Unteranderem waren wir deshalb in Quito, weil wir die Hauptstadt als Ausgangspunt für unser nächstes Naturhighlight auf unserer Reise benutzen. Wir lassen den Camper auf einem überwachten Gelände für die nächsten Tage stehen um in eine luxuriöse Auszeit vom Reisen – Ferien von den Ferien sozusagen – zu nehmen. Wir springen über unseren Schatten, vergessen das Reisebudget für einen Moment und buchen einen 6-tägigen Galápagostrip. Die überwältigende Natur dieses einmaligen Archipels mitten im pazifischen Ozean erwartet uns.
Kreuzfahrt durch Galápagos
Die ganze Tour ist von A bis Z perfekt durchorganisiert und bereits am Flughafen Quito werden wir von einem Helfer erwartet, der uns beim Einchecken für den Flug auf die Galápagos-Inseln hilft, resp. das Einchecken einfach direkt für uns erledigt. Sowas haben wir auch noch nie erlebt. Das lässt grossartiges erhoffen für die kommenden Tage auf dem Schiff. Wir werden in den folgenden Tagen zur Abwechslung nicht im Campervan Ben, sondern auf einem kleinen, luxuriösen Kreuzfahrtschiff mit 13 weiteren Passagieren übernachten. Doch alles der Reihe nach.
Insel Santa Cruz und Charles Darwin Forschungsstation
Kurz nach Ankunft auf der Insel Baltra – eine kleine Insel direkt neben der Insel Santa Cruz – werden wir unseres Gepäcks entledigt und werden direkt vom Naturalist unseres Schiffes empfangen. Er ist so zu sagen unser Guide für die kommenden sechs Tage. Mit ihm geht es direkt weiter zur ersten Station unserer Galápagos-Tour. Wir besuchen die Charles Darwin Forschungsstation, welche die Riesenschildkröten von Galápagos erforscht und als Aufzuchtstation fungiert, um die stark dezimierte Schildkrötenpopulation zu erhalten und idealerweise zu vergrössern. Bei der kleinen Wanderung durch die Charls Darwin Forschungsstation können wir uralte Riesenschildkröten beobachten und lernen den ganzen Brutprozess kennen. Eindrücklich sind diese Reptilien auf jeden Fall, da sie viele Jahrzehnte alt sind und nach Schätzungen über 150 Jahre alt werden können. Die Grösse erlangen die Riesenschildkröten dadurch, dass sie nie wirklich aufhören zu wachsen, und entsprechend mit ihrem Alter riesengross werden. Ausserdem gibt es auf jeder grossen Insel der Galápagos-Inseln eine eigene Art der Riesenschildkröten, weshalb es neben der Charles Darwin Forschungsstation noch drei weitere solche Forschungs- und Aufzuchtstationen gibt, um alle Arten von Riesenschildkröten abzudecken.
Insel Isabela
Nun beziehen wir unser Zimmer auf dem Schiff Domenica und werden direkt mit dem ersten üppigen Mittagsbuffet verköstigt. Hungrig lässt sich’s schlecht die Natur entdecken. Eins vorweg: An Verpflegung mangelt es auf diesem Schiff zu keiner Sekunde. Drei Mal am Tag werden wir durch ein Buffet mit mehreren Hauptspeisenoptionen verköstigt. Eher zu viel des Guten – aber für sechs Tage lassen wir uns diesen Luxus nicht entgehen. Obwohl das Buffet bereits eine riesige Auswahl bietet, bekommen wir als Vegetarier jeweils immer noch eine zusätzliche Option geboten!
Während des Mittagessens lichtet die Crew der Domenica den Anker und schippert uns zur grössten Insel des Galápagos-Archipels, Isabela.
Auf Isabela wandern wir zum rieseigen Vulkankessel, er ist so gross, dass er nicht mehr Krater genannt wird, wo wir eine eindrückliche Aussicht auf einen erstarrten Lava-See einfangen können. Anscheinend soll es der zweitgrösste aktive Vulkankessel der Welt sein!
