Endlich sind wir dem Winter vollkommen entflohen! Eine der besten Winterdestinationen für Van-Reisende in Europa sind die Kanarischen Inseln. Mit das ganze Jahr durchgehend angenehmen Temperaturen, meistens jenseits von 20°C bietet sich diese Destination hervorragend an. Wir haben uns erst recht spät im Herbst für diese Destination entschieden und entsprechend lange müssen wir auf einen Platz auf der RoRo-Fähre warten. Es ist also nicht unbedingt geeignet für einen sehr spontanen Trip, aber mit ca. 2 Monaten Vorlaufzeit sollte sich immer ein Platz auf der Fähre finden lassen. Alles Wissenswerte über die Fähre auf die Kanaren, Buchungsprozedere und Tipps dazu haben wir in einem eigenen Blogbeitrag Fähren auf die Kanaren: Alles Wissenswerte zusammengefasst.
Nach einer anstrengenden Überfahrt vom spanischen Festland, sie dauert immer über 30h in eine Richtung, kommen wir geschafft in Morro Jable an. Diese Ortschaft liegt ganz im Süden von Fuerteventura. Wir sind so durch von der Reisse, dass wir direkt auf einem Parkplatz am Hafen bei frühlingshaften Temperaturen schlafen. Unsere Inselrundfahrt beginnt damit erst am Folgetag.
Costa Calma und die Lagune Sotavento
Schnell finden wir uns auf der Insel zurecht. Es gibt eine grosse Autobahn auf der Ostseite der Insel über deren gesamte Länge. Von dieser gehen die kleineren Seitenstrassen ab, um zur Küste und den sehenswerten Orten zu gelangen. Und mit kleineren Seitenstrassen sind zum Teil auch unbefestigte Schotterpisten gemeint. Wir haben davon gehört und uns darauf eingestellt, doch ist es schon speziell seit dem Ausbau von unserem Van das erste Mal eine längere Strecke auf holperigen Sandpisten unterwegs zu sein. Den ersten längeren Stopp machen wir rund um Costa Calma und der Lagune Sotavento. Paddy ist besonders am Kitesurfen interessiert und so steuern wir die verschiedenen Kitespots in dieser Region von Fuerteventura an. Da in den Wintermonaten der Wind nicht gleich beständig weht wie zur Kitesaison von Frühling bis Herbst, verbringen wir dann doch einige Tage mit Abwarten. Das Schöne an den Kanarischen Inseln ist der entspannte Umgang mit Wildcamping. Solange wir uns nicht zu häuslich einrichten können wir direkt am Strand übernachten. Wunderschön und genau so haben wir uns das in den besten Träumen zu unserer Vanreise vorgestellt!
Zurück zum Kitesurfen: Die Verhältnisse sind an ein, zwei Tagen ausreichend gut, um die Skills wieder aufzufrischen. Recht schnell merkt Paddy aber, dass es zwar hier Costa Calma heisst, jedoch das Wasser nicht so ruhig ist wie z.B. das letzte Mal vor vier Jahren in Ägypten. Die Kitespots auf Fuerteventura im offenen Meer sind eher fortgeschritten, das zur Info für alle anderen Anfänger, die sich auf wochenlanges Kitesurfen freuen.
Die natürliche Lagune Sotavento ist eine der Hauptattraktionen von Fuerteventura und steht unter Naturschutz. Die seichte Wasserfläche wird durch eine Sandbank vom restlichen Meer grösstenteils geschützt. Diese ist nur an wenigen Stellen durchbrochen, so dass bei Flut das Meerwasser die Lagune füllt und bei Ebbe die sandige Ebene wieder mehrheitlich trockengelegt ist. Darin gedeiht eine angepasste Flora und Fauna, an einigen Stellen gibt es grössere Büsche, die in diesem Umfeld wachsen und an anderen ist der sandige bis steinige Boden mit einem moosartigen, glitschigen Film überzogen.
Die Grösse dieser Lagune macht sie zusätzlich eindrücklich, sie erstreckt sich über mehrere Kilometer Länge und ist stellenweise ca. 500m breit. Und damit ist sie auch genügend gross um zur Flut als Kitesurfarena zu dienen. Glücklicherweise sind wir gerade zur rechten Zeit des Monats bei der Lagune, so dass die Flut auch tatsächlich den Tag über gefüllt wird. Durch die vorgelagerte Sandbank ist die Lagune vor Wellen geschützt und so kommen alle Könnerstufen von Kitesurfern auf ihre Kosten! Das ist eines der genialsten Erlebnisse auf Fuerteventura, die es gibt!
Betancuria
Durch hügelige, karge Landschaften führen gewundene Strassen nach Betancuria in den Bergen von Fuerteventura. Betancuria ist die historische Hauptstadt von Fuerteventura, obwohl das natürlich politisch nicht ganz korrekt ist da es verschiedene Bezirke gibt auf der Insel. Noch heute sind gewisse Regionalbüros der Verwaltung in Betancuria angesiedelt.
