Machu Picchu

von | 17. Aug 2024 | Peru, Südamerika | 0 Kommentare

Um die weltbekannten Ausgrabungsstädten im heiligen Tal der Inka mit einem krönenden Abschluss zu versehen, machen wir uns auf die Reise, um Machu Picchu zu besuchen. Für etwas budgetbewusste Reisende wie uns ist es aber gar nicht so einfach, sich in all den Informationen rund um Machu Picchu zurecht zu finden. Es gibt Züge, die den Weg vereinfachen, aber für Touristen kosten Hin- und Rückfahrt mindestens 100$ pro Person. Und das sind dann die kurzen Strecken, welche so um eine halbe Stunde dauern und nicht direkt in Cusco starten. Eine Zugfahrt von Cusco aus kann bis zu unglaublichen 900$ kosten! Da diese Zugtickets lange im Vorfeld gebucht werden müssen – wir sind auch passenderweise zur Hochsaison hier – und wir nicht bereit sind so viel zu zahlen für ein paar Stunden Zugfahrt, müssen wir uns zuerst einen machbaren Weg überlegen, bevor wir Machu Picchu in seiner Pracht bestaunen können.

Weg nach Aguas Calientes

Der günstigste Weg – für uns da wir mit unserem Campervan Ben unterwegs sind – ist nach Hidroeléctrica zu fahren. Dies ist eine kleine Ansammlung von Häusern nach Santa Teresa und dient für uns als Ausgangspunkt für den Weg nach Aguas Calientes, das Dorf am Fusse von Machu Picchu wo auch alle Hotels und Restaurants für den Aufenthalt bei Machu Picchu angesiedelt sind. Bezeichnenderweise ist Hidroeléctrica tatsächlich einfach das Wasserkraftwerk, welches das Tal rund um Machu Picchu mit Elektrizität versorgt. Bis hier hin führt eine durchgehende Strasse, wobei der letzte Teil seit längerem eine grosse Baustelle ist und zum Teil nur einspurig befahren werden kann.
Aguas Calientes hingegen ist für Privatfahrzeuge nicht zu erreichen. Und auch im Dorf selber finden wir nur die öffentlichen Busse und Gemeindefahrzeuge, Aguas Calientes ist abgesehen davon eine autofreie Zone. Also parkieren wir unseren Campervan Ben auf einem bezahlten Parkplatz in Hidroeléctrica und machen uns zu Fuss auf den Weg, gute zwei Stunden entlang der Bahngleise von Hidroeléctrica nach Aguas Calientes. Der Weg ist nur am Anfang beschwerlich und führt über Treppen, um die ersten Höhenmeter zügig zu bewältigen. Danach ist es fast schon ein Spaziergang, durch tropisch anmutende Vegetation dem Fluss Urubamba und dem Bahntrasse entlang.
Wir sind lange nicht die einzigen, immer wieder kommen uns Menschen entgegen, die Machu Picchu bereits besucht haben und nun zurück nach Hidroeléctrica laufen.

Ticketbeschaffung für Machu Picchu

Da der online Vorverkauf auf Wochen im Voraus ausgebucht ist (in der Hochsaison sogar bis zu 6 Monate) und wir wie immer recht kurzfristig unsere Pläne machen besuchen wir als erstes den lokalen Ableger des Ministeriums für Tourismus um Tickets für Machu Picchu zu kaufen. Um etwa 14:00 Uhr kommen wir an und erhalten die Nummer 252 und 253 für den Kauf der Tickets um 16:00 Uhr. Es werden jeweils 1000 Tickets zurückbehalten, die ausschliesslich direkt vor Ort und nur für den kommenden Tag gekauft werden können. Im Vorfeld haben wir gehört, dass zu Hauptsaison – im Juni ist der Beginn davon als wir da sind – einige Leute schon morgens um 6.00 Uhr anstehen, um eine möglichst tiefe Nummer für den eigentlichen Ticketkauf zu ergattern. Wir finden es noch recht entspannt, wir sind mit unseren Nummern zufrieden.
Um 16.00 Uhr sind deutlich mehr Leute vor dem Büro des Ticketverkaufs zugange. Wir glauben, dass mindestens die ersten 300 Nummern alle um 16.00 Uhr einbestellt wurden. Nun denn – wir machen den Ticketlimbo mit. Es werden die Nummern der Reihe nach aufgerufen und ins Gebäude gebeten. Das geht zackig – wir sind überrascht. Die Ernüchterung stellt sich aber sogleich ein: Im Innern sind Stuhlreihen aufgestellt, wir sind jetzt also erstmal der Reihe nach einsortiert, kaufen können wir aber noch keine Tickets. Etwa eine Dreiviertelstunde später haben wir unsere Tickets. Und zu unserer grossen Überraschung können wir noch aus der vollen Auswahl der verschiedenen Rundgänge auswählen. Seit neuestem gibt es 8 Rundwege, kürzere, längere und verschiedene Highlights von Machu Picchu sind in den unterschiedlichen Runden enthalten, jedoch bei keinem alle. Der Weg 2B ist für uns der passende. Es ist mitunter die längste Runde durch Machu Picchu und wir können auf diesem Weg verschiedene Abschnitte von Machu Picchu anschauen.

