Cordillera Blanca

von | 16. Juli 2024 | Peru, Südamerika | 0 Kommentare

Nach der mehrtägigen Fahrt durch recht karges, wüstenartiges Gebiet an der Nordküste von Peru fahren wir nun von Meeresniveau direkt auf etwa 3000 m.ü.M. nach Huaraz. Huaraz ist die grösste Stadt in der Nähe der Cordillera Blanca – einer mächtigen und bekanntesten Bergkette der Anden. Wir wählen bewusst Huaraz, um uns wiederum ein wenig an die Höhe zu gewöhnen bevor wir uns auf Wanderungen in die Cordillera Blanca wagen. Die Region ist bekannt für einige sehr schöne (und anstrengende) Mehrtages-Wandertouren und auch für Bergsteiger. Bergführer und -steiger kommen aus der ganzen Welt hier hin für Ausbildungskurse und natürlich die herrliche Bergkulise.
Lustig für uns ist auch, dass wir hier immer mal wieder die Schweizer Marke Mammut entdecken. Das Unternehmen hat wohl schon länger bemerkt, dass Bergsport hier ein grosses Thema ist und gehört hier zu den grösseren Marken-Platzhirschen.

Laguna 69

Das erste Highlight in der Cordillera Blanca ist die recht bekannte Laguna 69. Sie heisst so, da die vielen Seen im Nationalpark Huascarán katalogisiert und entsprechend mit einer Nummer versehen sind. So hat diese eine Lagune also keinen echten Namen, sondern wird immer nur mit ihrer Nummer referenziert. Als Basiscamp dient uns die Ebene rund um die zwei Lagunen von Llanganuco, hier verbringen wir eine erste, herrlich ruhige Nacht.
Direkt beim Start der Wanderung zur Laguna 69 gibt vom Nationalpark aus einem einfachen Campingplatz, wo wir ohne zusätzliche Kosten – der Eintritt in den Nationalpark war schon teuer genug – die zweite Nacht verbringen können.
Hier gibt es viele freirumlaufende Kühe, Esel, Pferde und Lamas. Eine Kuh hat so Freude an unserem Ben, dass sie die Nacht durch unseren ganzen Van rundherum abschleckt. Nun haben wir einmal um den Van eine Schleck-Linie mit interessantem Muster. Das Geräusch, wenn man im Van liegt und schlafen möchte, während eine Kuh am Auto leckt ist auch noch spannend. Patrik ist nicht so amüsiert über das neue Design unseres Vans, Mimi findet es einfach nur lustig – beim Nächsten Regen wird die Kunst auch wieder verschwunden sein.

Frühmorgens vor den grossen Touristenströmen aus Tourbussen nehmen wir die ersten Meter der Wanderung unter die Füsse. Es ist um sieben Uhr noch kalt und schattig da wir von sehr hohen Bergen, weit über 5’000m umgeben sind.

Die Wanderung ist echt schön, über etwa 8km führt der Wanderweg zuerst an einem Bergbach entlang zu einem Wasserfall. Jetzt beginnt der anstrengende Teil. Wir steigen von 3800m bis auf etwa 4600m zur Lagune auf. Die Höhe macht sich bemerkbar, die gute Akklimatisation zahlt sich jetzt aber definitiv aus. Trotzdem benötigen wir für den einigermassen kurzen Weg wegen der Höhendifferenz etwa 3h. Und endlich erblicken wir ein tiefes Blau hinter der letzten Kuppe auf unserem Weg. Wir haben die Lagune 69 erreicht! Und wie wunderschön sie ist. Hinter der Lagune thront der Cacraraju mit über 6’000m und seinem ewigen Schnee und Eis. Die dunkelgrauen, schroffen Felsen kontrastieren das türkisblau der Lagune 69 – herrlich dieser Anblick. Und es fühlt sich fantastisch an in den unendlich scheinenden Tälern der Anden, umgeben von den schneebedeckten, majestätischen Bergen in aller Einsamkeit zu wandern.
Nun, mit der Einsamkeit ist es bald vorbei, kaum machen wir uns auf den Rückweg, werden wir auch schon von der ersten geführten Wandergruppe gekreuzt. Und es wird nicht die letzte sein, es sind zwar nicht hunderte – aber doch etwa drei Tourbusse, die ihre Gäste auf dem Wanderweg abgesetzt haben. Für solche Touristenhotspots lohnt es sich eben doch immer früh aufzustehen – so konnten wir die Lagune 69 noch für uns alleine geniessen, vor dem grossen Andrang an dem einen Montag, als wir da waren.

