hätten wir wohl nicht die direkteste Route gewählt: Gleich hinter San Antonio stehen die Strassenbaufahrzeuge aber die Strasse ist noch meist in unbefestigtem Zustand. Die Strasse ist staubig, holprig und wir müssen die Höhe des steil abfallenden Gebirges am Seeufer überwinden, um auf die gut ausgebaute Hauptstrasse für die Weiterfahrt zu kommen. Ohne Übertreibung übersteigt die Steigung der Strasse wohl 100%. Im ersten Gang schnaubt unser Camper Ben langsam, aber überraschend kontinuierlich die steilen Strassen und engen Haarnadelkurven hinauf zur Hauptstrasse. Das ist mal ein Abendteuer! Sicherlich wären Allradantrieb und Allterrain-Reifen die erste Wahl, aber wir sind positiv überrascht wie viel wir Ben zumuten können – aber vielleicht das nächste Mal nicht unbedingt sollten… Dieses Mal ist alles gut gegangen!
Der Rest der Passage nach San Pedro la Lagune verläuft auf einwandfreien Strassen und wir umkurven die drei markanten Vulkane Toliman, Atitlan und San Pedro, welche wir von Panajachel zuvor aus der Ferne im eindrücklichen Panorama betrachtet haben. Die fruchtbaren Böden werden hier vielfach für den Kaffeeanbau verwendet, wir fahren an unzähligen kleinen Kaffeeplantagen vorbei durch dichtes Grün.
San Pedro la Laguna
Die letzte Hürde nehmen wir bei der Einfahrt in San Pedro. Wir wollen in diesem Ort einen längeren Moment (ungefähr eine bis zwei Wochen) bleiben, um einen Spanischkurs zu besuchen. Vorab haben wir uns über Stellplätze erkundigt und einer davon liegt mitten in San Pedro. Er soll auch für grössere Fahrzeuge geeignet sein. Ok, also fahren wir in den Ort rein. Leider sind in diesem Ort die Strassen eher für kleine Fahrzeuge aka Tuk-tuks ausgelegt und wir werden direkt nach der ersten Kreuzung von hinten sowie von vorne von Bussen und Lastwagen dermassen eingekesselt, dass für die nächste Viertelstunde kein Vorwärtskommen möglich ist. Aber wie die Guatemalteken so sind, einige Hupen aus Überzeugung, die meisten helfen aber zu rangieren und mit ein wenig Austausch mit den anderen Chauffeuren gelingt uns schliesslich die Weiterfahrt zum Parkplatz ohne Blechschaden.
San Pedro hat eine sehr touristische Hauptstrasse parallel zum Seeufer. Hier wird wohl auch viel für partywütige Hostelbesucher geboten. Wir nehmen die Eindrücke mit, jedoch sind wir froh ein wenig abseits der Touristenstrasse unterzukommen, wo es ruhiger ist. Viele Gassen sind sehr eng und extrem steil und wenn überhaupt, nur mit Tuk-tuks befahrbar. Und wo nur noch für Fussgänger Platz scheint, ist immer noch für ein Motorrad genügend Platz. Wir besuchen den lokalen Markt, um kochen zu können oder halten in einem Café für eine Leckerei und um unsere Blogbeiträge zu finalisieren. Das Leben in San Pedro ist für uns sehr angenehm und wir fühlen uns richtig wohl für eine beschränkte Zeit hier anzukommen.
Corazon Maya, San Pedro la Laguna
Und direkt innerhalb einer halben Stunde nach Ankunft in San Pedro haben wir auch schon unsere Spanischschule gefunden: Corazon Maya. Die Schule wird von einer lokalen Maya Familie betrieben und arbeitet wohl auch mit verschiedenen Kooperativen in San Pedro zusammen. So haben wir einen perfekten ersten Eindruck und buchen gleich für den nächsten Tag unseren Intensivkurs in Spanisch. Zu zweit teilen wir uns einen Lehrer und haben fortan immer Wochentags von 09:00 – 13:00 Unterricht in einem herrlichen Garten direkt am Atitlán See. Neben dem Unterricht können wir an optionalen Aktivitäten am Nachmittag ohne Aufpreis teilnehmen um die Kultur, die Landwirtschaft und das Leben der Guatemalteken besser zu verstehen. Beispielsweise grillieren wir zusammen, an einem anderen Tag am Nachmittag nach der Schule können wir der Familie, welcher die Schule gehört, helfen Kaffeebohnen aus den Kaffeebeeren zu extrahieren. Zu unserer Überraschung gibt es auch in Guatemala Saunas, sie heissen hier einfach anders: Temazcal. Auch dieses Erlebnis können wir dank der Schule ausprobieren. Die Temazcal hat einen grösseren Temperaturbereich, da mit der Feuchtigkeit die gefühlte Temperatur stärker variiert. Ausserdem wird die Hitze ganz ursprünglich durch ein Feuer aussen am runden Raum von einem Ofen in den Innenbereich abgegeben. Für den passenden Duft sorgt frischer Eukalyptus von Eukalyptusbäumen direkt aus dem Garten der Schule.
