Nach einiger Wartezeit und Ungewissheit, ob wir dieses Highlight noch erleben dürfen auf unserer Mittel- und Südamerikareise sind wir endlich in der Gewissheit: Wir besuchen den sechsten von sieben Kontinenten in unserem Leben! Willkommen in der Antarktis!
Unser Antarktis-Abenteuer ist vollgepackt mit grossartigen Erlebnissen, welche wir euch näherbringen wollen und von denen wir natürlich auch tausende Fotos gemacht haben. Um dem nur ansatzweise gerecht werden zu können, haben wir uns entschieden zwei Blogbeiträge daraus zu machen. Mit diesem Blogbeitrag starten wir also mit Teil 1 unserer Antarktisreise.
Drake-passage
Bevor wir zu dem Punkt kommen und wirklich in der Antarktis Fuss auf den südlichsten Kontinent auf der Erde setzten steht uns die Überfahrt von Ushuaia zur Antarktis bevor: die Drake-Passage. Wir setzen abends um sechs Uhr Segel, beziehungsweise lassen die grossen Dieselmotoren starten, und setzen Kurs durch den Beagle Channel hinaus aufs offene Meer. Die Drake-Passage ist etwa 900km lang und durch die raue See berühmt berüchtigt. Wir haben etwas mehr als 4m hohe Wellen, also verhältnismässig ruhiges Meer (die Crew nennt es Drake-Lake, so ruhig ist es) und einen erstklassigen Service an Bord des Schiffs World Explorer. Langweilig ist die Drake-Passage aber keinesfalls. Die Tage werden neben drei Mahlzeiten mit interessanten Vorträgen von Biologen, Geologen und anderen Spezialisten sowie Sicherheits-Briefings für die kommende Antarktis-Expedition gefüllt.
Das Wetter ist bei der Überfahrt ebenfalls unser Freund und wir kommen etwa 18h früher als geplant am dritten Reisetag im Yankee Harbour an, so dass wir bereits einen zusätzlichen Ausflug machen können. Schroffe Bergspitzen, dunkler Stein und überwältigende Eis- und Schneemassen begrüssen uns in der Antarktis. Was für ein majestätischer Anblick!
Wildnis und spannende Tierwelt der Antarktis
Dank der frühen Ankunft können wir sogleich aufbrechen auf unseren ersten Ausflug, weg vom grossen Schiff und kommen das erste Mal in Kontakt mit der Natur der Antarktis. Die Ausflüge sind Landgänge oder Zodiac-Cruises (Schlauchboote), oft auch Kombinationen aus Landung und Zodiac-Cruise.
Eselspinguine begrüssen uns fast auf jedem Landgang oder Zodiac-Cruise. Diese Pinguine sind in der letzten Phase ihres natürlichen Rhythmus bevor sie in nicht zufrierende Gegenden migrieren, um nicht von ihrer Futterquelle abgeschnitten zu werden. Ausserdem sehen wir Adeliepinguine, was so spät in der Saison eine echte Überraschung ist, da sie sich mit der Erderwärmung immer mehr südlich zum Pol hin verziehen. Daneben gibt es ausserdem Riesensturmvögel, und weitere beeindruckende Vögel in der Luft, die die ganze Szenerie begleiten.
Wir werden in diesem Blogbeitrag nicht jede einzelne Landung einzeln beschreiben. Die Highlights haben wir für euch kompakt zusammengefasst. Vereinzelt tauchen Seebären auf oder Seeleoparde, die es auf die jungen Pinguine abgesehen haben. Und natürlich nicht zu vergessen: Buckelwale! So spät gegen Ende des Sommers in der Antarktis sind besonders viele Wale unterwegs, da sie nur hier im eisigen Wasser der Antarktis grosse Krillschwärme finden, die die Hauptfutterquelle der Walfische sind. Sobald das antarktische Meer zufriert, gibt es auch weniger Futter für die Wale und sie gehen auf ihre Migration in den Norden, bis zum Äquator, um dort ihre Jungen auf die Welt zu bringen. Jetzt sind wir aber zur perfekten Zeit hier, so dass wir auf jedem Ausflug und auch oft vom grossen Schiff aus gleich mehrere Buckelwale beobachten können.
Ausserdem ist die folgende Begegnung ein riesiges Highlight: Wir sehen Orcas! Dazu aber später mehr.
Portal Point – Schritt auf das Festland der Antarktis
Über Nacht sind wir ein gutes Stück weiter in den Süden gefahren und haben einen ganz besonderen Schritt im wörtlichen Sinne vor uns. Heute werden wir mit den Zodiacs, den kleinen Beibooten, auf das Festland des Kontinenten Antarktis gebracht. Wir setzen also zum ersten Mal in unserem Leben Fuss auf antarktisches Festland. Frei angelehnt an ein berühmtes Zitat aus der Raumfahrt ist es ein kleiner Schritt für unseren Körper, aber ein grosser Schritt für unsere Lebensgeschichte!
Am Nachmittag treffen wir am Landungspunkt Graham Passage auf Adeliepinguine. Im Unterschied zu den Eselspinguinen sind sie minim kleiner und haben einen komplett schwarzen Kopf – inklusive Schnabel. Mit ihrem schwarz-weissen Federkleid sind sie perfekt in der Landschaft der Antarktis getarnt zwischen schwarzen Felsen und weissem Schnee.
Interessanterweise finden wir auch etwas Vegetation in der Antarktis. Weil die Natur einen ganzen Sommer lang Zeit hatte, sind gewisse Schneefelder in Grüntönen und häufig direkt angrenzend in Rottönen eingefärbt. Wir lernen von unserer versierten Expeditionscrew bestehend aus Biologen, Ornithologen, Geologen und weiteren, dass dies Schneealgen sind, die für die spezielle Farbgebung verantwortlich sind. Ihr Wachstum in dieser harschen Umgebung der Antarktis ist extrem langsam, weshalb wir diese Algen nur jetzt zum Ende des Sommers sehen können. Anschliessend an den Landgang sehen wir ein weiteres Spektakel: Ein Seeleopard frisst einen Pinguin zwischen Eisbergen. Wir schauen gebannt von unserem Zodiac hinüber zum Mittagessen der Robbe. Immer und immer wieder wird der bereits tote und gehäutete Pinguin vom Leopard Seal hin und her geschleudert, um schliesslich einen Fetzen loszureissen und zu fressen. Etwas makaber, aber so ist in der Wildnis der Lauf des Lebens: Fressen und gefressen werden.
Orcas in der Abendsonne
Wir sind bereits wieder auf dem Weg zu unserem Stopp vom nächsten Tag. Und dann werden wir durch eine Durchsage auf Orcas im Meer voraus aufmerksam gemacht. In goldenem Sonnenuntergangslicht beobachten wir eine grössere Gruppe von bestimmt 8 oder 9 Packeis-Schwertwale, oder eben Orcas, vom Beobachtungsdeck aus. Immer wieder tauchen die riesigen Finnen der massiven Orcas aus dem Wasser. Über eine halbe Stunde verfolgt der Kapitän für uns Gäste die Orcas in der Meerenge, bevor wir unseren eigentlichen Kurs fortsetzen. Eindrücklich – und so haben wir nach unserer vergeblichen Wartezeit auf der Valdes-Halbinsel doch noch Orcas im offenen Meer beobachten dürfen. Wir sind bereits jetzt schon begeistert von all diesen Tierbeobachtungen. Es werden noch viele weitere folgen in den kommenden zwei Tagen, die wir in der Antarktis verbringen.
0 Kommentare