Auf dem Weg begegnen wir diversen wilden Tierarten: Seehunde, Wasserleguane, einzigartige Vögel, die es nur auf Galápagos zu sehen gibt, von allem ist etwas dabei. Wirklich beeindruckend, besonders bei den Seelöwen müssen wir aufpassen nicht aus Versehen darüber zu stolpern, da sie teilweise wirklich im Weg liegen. Solange wir sie nicht behelligen, seien sie friedlich und sie sind an Menschen gewohnt, teilt uns unser Guide Javier mit.
Las Tintoreras – Haifisch Canyon auf Isabela
Wir werden jeweils von unserem Schiff mit kleinen Beibooten – Dingis genannt – an Land gebracht. Die Dingis erlauben uns auch, auf kleinen vorgelagerten Inseln zu landen, wo wir hier bei Isabela Las Tintoreras – einen Haifisch Canyon betrachten können. Bei der kleinen Wanderung können wir wiederum ganze Horden von Wasserleguanen betrachten. Und wir dürfen auf keinen Fall vom markierten Weg abkommen, da der Sand zwischen den Lavasteinen Nistplatz der Leguane ist. Wie alles auf Galápagos sind natürlich auch die Nistplätze geschützt und dürfen weder berührt noch zerstört werden.
Angekommen beim Haifisch Canyon bietet sich ein eindrückliches Spektakel welches direkt aus einer Naturdokumentation entstammen könnte. In einem kleinen mit Wasser gefüllten Canyon tummeln sich Haifische aller Grössen im geschützten Bereich, um sich auszuruhen. Es sind bestimmt 50 Haie, viele sind quasi regungslos am Boden des Canyons, um zu schlafen, einige kreisen darüber, um einen freien Schlafplatz zu ergattern. Dazu gesellen sich einige Riesenschildkröten die sich von den Haien nicht im Geringsten gestört fühlen, da Haie und Schildkröten sich gegenseitig nicht behelligen. Richtig faszinierend! Und wir haben wohl glück, sobald das Meer um die Galápagos-Inseln wärmer wird, ziehen sich die Haie weniger in dieses seichte und deshalb wärmere Wasser zurück – das Spektakel wäre dann bis zur nächsten Saison wieder vorbei.
Auf der nächsten Dingifahrt ermöglichen uns die Bootscrew und besonders die Dingi-Kapitäne ausserdem einen eindrücklichen Blick auf die bekannten Blaufusstölpel, welche sich auf den Lavasteinen eingenistet haben. Richtig speziell erscheinen uns diese Vögel mit ihren leuchtend pastellblauen Füssen. Ausserdem sehen wir auch zum ersten Mal die putzigen Galápagos-Pinguine. Sie sind nicht viel grösser als maximal 45cm und sind einigermassen tollpatschig an Land mit ihren Bewegungen. Aber einmal im Wasser sind sie blitzschnell und flink. So schnell, dass wir sie nur sehr schlecht mit unserer Kamera einfangen können.
Wir unternehmen im Verlauf unserer Reise durch das Galápagos-Archipel weitere Dingi-Fahrten, um die artenreiche Tiervielfalt vom Wasser aus zu erkunden. Durch die erkalteten Lavaströme, die teilweise direkt ins Meer flossen, bildeten sich eindrückliche Mangroven welche Rückzugsorte für viele Tiere bilden. Dabei können wir grosse Pelikane aus nächster Nähe betrachten sowie Galápagos-Pinguinen bei ihrer koordinierten Jagd auf einen Fischschwarm beobachten. Herrlich – und das alles ganz bequem vom kleinen Beiboot aus in einer einmaligen Kulisse.