San Marcos la Laguna
Der Transport zwischen den Orten am Atitlán See funktioniert im Normalfall mit Booten. Dies ist extrem schnell und bequem verglichen mit den Strassen rund um den See. So nehmen wir an einem freien Tag den Bootstransfer nach San Marcos um einen weiterer Ort am Atitlán See zu besuchen. Und wir sind ein wenig überrollt. San Marcos muss wohl ein Zentrum von Hippie-Aussteigern sein. Vom Bootssteg bis zur Hauptstrasse im Dorf ist einerseits das touristische Zentrum und andererseits auch das Zentrum der Hippie-Vibes. Für unseren Geschmack schon sehr stark am oberen Limit was noch als erträglich empfunden werden kann und wir sind wohl eher tolerant. Überall hängen Schilder mit Organic Food, Yoga Class und Spiritual dies und das. Dies übertönt die einheimische Maya Kultur doch recht stark. Zum Glück sind wir im für uns passenderen Ort San Pedros für die längere Zeit am See und nicht hier. Aber wer das Aussteiger-Zentrum am Atitlán See sucht, ist in San Marcos gut aufgehoben.
Trotz dem überwältigenden ersten Eindruck finden wir einen entspannten Ort, um den Ausblick über den See mit einem kühlen Getränk zu geniessen. Es gäbe ausserdem noch einen kleinen Naturpark inklusive Klippenspringen. Den besuchen wir aber bei diesem Stopp in San Marcos nicht.
Santiago Atitlán
Den grössten Ort am Atitlán See, Santiago Atitlán, besuchen wir auf eine eher touristische Weise. Wir lassen uns von einem Tuk-tuk-Fahrer durch Santiago führen und besuchen so innerhalb von weniger als zwei Stunden sechs schöne, teilweise touristische Orte, in Santiago. So kommen wir an einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Vulkan Toliman vorbei oder schauen uns die traditionellen Trachten – welche heute noch vielfach im Alltag getragen werden – genauer an. Die reichhaltigen Stickereien von Hand sind sehr eindrücklich!
Wir kommen ausserdem am Altar von Maximón vorbei. Dieser Volksheilige wird vorwiegend im Hochland von Guatemala verehrt, so auch in Santiago. Wir sind jedoch nicht zur Zeit einer Zeremonie beim Altar, so bleibt uns nur die verehrte Figur zu betrachten und den Priestern, links und rechts neben dem Altar den geschuldeten Obolus zu entrichten. Leider dürfen wir keine Fotos machen – ansonsten hätten wir hier natürlich ein Eindruck der Figur publiziert.
San Juan la Laguna
Ein berühmter Aussichtspunkt, von wo wir den ganzen See überblicken können, besteigen wir in San Juan la Laguna. Auch das Dorf an sich ist schön gestaltet und hat besonders an der Strasse zum Pier sowie in der Hauptfussgängerstrasse im Dorf eine spannende Dekoration aus farbigen Hüten, Lampen und Regenschirmen. Die Wände der Häuser links und rechts der Gassen sind mit zahlreichen schönen Wandmalereinen geschmückt. Diese Eindrücke entsprechen dem bunten Leben, welches wir in Guatemala antreffen.
Unser Fazit zum Atitlán See
Es ist wirklich spannend, wie unterschiedlich die verschiedenen Orte rund um den Atitlán See sind. Einerseits natürlich die Aussicht mit oder ohne Vulkane und andererseits mit den direkt spürbaren Schwerpunkten der Menschen in den verschiedenen Dörfern. Ausserdem sind besonders die östlich und südöstlich gelegenen Orte noch sehr ursprünglich und haben im Unterschied zu den von uns besuchten Orten viel weniger starken Einfluss vom Tourismus mit allen einhergehenden Vor- und Nachteilen. Uns gefällt die moderate Mischung am besten, wo das Ursprüngliche noch seinen Platz hat, aber das eine oder andere gute Café oder Restaurant sich wegen den Touristen etablieren konnten. Insofern sind wir in San Pedro für unseren Sprachkurs genau am richtigen Ort gelandet.
Obwohl wir die Zeit in der Corazon Maya Spanischschule und rund um den Atitlán-See geniessen, sind wir nach 15 Tagen dann doch auch froh, wieder weiter zu reisen. So lange waren wir während unserer gesamten Reise nicht an einem Ort und irgendwie zieht es uns nun langsam aber sicher weiter. Es warten ja auch noch ein paar spannende Stopps in Guatemala auf uns, bevor es dann weiter nach El Salvador geht!
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