Día de los Muertos – Tag der Toten, Playa del Carmen

von | 25. Nov 2023 | Mexiko, Nordamerika | 0 Kommentare

Nach so viel Strand und Ruhe in El Cuyo zieht es uns zurück in die Zivilisation, speziell zum nächsten kulturellen Anlass der Mexikaner. Bald ist der Día de los Muertos, der Tag der Toten. Dieses Spektakel wollen wir uns nicht entgehen lassen und entsprechend machen wir in der Region rund um Playa del Carmen halt. Dieser Küstenort soll ideal sein, um auf der Yucatán-Halbinsel einen Eindruck des Día de los Muertos zu erhalten. Wir sind gespannt, lasst uns eintauchen in ein für uns Europäer ganz anderen Umgang mit dem Tod.

Brauchtum des Día de los Muertos

Besonders die Bedeutung des Tages der Toten ist eindrücklich. Einmal im Jahr kommen die Seelen der Verstorbenen aus dem Jenseits zurück, um mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen zu feiern. Entsprechend ist die Stimmung meist fröhlich in Volksfestmanier und viel weniger bedrückt als der Umgang mit dem Tod in der westeuropäischen Kultur normalerweise einhergeht. Überall werden Altare zum Gedenken an die Verstorbenen der Familien oder bei grossen Firmen auch der Angestellten aufgebaut, geschmückt und mit vielen Gaben für die Toten aufgestockt. Schliesslich soll es für die Gäste – sprich die rückkehrenden Verstorbenen – an nichts mangeln. So werden bei Altären für Erwachsene allerlei irdische Gaben bereitgestellt: Bier, Schnaps, Zigaretten, reichlich Essen und viel süsse Leckereien. Bei Altären welche besonders verstorbenen Kindern gewidmet sind wird entsprechend den Vorlieben der Kinder der Fokus noch mehr in Richtung Süssigkeiten gelegt. Im Allgemeinen gilt, dass bei den Altären viel Freiraum zur Gestaltung besteht. Spielte zum Beispiel ein Fahrzeug oder die Seefahrt eine grosse Rolle im irdischen Leben des Verstorbenen werden gerne auch Elemente wie zum Beispiel ein Lenkrad oder eine Kapitänsmütze mit auf den Altar gelegt.

In ähnlicher Manier werden auch die Gräber auf den Friedhöfen geschmückt, wenn auch nicht ganz so prunkvoll wie die Altäre. Es ist jedoch durchaus normal, über die Festtage mit der Familie auf den Friedhof zu gehen und rund um das Grab ein Picknick zu veranstalten. Einzig bei frisch errichteten Gräbern fühlen wir verständlicherweise eine Bedrücktheit der Angehörigen, ansonsten wird musiziert, gegessen und noch mehr getrunken und einfach Zeit mit den Verstorbenen auf dem Friedhof verbracht.

Der Höhepunkt des Festes stellen der 1. und 2. November dar. Am Ersten wird vorwiegend den verstorbenen Kinderseelen eine gute Rückkehr bereitet und die Aktivitäten entsprechend auf Kinderseelen ausgelegt. So können wir mitten in Playa del Carmen im Stadtpark die Krönung der schönsten Catrinas der Jugendlichen bewundern. Catrinas sind die weltliche Verkörperung der Toten durch Verkleidung als Skelett gemischt mit auffälligen Mottos und extrem bunten Kleidern.
Am zweiten November wird anschliessend den rückkehrenden erwachsenen Seelen die Aufmerksamkeit gewidmet.

Das Brauchtum geht einher mit vielen bunt verzierten Totenköpfen, Skeletten, Schädeln in allen Variationen und besonderem Blumenschmuck aus den einheimischen orangen Ringelblumen. Ausserdem ist es völlig normal, dass auch die Passanten mehr oder weniger als Catrinas – die Verkörperung der Toten – unterwegs sind. Viele tragen geschminkte Gesichter zur Schau und sind so Teil des Spektakels.

In anderen Teilen Mexikos finden zusätzlich Paraden der Catrinas statt, welche wohl der Höhepunkt des Spektakels für uns Touristen gewesen wäre. Leider hat sich seit Corona das Wiederaufleben des Brauchtums verzögert, weshalb wir in Playa del Carmen dieses Jahr keine Parade erleben können. In anderen Städten und Regionen gibt es die Prozessionen jedoch noch oder auch wieder.