Insel Fernandina
Bei der Insel Fernandina wagen wir auch endlich den ersten Sprung ins doch sehr kühle Meer. Um die Artenvielfalt auch nur ansatzweise zu verstehen, müssen wir nicht nur oberhalb der Wasseroberfläche, sondern auch beim Schnorcheln unter der Wasseroberfläche unsere Augen offenhalten. Zwar ist die Wassertemperatur schon eher grenzwertig mit 17°-22°C – es lohnt sich aber allemal. Wir begleiten beim Schnorcheln Riesenschildkröten beim Fressen und müssen richtiggehend aufpassen, um nicht durch die Brandung auf Kollisionskurs mit den Schildkröten zu gelangen. Teilweise sind bis zu sechs Schildkröten gleichzeitig um uns herum. Und ganz nebenbei sehen wir allerhand verschiedener, farbiger Fische, die natürlicherweise zum Ökosystem der Galápagos-Inseln gehören. Ausserdem können wir auf einem Schnorchelausflug eine natürliche Höhle erkunden und mit den Wasserleguanen schwimmen. So beobachten wir wie sich die Wasserleguane ausschliesslich mit ihrem kräftigen Schwanz durchs Wasser bewegen. Die vier Beine sind dabei eher nutzlos, wie es uns scheint. Und schliesslich beobachten wir die Wasserleguane beim Fressen. Das sieht schon eher wie eine Szene aus lange vergangenen Dinosaurierzeiten aus. Die Leguane tauchen dabei mehrere Meter bis zum Meeresgrund und krallen sich mit ihren Pfoten fest. So können sie sich genüsslich an den Meeresalgen vollfressen. Ein Spektakel aussergewöhnlicher Natur, einmal mehr auf Galápagos!
Zurück an Board
Nach dem Schnorcheln können wir uns mit zweierlei Angeboten aufwärmen. Einerseits wird uns direkt in den Badehosen der Nachmittagssnack serviert damit wir auf keinen Fall ein Kaloriendefizit haben. Und andererseits stehen zwei heisse Whirlpools auf dem Sonnendeck zuoberst auf dem Schiff zur Verfügung, um uns wieder auf eine angemessene Körpertemperatur zu bringen. So lässt sich’s definitiv aushalten!
Querung des Äquators auf einem Schiff
Anscheinend ist die Querung des Äquators auf einem Schiff eine besondere Angelegenheit und für viele Segler und Seefahrer eine grosse Sache. Dies wird entsprechend auch für uns Touristen zelebriert und wir dürfen die Querung live von der Brücke des Schiffs aus mit Erklärung des Kapitäns verfolgen. So erfahren wir nebenbei, dass bei Querung bei Tageslicht die Touristen am Äquator von Bord für ein Bad im Meer geschickt werden. Wir queren nach der Dämmerung um etwa 20 Uhr und somit dürfen wir in aller Wärme mit dem Kapitän anstossen und erhalten sogar ein Zertifikat über die Äquatorquerung auf einem Schiff.
Insel Santiago
Bei der Insel Santiago machen wir wiederum halt, um auf dem Landweg eine weitere Robbenart für uns zu entdecken, die Galápagos-Pelzrobbe. Wie der Name verrät, ist ihr Äusseres von Fell bedeckt und sie wirken dadurch sehr putzig und verleiten zum Kuscheln. Natürlich machen wir das nicht, es sind immer noch wilde Tiere und sie lassen sich auch nicht so nah kommen – meistens. Wir finden zwischen zwei Lavasteinen eine Mutterrobbe mit ihrem Jungen. Sie lässt sich nicht zu stark von uns Touristen abschrecken, wohl auch weil der Weg ins Wasser mit einem wohl erst vier Monate alten Jungtier nicht der einfachste wäre.
Auch hier werden wir immer wieder von weiteren einzigartigen Tierarten wie dem grossen Pelikan, einem Landleguan und weiteren Vogelarten begleitet, wie schon die ganze Zeit während unserer Reise durch das Galápagos-Archipel.
