In Mexiko reisen wir von Highlight zu Highlight. So kommt uns der momentane Reiseabschnitt jedenfalls vor. Kaum lassen wir die eindrückliche prähistorische Stadt Teotihuacán hinter uns bestaunen wir eine einladende Wasserwelt in den Grutas Tolantongo. Dies ist ein grosses Freiluftthermalbad – anders können wir es fast nicht beschreiben. Die folgenden Abschnitte schaffen Klärung wie wo und was wir hier erlebt haben.
Das Thermalwasser
Die gesamte Anlage der Grutas Tolantongo erstreckt sich über mehrere Kilometer in einem engen Tal mit dem auffallend hellblauen Flusslauf. Der Fluss führt das Thermalwasser von der Quelle weiter hinten in der Talenge durch den gesamten Naturpark. Die Färbung des Wassers rührt von den vielen gelösten Mineralien. Natürlich versprechen wir uns nicht nur schöne optische Eindrücke, sondern auch therapierende Eigenschaften dieses mineralienreichen Wassers. Der zweite wichtige Faktor ist die Wassertemperatur. Direkt an den Quellen – das Wasser entspringt im ganzen Quellgebiet an unzähligen Orten und vereinigt sich nach und nach im gleichen Flusslauf – soll die Wassertemperatur wohl gut 40° C betragen. Entsprechend ist auch das Flusswasser keine Abkühlung bei den warmen Temperaturen, sondern ist ungefähr körperwarm. Dies gilt auch noch bis weit den Flusslauf entlang, wo wir uns eher im unteren Teil für drei Nächte mit unserem Ben einquartiert haben.
Schwimmterrassen der Grutas Tolantongo
Direkt beim Eingang gibt es einen ersten Bereich, wo kleine Wasserbecken in die Seite des Hügels hineingebaut wurden. Wir gehen davon aus, dass die heute künstlichen Becken den ursprünglich durch den Kalkstein geformten Becken nachempfunden worden sind. Durch die vielen Mineralien im Wasser bilden sich überall kleinere und grössere Gesteinsterrassen, wo Wasser unkontrolliert über den Untergrund läuft.
Dies ist eine der Hauptattraktionen der Grutas Tolantongo und entsprechend den ganzen Tag über gut besucht. Wir nehmen uns aufgrund von anderen Erfahrungsberichten vor, direkt am Morgen hierhin zu kommen und tatsächlich: Wir können für eine gute Stunde einen Pool ganz für uns alleine beanspruchen. So ein Glück! Das warme Wasser sowie der herrliche Ausblick in die Weite des begrünten Tals runden unser Erlebnis in der Schwimmterrasse der Grutas Tolantongo ab.
Quellregion des Thermalwassers
Nach der ausgiebigen ersten Baderunde nehmen uns die Wasserquellen wunder. Es soll ein schöner Wasserfall geben. Und tatsächlich, auf der anderen Flussseite läuft ein Teil des Thermalwassers über viele kleine Ausbuchtungen im Hang fein verästelt in den Hauptlauf des Flusses. Der tolle Anblick reicht uns aber immer noch nicht, wir lösen hier ein Ticket für einen vergleichbaren, aber einfacheren – und deshalb auch günstigeren – zweiten Naturpark „La Gloria“. Die Parks sind über eine Hängebrücke miteinander verbunden und so spazieren wir über den türkisblauen Fluss näher an die Quellregion des Wassers.
Über verschiedene Wege überwinden wir die Höhe des Wasserfalls und kommen so in einem kleinen, natürlichen Canyon an. Hier noch weiter hinten im sehr engen Tal entspringt ein Teil des Quellwassers. Da packt uns die Abenteuerlust und wir arbeiten uns so weit wie möglich durch die natürlichen Pools weiter dem Wasserlauf entlang bis zum letzten Schild „Prohibido el paso“, „Durchgang verboten“. Das Erlebnis ist schon eindrücklich, der Canyon ist an dieser Stelle nicht mehr viel breiter als 10m und ohne nass zu werden kommen wir sowieso nicht weiter. Ein perfektes Erlebnis für kleine Abenteurer wie uns!
Auf dem Rückweg testen wir noch den ein oder anderen natürlichen Schwimmpool aus. Im Park La Gloria ist alles naturbelassener, so auch mehrheitlich die Schwimmbecken. Der Kontrast zwischen den beiden Parks ist eine echte Bereicherung. Einerseits die gut ausgebaute und gepflegte Infrastruktur der Grutas Tolantongo und andererseits die sehr natürliche, ursprünglichere Seite von La Gloria. Zum Abschluss unseres Besuchs im Park La Gloria lassen wir uns nicht nehmen, direkt in den grossen Wasserfall, den wir weiter oben beschrieben hatten zu stehen. Es führt ein kleiner Durchgang im Felsen vom Weg direkt mitten in und hinter den Wasserfall. Wir lassen uns kurz von den unterschiedlich starken Wassermassen abduschen. Die feinen, fast Sprühnebelartigen stellen sind bereits ausgekühlt und geben uns eine kleine Erfrischung auf den Weg. Die Stellen mit richtig starken Wasserstrahlen sind immer noch sehr warm wie der Grossteil des Wassers so nahe an den Quellen.