Playa del Carmen

Wir sind gleich zu Beginn so ehrlich: Ohne den Feiertag des Día de los Muertos wären wir wohl nicht mehrere Tage in und um Playa del Carmen geblieben. Der Ort, besser gesagt das touristische Zentrum, fühlt sich eher wie eine amerikanische Vergnügungsstrasse an. Sie ist sehr stark auf Partygänger ausgelegt und allgemein der Konsum steht hier extremst im Vordergrund. Mit Mexiko hat dies nicht mehr viel gemeinsam. Auch der Strand ist an vielen Orten mit Resorts direkt bis ans Meer zugebaut und lädt nicht mehr sonderlich zum Baden oder Strandspaziergängen ein. Fairerweise muss erwähnt werden, dass durch die momentane Wetterlage extrem viele Algen an die ganze Küstenlinie der Südostseite von Yucatán gespült wird, das wäre in der Hauptsaison wohl besser und entsprechend wäre der Strand sicher einladender.

Puerto Morelos

Nicht weit von Playa del Carmen liegt ein Küstenort zwischen den zwei Touristenzentren Cancún und Playa del Carmen: Puerto Morelos. Hier fühlen wir uns wohler, die Küstenlinie ist zum Beispiel noch weitgehend frei, um ungehindert am Meer entlangzulaufen. Auch die Restaurants und Hotels in der ersten Reihe am Meer sind für Laufkundschaft offen und so ergibt sich ein freundlicheres Miteinander anstatt eines abgeschotteten Aussperrens wie teilweise in Playa del Carmen. Es gibt auch nur wenige Party-Möglichkeiten und entsprechend ist der Tourismus hier nicht jung und wild, sondern eher ruhig und gelassen, eben das von uns geschätzte, langsame Strandleben – fast wie auf einer Karibikinsel.

Vergnügungspark Xcaret

Als Attraktion mal noch etwas ganz Anderes: Ein Vergnügungspark auf mexikanisch mit einem spürbaren Einfluss der amerikanischen Vergnügungsparks. Wir wissen nicht so recht, ob wir die Idee von einem Parkbesuch in Xcaret toll finden sollen oder nicht. Schliesslich lassen wir uns wegen dem besonderen Theme im Park speziell zum Día de los Muertos zu einer Buchung überzeugen. Denn 120.- USD für einen Eintritt ist doch schon heftig für ein Tagesticket in Mexiko. Der Park ist auf die Natur fokussiert, wobei dies nicht mit Natürlichkeit verwechselt werden sollte. Es gibt ein Vogelhaus, ein Schmetterlingshaus sowie verschiedene andere Tiergehege. Hier können die lokale Flora und Fauna aus nächster Nähe betrachtet werden. Es werden auch Anstrengungen unternommen, um die Aktivitäten des Parkes mit Renaturierungs- und Konservationsprojekten aufzuwiegen. Für Mexiko sicher eine gute Idee, aber der Park ist derart als Spektakel aufgebaut, dass die ökologischen Aspekte für uns bestenfalls zweitrangig erscheinen.

Das Highlight der Aktivitäten im Park waren für uns die unterirdischen Flüsse – natürlich künstlich angelegt, aber wir können so unter dem Parkgelände hindurch treiben, bis wir wieder bei der Mündung des Flusses im Meer angelangt sind. Es gäbe noch viele weitere Aktivitäten, die aber alle noch extra bezahlt werden müssen. So zum Beispiel schwimmen mit Delfinen oder Haien, eine Fahrt auf einem Speedboot im Meer und weitere. Diese würden nochmals stark auf unser Tagesbudget schlagen und besonders ein Delfinschwimmen möchten wir auch aus ideologischen Gründen nicht unterstützen. Also geniessen wir noch den Abend im Park mit Bezug zum Día de los Muertos.

Das Maya-Dorf und der Friedhof im Park sind entsprechend des Brauchtums reich geschmückt und es sind zusätzlich diverse Altäre aufgestellt. Neben den geschmückten Parkteilen können überall lokale Getränke und Speisen probiert werden. Dies sind wir uns natürlich schon gewohnt aus Mexiko, für einen Gast, der sonst nicht viel durch Mexiko reist, ist dies sicher auch noch eine Bereicherung.

Und schliesslich die grosse Abendshow als die Hauptattraktion der Darbietungen im Park. Es werden theatralisch verschiedene Elemente der Mexikanischen und der vorangegangenen Mayakultur dargestellt. So sehen wir endlich mal in echt eine Version des Mayaballspiels Pelota. Die Spieler treffen den Ball wirklich nur mit dem Körper aber nicht mit den Füssen, dem Kopf oder den Vorderarmen und trotzdem sind sie in der Lage einen Ring auf ungefähr drei Metern Höhe mit dem Ball horizontal zu treffen. Weiter haben wir ein Feuerballspiel sowie fliegende Mayas, welche sich von einem drehenden Turm langsam schwingend abgeseilt haben bestaunen können. Und schliesslich wurde die modernere Geschichte der Mexikaner mit viel Musik und Tanz sowie des Stolzes verschiedener Landesteilen zelebriert. Alles in allem ein echtes Spektakel, für diese Show hat sich unser Besuch schon auch gelohnt.