Dank der langen Vergangenheit der Ortschaft gibt es hier eine einfache, aber schön anzusehende Kirche, eine Ruine und einen einwandfrei gepflegten Ortskern mit einem malerischen Ortsbild. Wir schlendern durch die wenigen Strassen und finden ein einladendes Restaurant, um uns ein leichtes Mittagessen zu gönnen. Richtig malerisch in einem Innenhof von einem Hotel unter einer Pergola in der Sonne zu sitzen. Das hat was!
Und in Betancuria merken wir auch das erste Mal so richtig die entschleunigende Wirkung von solchen abgeschiedenen Inselbergdörfern. Wir nehmen auf jeden Fall diese gemächlichere Lebensweise schnell an und mit auf die nächsten Erkundungen auf Fuerteventura.
Playa de Ajuy
Das Schöne an allen Kanarischen Inseln, aber durch die längliche Form von Fuerteventura, besonders auf Fuerteventura, ist die allgegenwärtige Nähe des Meeres und entsprechend die zugehörigen Strände. Einer dieser Strände wie aus dem Bilderbuch ist der Playa de Ajuy. Feiner, schwarzer Sand rieselt zwischen den Zehen hindurch während direkt vor dem Strand meterhohe Wellen brechen. Flankiert wird der Meerblick von schroffen Felsklippen. Das rundet die Szene vom Playa de Ajuy so richtig ab. Wer gegen Abend am Strand ist kann bei gutem Wetter ausserdem einen herrlichen Sonnenuntergang bestaunen. Und auch hier, zwar nicht ganz am Strand aber nur wenige Meter hinter dem Strand können wir ungestört mit unserem Ben übernachten. So sind wir am nächsten Morgen gleich wieder am richtigen Ausgangsort für das nächste, natürliche Monument.
Caleta Negra
Neben dem Strand von Ajuy führt auf der rechten Seite ein Weg in Richtung der Caleta Negra. Dies sind grosse Auswaschungen in der Felsküste, welche über die Jahrtausende Höhlen geformt haben. Um diese verdeckten Buchten ranken sich zahlreiche Legenden. So sollen diese Felsformationen bereits vor Jahrhunderten als Piratenverstecke genutzt worden sein. In der jüngeren Vergangenheit wurde die besondere Gesteinszusammensetzung zur Gewinnung von Limestone genutzt. Das Leben war hier noch bis Mitte des 20. Jhd. sehr einfach und von starker handwerklicher Arbeitsbelastung geprägt. Natürlich gibt es auch heute noch einen beträchtlichen Anteil von z.B. Landwirtschaft auf der Insel, jedoch hat der kontinuierlich hohe Touristenstrom seit Ende des 20. Jhd. sicher auch zur Entwicklung von Fuerteventura beigetragen.
Der Weg führt direkt an der Klippe entlang und wir immer schmaler, bis wir an einem Ort direkt in die Höhle am Ufer hinabsteigen können. Der starke Kontrast zwischen dem tiefblauen bis türkisfarbenen Wasser zum dunkelgrauen Gestein der Küste ist eindrücklich. Wir nehmen uns genug Zeit und lassen die spezielle Küstenlinie auf uns wirken bevor wir weiterreisen.
Die Höhlen können kostenlos besichtigt werden und obwohl ein guter Weg über die Felsen führt, empfehlen wir geschlossene Schuhe und nicht unbedingt Flip-Flops anzuziehen.
Barranco del Rodeo / Barranco del Malpaso
Nicht weit von Ajuy gibt es ausgetrocknete Flussläufe. Wenn nicht gerade starke Regenfälle auf Fuerteventura niedergingen, können diese gut zu Fuss durchwandert werden. Durch die spezielle, geschichtete Gesteinszusammensetzung haben die Vergangenen Wassermassen eindrückliche Felsformationen durch Auswaschung geschaffen. Wir fühlen uns bei dieser Wanderung ein wenig wie auf der Jagd nach einem verborgenen Schatz. Die bekannteste Felsformation ist nicht so einfach zu finden und im Vorfeld ist uns nur eine vage Beschreibung des Wegs bekannt. Vor Ort sehen wir aber schnell die ausgetrampelten Pfade und zum Teil inoffizielle Wegmarkierungen, welche uns zur speziellen Formation im Barranco del Rodeo, dem Arco de las Penitas, führen. Die Wanderung durch eine wüstenartige Landschaft mit viel braunorangem Sandstein imitiert schon fast den Grand Canyon im Kleinformat. Für alle die gerne Wandern und sich auf eine kleine Schatzsuche begeben wollen ist dieser Ausflug in die ausgetrockneten Flusstäler bei Ajuy genau das Richtige.
Die Wanderung ist nicht sehr anspruchsvoll, gegen Ende muss aber z.T. schon ein bisschen über Felsen geklettert werden, also unbedingt gutes Schuhwerk anlegen! Ausserdem gibt es keine Bäume und somit auch so gut wie keinen Schatten, Mittagshitze meiden und Sonnencrem und Sonnenhut sind genauso ein Muss wie genügen Wasser dabei zu haben.
Wir haben insgesamt gute drei Wochen auf Fuerteventura verbracht und entsprechend viele schöne Eindrücke gesammelt. Damit dieser Post nicht zu stark den Rahmen sprengt folgen die weiteren Erlebnisse in zwei weiteren Teilen unseres Reiseberichts von Fuerteventura.
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