Anschliessend kaufen wir beim lokalen Busunternehmen völlig überteuerte Bustickets, um dann rechtzeitig mit dem Bus von Aguas Calientes zum Eingang zu Machu Picchu zu fahren. Schliesslich wollen wir den Rundgang frisch und neugierig starten können. Der Aufstieg zu Fuss wäre ebenfalls machbar, aber es sind etwa 500 Höhenmeter, welche fast ausschliesslich über steile Steintreppen zurückgelegt werden müssen. Der Abstieg nach der Besichtigung werden wir aber machen, so fühlen wir uns auch etwas wie Inkas, die durch die steilen Hügelzüge der Anden wandern.
  • Ticketbeschaffung vor Ort ist möglich für den Folgetag, je früher beim Ministerium für Tourismus eine Nummer abgeholt wird, desto vollständiger ist die Auswahl der verschiedenen Rundgänge.
  • Das Ticket Machu Picchu für Ausländer kostet für einen Rundgang 152 Soles – etwa 36 Schweizer Franken. Ein Rundgang inklusive eines Spitzes (Machu Picchu oder Huayna Picchu) kostet 200 Soles für Ausländer – etwa 47 Schweizer Franken.
  • Busticket für die Fahrt von Aguas Calientes zum Eingang von Machu Picchu kostet etwa 50 Soles – ungefähr 12 Schweizer Franken. Der Retourweg ist nochmals gleichteuer, weshalb sich der Abstieg zu Fuss für uns lohnt.
  • Touristenguides, welche uns Machu Picchu erklären, sind bei der Bussstation wie auch direkt vor dem Eingang verfügbar. Eine Privatführung hätte zwischen 230 und 280 Soles – ca. 60 Schweizer Franken – gekostet. Wir haben uns als Teilnehmer einer kleinen Gruppe zur Verfügung gestellt und haben so 50 Soles p.P. in einer Fünfergruppe bezahlt. Mit etwas Geduld lassen sich passende Besucher von Machu Picchu finden, die Suche hat der Guide für uns übernommen.

Machu Picchu – die Landwirtschaftszone

Unser Rundweg führt uns zuerst durch die Terrassen vor der eigentlichen Stadt Machu Picchu. Wie vielerorts wo die Inka Landwirtschaft betrieben haben wurden auch hier zuoberst auf dem Hügelzug Machu Picchu Steinterrassen errichtet, mit verschiedenen Schichten aufgefüllt und zuoberst fruchtbarer Humus von anderen Regionen Perus ausgebreitet damit die Pflanzen ein gutes Wachstumsumfeld vorfinden. Und spannend ist die Wasserversorgung von Machu Picchu. Gleich oberhalb der Siedlung entspringt Quellwasser aus dem Berg. So musste wenigstens das Wasser zur Bewässerung nicht vom Fluss Urubamba den Hügel heraufgetragen werden.
Heute wird das Wasser fast vollständig von dem einzigen Hotel, welches es auf dem Machu Picchu gibt, genutzt.

Machu Picchu – das Wohnviertel

Von den Inka-Terrassen gehen wir durch das Sonnentor auf die andere Seite der Stadtmauer und kommen direkt ins Wohnviertel von Machu Picchu. Im Kern des Wohnviertels steht der Sonnentempel, welcher in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Königspalast errichtet wurde. Besonders die Tempel wurden aufwändig gebaut und mit astronomischen Funktionen versehen. So ist der Sonnentempel aus massiven, passgenauen Steinblöcken errichtet worden, aber nicht etwas mit geraden Mauern, nein. Der Sonnentempel besteht aus gerundeten Steinblöcken und hat entsprechend eine runde Form – faszinierend! Hinzu kommen die perfekt ausgerichteten Fenster im Tempel, welche jeweils genau zur Winter- respektive Sommersonnenwende durchschienen werden. Daraus wird unweigerlich abgeleitet, dass die Jahreszyklen mit den klimatischen Veränderungen einen hohen Stellenwert bei den Inkas hatten.
Wir betrachten auf unserem Rundweg viele weitere, einfachere Wohnhäuser beziehungsweise vor allem deren Mauern, die die Zeit überdauert haben. Vielfach sind die Dächer nicht mehr erhalten. Dies ist sicherlich auch dem Fakt geschuldet, dass Machu Picchu über mehrere Jahrhunderte unbewohnt war und entsprechend die Vegetation nach und nach das Gebiet wieder für sich beanspruchte. Wie uns unsere Führerin erklärt, war das so bis Anfang 20. Jahrhundert als lokale Landwirte erneut die Terrassen für Landwirtschaft herrichteten und Ackerbau betrieben. Die eigentliche Entdeckung kurz darauf durch den amerikanischen Forscher und Entdecker Hiram Bingham war dann mehr Formsache, da er angeblich durch lokale Helfer zu Machu Picchu geführt wurde und nicht einen unerwarteten Sensationsfund gemacht hatte. Machu Picchu war zu dieser Zeit bei der indigenen Bevölkerung recht bekannt.