Direkt anschliessend machen wir uns wiederum auf die Unterwasserwelt vor der Insel Santiago zu erkunden. Wir werden auch dabei nicht enttäuscht. Wir schwimmen direkt vor dem Strand mit Riffhaien und sie scheinen regelrecht die Küstenlinie zu patrouillieren. Immer wieder kreuzen sich unsere Wege und sie lassen sich ausgiebig beobachten. Einzig eine Verfolgungsjagt unter Wasser haben die Riffhaie nicht so gerne, im Nu sind sie im Meeresblau verschwunden, wenn wir uns versuchen, noch ein wenig mehr zu nähern. Wir sehen im weiteren Verlauf dieser Schnorchelsession auch noch gefleckte Adlerrochen majestätisch durch das Wasser gleiten und abgerundet wird der ganze Ausflug mit schroffen Unterwasserstrukturen aus Lava, welche zum Hindurchtauchen einladen obwohl wir nur mit Schnorchelausrüstung unterwegs sind. Eindrücklich, und das alles direkt vom Strand aus ohne langwierige Anfahrt mit dem Boot für uns. Wunderbar!
Insel Lobos
Unsere Galápagos-Tour neigt sich schon bald dem Ende entgegen und wir nehmen noch ein letztes Highlight mit. Die Insel Lobos heisst übersetzt Robbeninsel. Und so kommt es, dass wir mitten durch eine ganze Robbenkolonie hindurch wandern, und das alles noch vor dem Frühstück. Gleich nebenan brühten die Blaufusstölpel ihre Eier aus und schliesslich sehen wir auch noch die Fregattvögel während ihrem speziellen Balzritual. Die männlichen Fregattvögel blasen dabei ihren roten Kehlsack auf, während sie in einem Baum sitzen. Immer wenn ein Weibchen vorbeifliegt, breiten sie ihre Flügel aus, wippen sich schüttelnd von einer Seite zur anderen und präsentieren so ihren möglichst einladen wirkenden roten Ballon. Das Ganze wirkt etwas befremdlich ist aber gleichzeitig hochspannend. So eine Eigenart der Natur haben wir auch schon lange nicht mehr gesehen.
Insel San Cristóbal
Auf San Cristóbal endet unsere sechstägige Tour durch die Galápagos-Inseln auch schon wieder. Durch die vielen Landgänge und Aktivitäten fühlt sich die Zeit jedoch viel länger als «bloss» sechs Tage an. Im Städtchen selber gibt es für uns nicht mehr allzu viel zu sehen. Jetzt wäre die Gelegenheit, um die letzten Souvenirs zu kaufen. Wir halten uns wie immer vornehm zurück – das Lustige ist ja, dass sich Mimi bereits in Otovalo auf dem Textilmarkt ein T-Shirt mit Galápagos-Aufdruck geschnappt hat.
Von der Insel Christóbal geht es mit dem Flieger wieder zurück nach Quito.
Fazit
Ja Galápagos ist teuer, wirklich teuer! Aber für uns hat es sich definitiv gelohnt! Natürlich könnte man das Ganze etwas günstiger gestalten, in dem man stationär von einer Insel aus Ausflüge macht und nicht mit einem Schiff um die Inseln schippert. Allerdings darf man die meisten Inseln nicht ohne Guide betreten, weshalb man dann doch wieder viele verschiedene Tages-Touren buchen müsste.
Und ganz ehrlich; wir haben es auch wirklich genossen nicht jeden Tag einen neuen, sicheren Stellplatz zum Schlafen suchen zu müssen, nicht selber kochen zu müssen und einfach dem (zum Teil sehr vollen) Zeitplan zu folgen, ohne vorher zu recherchieren, wo man was sehen kann. So eine Woche Urlaub ist eben auch was Schönes.
Wir haben super viele verschiedene Tiere gesehen, einige davon kann man nur auf Galápagos beobachten, und die Landschaft auf Galápagos ist definitiv etwas Einzigartiges! Dafür hatten wir aber auch sechs sehr volle Tage. Unser Wecker klingelte jeden Tag zwischen 05.00 und 06.00 Uhr und vor 20.00 Uhr war das Tagesprogramm selten abgeschlossen.
Wir sind glücklich dieses einmalige Naturparadies in unser grosses Reiseabendteuer eingebaut zu haben – definitiv eine „Once in your Lifetime“ Erfahrung.
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