Unsere Reise führt uns nun durch einen der höchsten Teile der befahrbaren Anden. Wir erkunden die Anden in südöstlicher Richtung von Cusco aus gesehen, fahren durch die weniger werdenden, hochgelegenen Täler und landen schliesslich auf dem Altiplano – dem Hochplateau – das sich als steppenartige Landschaft zwischen Arequipa und Puno erstreckt. Wir nehmen auf unserem Weg einige Highlights mit, der Weg ist das Ziel und nicht das schnelle Ankommen für uns.
Regenbogenberg – Palccoyo
Es gibt verschiedene Regenbogenberge in der Region Südlich von Cusco. Einer davon, ein weniger bekannter, ist der Palccoyo. Nach dem wir von der Hauptverkehrsachse abgebogen sind, fahren wir auf einer meist einspurigen Schotterpiste durch verwundene Kurven nach und nach den Berg hinauf bis wir schliesslich auf knapp 5’000m die ersten farbigen Hügelzüge erkennen. Der Regenbogenberg heisst tatsächlich Regenbogenberg, weil das Gestein in verschiedenen Schichten dicht aneinandergereiht in verschiedenen Farben erscheint. Aber nicht nur das. Bereits die Landschaft an sich ist atemberaubend. Das grün von leichten Wiesen wechselt sich in einem starken Kontrast mit einem charakteristischen rotbraun ab. Das ergibt eine einmalige Kulisse. Und schliesslich sehen wir die Hauptattraktion: Den Palccoyo, der Regenbogenberg.
Trotz der Höhe nehmen wir die leichte Wanderung zu den verschiedenen Aussichtspunkten unter die Wanderschuhe. Die Aussicht ist einfach einmalig. Und hinter der nächsten Krete kommen die nächsten Hänge des Regenbogenbergs zum Vorschein. Natürlich, technisch gesehen ist es wohl ein neuer Berg, aber die zugrundeliegende geologische Formation wird mit ihren farbigen Schichten wohl die gleiche sein.
Wir sind froh, haben wir uns nicht für den bekanntesten Rainbowmountain Vinicunca entschieden, den hier beim Palaccoyo sind nur sehr wenige Touristen und wir sind sogar die einzigen, die den kurzen Wanderweg ablaufen. So haben wir die Natur hier ganz für uns und können sie in Ruhe geniessen.
Inkabrücke – Q’eswachaka
Für peruanische Verhältnisse gleich um die Ecke besuchen wir die Inkabrücke Q’eswachaka. Die wichtigste Eigenart ist, dass eine besondere Grasart verwendet wird, um die Brücke daraus herzustellen. Am Ende des Tages ist die Inkabrücke Q’eswachaka eine Grasbrücke, alle tragenden Elemente sind aus geflochtenem Stroh gefertigt. Teilweise werden die Strände zu richtig dicken Strängen gezwirbelt, damit kein Besucher der Brücke abstürzt. So wird noch heute ein altes Inka-Handwerk Jahr für Jahr erneut zelebriert, da durch die schnelle Verwitterung die Brücke jährlich erneuert werden muss. Dazu steuern viele Familien aus der Umgebung von Hand gefertigte Strohseile zum Gemeinschaftsprojekt bei. Aus allen dünnen Strohseilen werden die Besten ausgewählt und zu den dicken Hauptseilen weiterverarbeitet. An vielen Orten werden schliesslich auch die Dünnen Stohseile verwendet um die Brücke als Ganzes fertig zu stellen.
Eine Brücke nur aus Stroh? – Nicht ganz. Wir lassen es aber gelten, es ist wahrlich eine Strohbrücke und erfordert hohes handwerkliches Geschick. Die Lauffläche der Brücke ist aber mit kleinen Ästen ausgelegt, welche mit Lederbändeln zusammengehalten werden. So werden die Strohseile vor zu starker Abnutzung geschützt und die Brücke ist weiterhin für die interessierten Besucher zugänglich. Hinzu kommt, dass die Brücke an einem felsigen Canyon über den Fluss Apurímac führt und die landschaftliche Situation so stark zum eindrücklichen Erscheinungsbild beiträgt. Ach ja: Verständlicherweise, damit die Brücke auch ein ganzes Jahr hält, dürfen wir genau Einmal über die Brücke gehen, immer nur eine Person aufs Mal und nur in eine Richtung. Zurück geht’s dann der Strasse entlang über die moderne Brücke. Trotzdem, wir sind happy, dass wir über die Inkabrücke Q’eswachaka gehen durften!
Waqrapukara – Inkafestung oder -gefängnis
Wir besuchen eine weitere Sehenswürdigkeit auf unserem Weg zum Altiplano. Waqrapukara ist eine weniger bekannte und weniger einfach erreichbare Inkastädte im Andenhochland. Dafür nehmen wir wiederum Schotterpisten in Kauf. Aber nur schon der Weg nach Waqrapukara ist eindrücklich und die Reise wert. Wir fahren von der Lagune Pomacanchi via Santa Lucía zum südwestlichen Parkplatz, von wo wir die kurze Wanderung nach Waqrapukara starten.
Der Fussmarsch ist einigermassen schnell erledigt, nach etwa einer Stunde kommen wir in Waqrapukara an. Was für ein Anblick! Zuoberst auf einer Felsformation wurden Befestigungen gebaut. Ob es sich dabei um eine Festung oder um ein Gefängnis Inka handelt, ist ein Fragezeichen. Genau so bleibt offen, die Vermutung liegt aber nahe, dass bereits Kulturen vor den Inkas hier befestigte Gebäude errichtet hatten. Und dies alles am Canyon Omacha, welcher vom gleichen Fluss wie oben unter der Inkabrücke, dem Apurímac, ins Gestein geschliffen wird. Eine einmalige Landschaft, nicht nur bei Waqrapukara, sondern auch den ganzen Weg entlang stehen immer wieder Gesteinstürme aus der Landschaft heraus, schlicht weil die Erosion für verschiedene Gesteinsarten unterschiedlich schnell ist. Ein Ort und ein Canyon von Weltklasse!
Nach einer eingehenden Betrachtung von Waqrapukara geht es für uns den gleichen Weg wie wir gekommen sind wieder zurück. Schliesslich wartet unser Zuhause, der Campervan Ben, auf dem Parkplatz auf uns. Und nun machen wir etwas grössere Etappen, dass wir dann bald endlich auf dem Altiplano, oder besser etwas danach bei unserer nächsten Destination ankommen.
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