Machu Picchu – Hauptplatz und Handwerksviertel

Unser Rundgang führt uns vorbei am grossen Hauptplatz, wo früher Zeremonien und Festspiele stattfanden. Heute ist es eine grosse Wiese, die von Lamas und Alpakas, die hier frei herumlaufen, als Futterquelle genutzt wird. Im Handwerksviertel kommen wir an den wenigen mehrstöckigen Häusern in Machu Picchu vorbei. Im Erdgeschoss wurden verschiedene handwerkliche Tätigkeiten ausgeführt und der obere Stock – wir würden sagen Estrich – wurde vorwiegend als Lagerraum genutzt. Speziell dabei ist, dass die meisten Geschosse nicht im Innern der Häuser verbunden waren, sondern einen separaten Zugang von aussen, meist über die dahinterliegende, nächsthöhere Terrasse realisiert wurde.

Fazit zu Machu Picchu

Wir sind trotz der etwas komplizierten Anreise froh, den Weg nach Machu Picchu auf uns genommen zu haben. Die eindrückliche Landschaft rund um Machu Picchu macht nur schon den Ort an sich zum Erlebnis. Tief unten im Tal schlängelt sich der Urubamba-Fluss um den hoch herausragenden Bergzug Machu Picchu und gleich auf der anderen Seite ragen noch höhere, genauso steile Berge empor. Und auch auf den umliegenden Hügeln gibt es angeblich noch viele unentdeckte oder nicht restaurierte Inka-Wege, welche über die Bergketten hinweg die verschiedenen Inka-Städte miteinander verbinden. Wir stellen uns für einen Moment vor wie das wohl war, von Machu Picchu aus ins Tal zu blicken und schon Stunden vor der eigentlichen Ankunft die anreisenden Inka-Nachbarn zu sehen.

Es gäbe noch weitere Möglichkeiten für spektakuläre Ausblicke. So kann der Gipfel Machu Picchu oder der etwas weniger hohe Spitz Huayna Picchu bestiegen werden. Dies wäre aber mit einem anderen Rundgang gekoppelt, kostet zusätzlich und ist nur am Morgen möglich. Bei unserem Rundgang fehlte ausserdem ein super Highlight: der Kondor-Tempel, diesen haben wir nur von aussen besichtigt. Und zu guter Letzt ist seit einigen Jahren die Besichtigung der Sonnenuhr nicht mehr möglich da sie bei Dreharbeiten von einem lokalen Fernsehsender beschädigt wurde und darauf für alle Besucher gesperrt wurde. Trotz all den Stationen, die wir jetzt nicht sehen konnten, haben wir die Tour durch Machu Picchu richtig genossen. Der grosse Aufwand, der durch die Inkas betrieben wurde, um eine Stadt zuoberst auf einem Bergkamm zu errichten – heute fast unvorstellbar mit den damaligen Möglichkeiten.

Trotz allem ist Machu Picchu ein riesiger Touristenmagnet und eine wahre Gelddruckmaschine für ein paar Leute hier. Das Dorf Aguas Calientes ist nur durch den Tourismus rund um Machu Picchu entstanden und hat demensprechend auch wenig Charme. Das Highlight ist sicherlich die Bahnlinie, die direkt durch den Ort verläuft und somit den charakteristischen, aber nicht historischen, Zügen für ein einzigartiges Schauspiel sorg.
Seit Jahren werden die Pfade, die man betreten kann, um Machu Picchu zu besichtigen immer mehr beschnitten, nicht zuletzt auch mit den neuen Routen, die es erst seit Juni 2024 gibt – es gibt zwar mehr Routen, die Gesamtstrecke wurde aber verringert. Immer wieder gibt es Verhaltensverstösse für das ideale Foto, welche der antiken Anlage schaden (und polizeilich geahndet werden), was zu noch mehr Einschränkungen führt. Unser Guide ist sich sicher, das Machu Picchu früher oder später komplett für die Öffentlichkeit geschlossen werden wird.

Nun bleibt uns nur noch der Abstieg über die Steintreppen zurück nach Aguas Calientes und schliesslich sollten wir dann am nächsten Tag auch wieder zurück zu unserem Campervan Ben. Bereits nach zwei Nächten in einem Hotel in Aguas Calientes vermissen wir die Vertrautheit und Gemütlichkeit in unserem Campervan und freuen uns auf unser Zuhause auf vier Rädern.

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Wir sind Paddy und Mimi, ein reisehungriges Paar aus der klitzekleinen Schweiz mitten in Europa. Wir bezeichnen uns selber als Slow-Traveler, da wir gerne genügend Zeit an einem Ort oder in einem Land verbringen. So klappern wir nicht ausschliesslich die typischen Sehenswürdigkeiten ab sondern lernen gerne auch die Kultur des jeweiligen Landes näher kennen.

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