Wir können zum Park Xcaret keine klare Empfehlung abgeben. Klar, für einen Kurzbesuch im Urlaub gibt der Park einen guten Überblick über viele Attraktionen, die auch einzeln in Mexiko noch authentischer erlebt werden können. Dann lohnt sich der Besuch mangels Zeit die einzelnen Stationen in Mexiko zu besuchen. Da wir schon einiges von Mexiko selber gesehen haben war der Park Xcaret nicht ein Muss, jedoch hatte es auch für uns genug Erlebnisse dabei, die wir im Nachhinein sicher nicht missen möchten.

Und nun, nach dem Día de los Muertos geht es für uns bald weiter in ein nächstes Land. Auf dem Weg zur Grenze machen wir noch einen Stopp bei der Maya-Ruine in Tulum, aber dann wirklich raus aus Mexiko und rein ins nächste Abenteuer auf unserer Reise!

Gefällt’s dir hier?

Wenn dir unser Blog gefällt und du gerne mehr von uns lesen und sehen möchtest, sind wir natürlich auch sehr froh, wenn du uns unterstützen möchtest. Oft sitzen wir stundenlang in Kaffes, schreiben unseren Blog, sortieren Bilder aus und bearbeiten sie. Da kommt eine ganz schön grosse Anzahl an Kaffes zusammen. Vielleicht magst du uns einen oder zwei spendieren?

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über uns

Wir sind Paddy und Mimi, ein reisehungriges Paar aus der klitzekleinen Schweiz mitten in Europa. Wir bezeichnen uns selber als Slow-Traveler, da wir gerne genügend Zeit an einem Ort oder in einem Land verbringen. So klappern wir nicht ausschliesslich die typischen Sehenswürdigkeiten ab sondern lernen gerne auch die Kultur des jeweiligen Landes näher kennen.

Momentan sind wir in:

Junín de los Andes, Argentinien

Unsere Weltkarte

Unsere neuesten Blogs

Córdoba – die Studentenstadt Argentiniens

Córdoba – die Studentenstadt Argentiniens

Wir befinden uns mittlerweile ein ganzes Stück weiter südlich, aber selbstverständlich weiterhin in Argentinien. Weite Strecken zu fahren ist hier wieder deutlich entspannter und vor allem schneller, da es (endlich) wieder gut ausgebaute Strassen gibt.Die zweitgrösste...

Marslandschaft Ruta 68

Marslandschaft Ruta 68

Unser nächster Stopp von Osten kommend ist Salta. Diese Stadt bietet alle Versorgungsmöglichkeiten die man als Reisender so braucht. Also heisst es für uns kurz Vorräte auffüllen und ein klein wenig Sightseeing – wobei jetzt nichts speziell hervor stach in Salta –...

Nördliche Ruta 40

Nördliche Ruta 40

Schlag auf Schlag wechseln wir nach kurzer Zeit im Norden von Chile rüber nach Argentinien. Wir fahren über den Paso de Jama, den Jamapass, und sind weiterhin beeindruckt von der wunderschönen, kargen Landschaft. Auf dieser Passstrasse haben wir noch einmal ein paar...

Unsere beliebtesten Blogs

Nördliche Ruta 40

Nördliche Ruta 40

Schlag auf Schlag wechseln wir nach kurzer Zeit im Norden von Chile rüber nach Argentinien. Wir fahren über den Paso de Jama, den Jamapass, und sind weiterhin beeindruckt von der wunderschönen, kargen Landschaft. Auf dieser Passstrasse haben wir noch einmal ein paar...

Potosí

Potosí

Bolivien wartet mit dem nächsten etwas umstrittenen Programmpunkt auf. Wir fahren unseren Campervan Ben nach Potosí, der historischen Silberhauptstadt der Welt. Wir möchten uns etwas die Geschichte des Silbers in Verbindung mit Potosí näherbringen lassen. Dazu können...

Pantanal

Pantanal

Als nächstes besuchen wir auf unsere Südamerikareise eine wunderschöne Region mit extrem viel Leben: Das Pantanal in Brasilien. Der Name tönt spektakulär und für uns exotisch, aus dem Portugiesischen übersetzt heisst es aber abgeleitet von pântano gerade mal Sumpf...