Humberstone Salpeterwerke

von | 08. Nov. 2024 | Chile, Südamerika | 0 Kommentare

Wie angekündigt sind wir auf der Rundreise durch den Norden von Chile. Wir sind etwas überrascht, wir haben zwar in der Atacamawüste bei San Pedro de Atacama gestartet, aber der ganze Norden von Chile scheint eine einzige Wüste zu sein. Stundenlang fahren wir durch Stein- und Sandlandschaften. Es ist staubig, aber dafür sind wir auf sehr guten Strassen unterwegs: Das ist der Vorteil von Chile. Die staatliche Infrastruktur ist einiges fortgeschrittener, als in den meisten Lateinamerikanischen Ländern, die wir bis jetzt besucht haben. Mit der Negativfolge, dass auch die Bürokratie allem über den Kopf wächst. Bürokratie und Latinos, aus unserer Sicht eine fatale Mischung, die ein Land auch komplett lähmen kann, so schlimm ist es aber dann doch noch nicht in Chile. Aber zurück zu unserem Ziel: Die Humberstone Salpeterwerke.

Die Ruine der Humberstone Salpeterwerke

Mitten in der wüstenartigen Landschaft im Norden von Chile hat sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Mine und Raffinierungsstätte für Salpeter gebildet. Ursprünglich durch eine private Gesellschaft wuchs Humberstone zu einer kleinen Siedlung mit bis zu 3’500 Einwohnern, die sich alle dem Abbau von Salpeter und deren Raffinierung zu Natriumnitrat und Jod widmeten. Besonders die anhaltenden Kriege Anfang des 20. Jahrhunderts trugen zum Aufschwung bei, da Natriumnitrat ein Hauptbestandteil von Schwarzpulver ist. Als die Kriege langsam zu Ende gingen wurden alternative Verwendungen wie zum Beispiel als Düngemittel in den Vordergrund gerückt. Das trug zu wenig zum Absatz bei weshalb die Humberstone Salpeterwerke schliesslich 1961 geschlossen wurden. Seitdem waren die Gebäude und Industriehallen der Witterung der Wüste ausgesetzt. Wir können heute Humberstone als Freilichtmuseum betrachten. Wir schlendern durch die staubigen Gassen zwischen den einfachen Blechhütten und fühlen uns in der Zeit zurückversetzt. Humberstone könnte geradesogut eine Kulisse für einen Westernfilm abgeben. Durch die vielen Leute, die in der Wüste gelebt hatten, hat es alles, was eine Siedlung ausmacht: Kirche, Theater, Markt, Schulen, Wohnhäuser, Zahnarzt bis hin zu den industriellen Anlagen inklusive Bahnhof und alten Dampflokomotivskeletten.

Das heutige Museum ist fein säuberlich hergerichtet und umfasst verschiedenste Aspekte des Lebens um den Beginn des 20. Jahrhunderts. Wir sehen Dokumentensammlungen, Spielzeugsammlungen, Werkzeug- und Werkstättensammlungen. Besonders interessant sind für uns auch die einfachen, aber doch vielfältigen Lebensverhältnisse. In jeder Wohnung gab es schon damals eine Dusche, nicht schlecht denken wir. Aber ansonsten waren es wohl sehr lange Einsätze beim Abbau von Salpeter oder deren Raffinierung – also doch kein wirklich angenehmes Leben mitten in der Wüste.
Die Atmosphäre ist eindrücklich, überall wehen verwitterte Wellbleche im zügigen Wind. So ist es nie still, überall klappert und raschelt Etwas. So wirkt Humberstone schon ein wenig einschüchternd, wie ein Tatort aus einem schlechten Horrorfilm. Nun, es ist eindrücklich eine Wüstensiedlung aus einer längst vergangenen Zeit zu sehen!

Wir machen uns jetzt über Iquique wieder auf den Rückweg nach Calama. Von da geht es wohl bald zurück nach San Pedro de Atacama und dann über den Paso Jama nach Argentinien.

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