Willkommen in der wohl ansprechendsten Stadt von ganz Südamerika! Wir verbringen einige Tage ohne Campervan Ben in der Hauptstadt Argentiniens. Anscheinend wir Buenos Aires auch als Paris Südamerikas bezeichnet, was wir nach unseren Eindrücken bestätigen können. Die Häuserschluchten werden vielfach durch dichtes Grün durchbrochen, die breiten Strassen bilden so grüne, pulsierende Lebensadern der Stadt. Nicht nur das, aber auch das macht Buenos Aires richtig einladend. Und es gibt viel zu sehen: Architektur, Kultur, Fussball – für jeden und jede ist etwas dabei!
Teatro Colón
Als eine Station auf unserer Touristen-Rundfahrt über mehrere Tage durch die Stadt bietet sich das Theater Colón an. Es ist weltweit bekannt und wurde kurz nach dem Start des 20. Jhd. eingeweiht. Bis zu seiner Eröffnung wurden drei europäische Architekten benötigt, da die ersten zwei frühzeitig aus dem Leben schieden. Für gewisse Personen ist das Theater Colón entsprechend auch verflucht. Uns betrifft dieser Fluch nicht, wir erfreuen uns an den schön restaurierten Gebäudeelementen wie einer mit Blattgold veredelten Decke in einem Foyer und handwerklich ausgereifte Malerarbeiten. Insgesamt ist es eine Mischung aus vielen älteren, prunkvollen Stilrichtungen. Ausserdem ist die Akustik durch die Hufeisenform des Theatersaals sehr gut. Ausgeklügelte Resonanzkammern unter den Balkonen ermöglichen eine analoge Verstärkung der Stimmen auf der Bühne was so die Hörbarkeit aller Details bis in die hinterste Reihe und den 7. Rang ermöglicht. Besonders spannend auf unserer Tour durch das Theater Colón ist die Lichtprobe. Wir fallen zwischen Theateraufführungen, das heisst in den nächsten 2, 3 Wochen findet keine Vorführung statt. Es wird aber fleissig an der nächsten Produktion gearbeitet. So wohnen wir der Lichtprobe für eine kleine Szene von einem über dreistündigen Werk bei. In den 10 Minuten, in welchen wir im Theatersaal sind, registrieren wir keine Bewegung auf der Bühne und im Bühnenbild. Einzig der Scheinwerferkegel wird auf die Szene abgestimmt: Etwas schmaler, doch etwas grösser, aber auf der Seite abgeschnitten. Wir haben uns das noch nie so überlegt, aber verrückt wie viel Zeit wohl in die Vorbereitung einer Theateraufführung fliessen muss.
Geburtsort des Tangos
Buenos Aires wird nachgesagt, die Geburtsstädte des Tangos zu sein. Ganz so klar ist dies wohl nicht, aber sag das bloss keinem stolzen Argentinier aus Buenos Aires. Wir gehen etwas auf die Suche. Im Zentrum werden jeden Abend hunderte Touristen durch die Tango-Shows geschleust. Das Programm ist aber wenig überzeugend, relativ teuer und die besten Plätze werden für die Gäste bereitgestellt, die ein eher teures Abendessen dazu buchen. Im Park Barrancas de Belgrano finden wir einen ersten Vorgeschmack auf den Tango. In einem überdachten Pavillon treffen sich hier tanzwillige Menschen immer am Wochenende am Abend, um mit wechselnden Tanzpartnern Tango zu tanzen. Wir finden das spannend! Es gibt Anfänger und Amateurprofis gleichermassen. Wir als absolute Laien sehen das sofort mit unserem Kennerauge. Das reicht uns aber dann doch noch nicht. Schliesslich buchen wir eine Tango-Show in einer Fussgängerzone etwas südlich vom Zentrum. Wir sind wegen dem über 1.5km langen Markt hier, aber wieso gönnen wir uns eigentlich nicht einen tieferen Einblick in die Welt des Tangos. Gesagt, getan, gebucht. Wir sind fasziniert! In extremem Tempo tanzen die drei Tanzpaare in für uns wirklich eindrücklichen exakt getakteten Tanzschritten über die Bühne, teilweise sogar zwischen dem Publikum hindurch und als akrobatische Abwandlung an Seilen über dem Publikum. In einer Stunde haben die Tänzer viele verschiedene Tango-Formen in eine aufgeladene Show gepackt. Eindrücklich, und faszinierend wie hier in Buenos Aires Tango sogar als Lebensphilosophie und nicht bloss als Tanzart gelebt wird.
Palermo – das Viertel, um zu verweilen
Ob mitten in der Nacht oder zum Frühstückskaffe. Palermo ist das Stadtquartier, um alle gastronomischen Gelüste zu stillen. Wir sind auf einer kleinen Mission. Wir testen nach vielen Empfehlungen von anderen Reisenden, die vor uns in Buenos Aires waren, die exquisiten Glace-Läden durch. Einer nach dem anderen, aber besonders Alchemy hat es uns angetan. Eis aus lokaler Produktion mit ausgefallenen Geschmacksrichtungen: Blauschimmelkäse-Eis gibt es genauso wie zum Beispiel Randen-Eis oder Wasabi-Avocado mit einer scharfen Note. Selbst Kartoffel-Eis gibt es, verrückt. Und alle auf ihre Art raffiniert ausgewogen und deshalb lecker! Die süssen Eissorten überzeugen genauso. Wir sind im Glace-Himmel. Und das war nur der persönliche Favorit. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, mussten wir dummerweise einige Glace-Läden ausprobieren in Buenos Aires – wir haben’s genossen. Die Argentinier machen den Italienern mit dem besten Eis Konkurrenz.
Tigre – Puerto de Frutos
Als Ausflug etwas ausserhalb von Buenos Aires ist uns Tigre empfohlen worden. Das ist ein etwas kleinerer Vorort im Norden von Buenos Aires. Besonders der alte Fruchthafen ist ein Besuchermagnet. Alles dreht sich um das direkt am Hafen angrenzende Flussdelta des Flusses Paraná de las Pamas. Irgendwie überzeugt uns dieser Ort aber nicht so recht. Wir haben keine Lust auf eine Rundfahrt auf dem Fluss, im Fruchthafen sind viele Marktstände geschlossen oder verkaufen Souveniers die uns wenig interessieren. So bleibt uns nur die Zugfahrt nach Tigre und zurück und ein Kaffee am Fluss als verlegener Lückenfüller. Mehr gibt Tigre für uns nicht her. Es ist wohl stark Saison-Abhängig und am Wochenende ist vielleicht bedeutend mehr los. Aber dann scheint es auch schon wieder überfüllt zu sein – nun ja, alles in allem nicht unsere Touristendestination.
Buenos Aires – wir würden wieder kommen
Die acht Tage in Buenos Aires haben wir wirklich genossen. Wir verbrachten einige Zeit mit touristischen Attraktionen, aber auch einfach mit etwas Zeit in der Stadt zu verbringen. Und genau dafür ist Buenos Aires ideal: Zeit, um zu verweilen. Kulinarisch gibt es viele Angebote, grüne Pärke und Strassenzüge als kleine, natürliche Rückzugsorte und für Kulturbegeisterte gibt es die höchste Theaterdichte weltweit. Hinzu kommen der Tango und die vielen Märkte, wobei wir nur auf einem waren. Und den buntesten Fleck in ganz Buenos Aires im Quartier Boca lockert das Ganze wieder auf, wenn es mal zu grau wäre in dieser Weltstadt. Uns gefällt Buenos Aires, wir würden wohl sogar wiederkommen, wenn wir wieder einmal in der Nähe sein sollten.
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