Laguna Paron

Noch etwas weiter nördlich in der Cordillera Blanca befindet sich die Lagune Paron. Nach der ersten müssen wir mindestens eine weitere Lagune besuchen, um den ersten Eindruck etwas einordnen zu können. Vielleicht sind ja alle Bergsehen hier oben ähnlich eindrücklich?
Da die Lagune wiederum nur über unbefestigte, schlechte, weil mit Schlaglöchern übersäte, Strasse zugänglich ist, gönnen wir unserem Campervan Ben eine wohlverdiente Pause und nehmen ein Collectivo (eine Art Sammeltaxi) um zur Lagune zu gelangen. Wie die Einheimischen auf Pendlerstrecken gibt es hier Sammelbusse die zu einem kleineren Preis als ein Taxi uns Touristen zur Lagune Paron fahren. Einzig der Preis ist nicht derselbe, wie so oft wird ein heftiger Aufschlag, etwa das Dreifache einer regulären Rate, für uns Touristen veranschlagt.
Nun denn, sei’s drum. Wir sind gespannt auf die Lagune Paron. Und tatsächlich: Die Lagune Paron wartet mit ähnlichen türkistönen auf uns. Die umliegenden Berggipfel sind ebenfalls verschneit und in ewiges Eis gehüllt. Dieser Anblick wird einfach nie langweilig! Die Strasse führt quasi direkt an die Lagune, somit bleibt uns die fünfstündige Wanderung wie bei der Lagune 69 erspart, für einen ähnlich eindrücklichen Bergsee in den Anden.
Wir vertreten uns ein wenig die Füsse; es führt ein Weg am See entlang und ein weiterer Weg geht hinauf zum Mirador – dem Ausblickpunkt. Wir sehen uns beides an bevor die Wartezeit von unserem Busfahrer abgelaufen ist und wir uns auf den Rückweg in die Stadt Caraz machen wo unser geliebter Campervan Ben auf uns wartet.

Pastoruri Gletscher

Das dritte Highlight, das wir uns in der Cordillera Blanca gönnen ist der Pastoruri Gletscher. Dieses Mal, um die Kosten etwas zu mässigen, Campieren wir direkt beim Kontrollhäuschen des Nationalparks, um am nächsten Morgen früh zum Pastoruri Gletscher zu fahren. So müssen wir hier den Nationalparkeintritt nur für einen Tag bezahlen.
Nur ein kurzer Fussmarsch vom Parkplatz entfernt mündet die Gletscherzunge in einen kleinen Gletschersee, welcher schliesslich einer der vielen Bergbäche in der Cordillera Blanca speist.
Kurz heisst einen circa 2km, fast ebenen, breiter Wanderweg. Allerdings sind auf 5’000m die 2km und etwa 170 Höhenmeter bereits einigermassen anstrengend.

Eindrücklich, wie das ewige Eis hier oben das ganze Jahr ein wenig schmilzt und wieder ein wenig dazu gewinnt mit dem natürlichen Niederschlag. Wie vielerorts auf der Welt zieht sich der Pastoruri Gletscher aber zurück. Dort wo heute der Gletschersee ist, lag vor einigen hundert Jahren noch der Gletscher in seiner vollen Dicke. So ist wohl der Lauf des Lebens inklusive des Planeten: Alles verändert sich, manches schneller und manches – wie dieser Gletscher – sehr langsam und trotzdem stetig.

Nun wir geniessen den prächtigen Anblick solange er noch existiert. Der schnelle Rückgang ist aber schon eindrücklich. Vor einigen Jahren war noch eine Eisbrücke interessantes Fotomotiv, da der Gletscher noch über den Gletschersee ragte. Heute hat sich der Gletscher aber bereits hinter die Wasserfläche zurückgezogen. Die Abbruchkante mit tiefblauen Verfärbungen ins Innere des Gletschers sehen trotzdem kunstvoll aus. Wir geniessen einige Momente beim Gletscher über 5’000m, machen natürlich ein paar Fotos und sind dann wieder auf dem Sprung. Bei unserer Rückkehr am Parkplatz, ist der erste Bus angekommen und die Touristen machen sich nun auf den Weg zum Gletscher. Einmal mehr sind wir froh, früh aufgestanden zu sein, so hatten wir den Gletscher ganz für uns alleine.
Weiter geht unsere Reise – immer Richtung Süden. Wir melden uns mit den nächsten Höhepunkten der Reise bald wieder.

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