Apropos Quellen: Zurück im Park Grutas Tolantongo entdecken wir am zweiten Tag noch die Höhlen, wo ein Grossteil des Thermalwassers entspringt. In einer echten Grotte im Berg entspringt oben in der ungefähr 6m hohen Höhle ein riesiger Wasserstrahl. Dies ist für uns ein sehr spezielles Erlebnis, wir haben noch nie solche Wassermassen natürlicherweise einem Berg entspringen sehen. Und auch hier ist das Wasser für eine natürliche Quelle sehr warm. Weiter im Berginnern, am besten mit einer Taschenlampe zu erkunden, gibt es noch weitere weniger gut beleuchtete Stellen, wo mindestens so viel Wasser wie aus dem Quellloch in der Höhlendecke entspringt.
Ein weiterer Gang einige Meter höher im gleichen Hügel ist es noch wärmer. Dieser Gang ist eine natürliche Sauna. Rundherum schiessen kleine, warme Wasserstrahlen aus dem Gestein und die Luft ist dadurch ebenso aufgeheizt wie befeuchtet. Wir halten es nur ein paar Minuten in diesem Gang aus. Es liegt aber zu gleichen Teilen an den – für den engen, kurzen Gang – vielen Leuten, mit welchen wir dieses Erlebnis gerade teilen und der Hitze. Es lohnte sich aber auf jeden Fall!
El rio – der türkisblaue Fluss
Wir fanden für diesen Abschnitt des Flusses keinen Namen, auch nicht auf der Karte oder auf irgendeiner Tafel in den Parks. Es ist schlicht „el rio“, der Fluss. Es wissen ja alle, was genau mit dem Fluss gemeint ist, es gibt keinen zweiten in diesem Tal. Diese pragmatische Einfachheit finden wir wiederum herrlich. Wo nichts weiter nötig ist, reicht auch die einfachste Verwendung der Begriffe. Das ist ein herrlicher Ausdruck für die mexikanische Gelassenheit und den Pragmatismus, der vielerorts an den Tag gelegt wird.
Der Fluss ist alle 8-10m leicht terrassiert, so dass die Strömung etwas abgebremst wird und sich kleinere Becken bilden, in denen man gut Baden kann. Mit Zementsäcken wurden einfache Treppen gestaltet, so dass der Einstieg in den Fluss für alle gut machbar ist.
Campen bei den Grutas Tolantongo?
Übernachtungen sind explizit gestattet und der grösste Teil des Parks – neben den Hotelanlagen – sind auch explizit für Camping-Gäste ausgelegt. In Mexiko wird unter Campen das viel einfachere Zelten verstanden. Ein Grossteil des Bereichs am Fluss ist flach hergerichtet damit viele ihr Zelt aufstellen können. Es gibt aber auch für uns einen Platz direkt am Fluss, wo die Camper-Vans direkt ans Wasser fahren dürfen. Im Halbschatten – die Solarpanels sollen nicht ganz arbeitslos sein – mit Ausblick aufs Wasser lässt sich’s richtig gut Leben in Mexiko. So bleiben wir auch länger als ursprünglich geplant für drei Nächte bei den Grutas Tolantongo. Das Prozedere, um übernachten zu können ist jedoch ein wenig eigen: Alle die nach 19:00 Uhr noch mit einem Camper oder Zelt im Park sind, benötigen Tickets für den nächsten Tag zum Vollpreis. Wer dann am nächsten Morgen vor 08:00 Uhr den Park verlässt erhält den Ticketpreis des betreffenden Tages zurückerstattet. Wir verstehen dieses Vorgehen nicht ganz, aber macht ja nichts. Die Übernachtung an sich ist damit kostenlos – was ein echter Pluspunkt ist!
Kosten
Im Vergleich zu unseren Thermalbädern in der Schweiz ist dieser Thermalpark hier in Tolantogo fast ein Schnäppchen!
Für den Park Grutas Tolantongo zahlen wir für 24h Eintritt 180 Pesos pro Person, was in etwa 9.35 CHF entspricht. Zusätzlich zahlen wir pro 24h parkieren 30 Pesos (etwa 1.50 CHF).
Ausserdem lösen wir, wie weiter oben beschrieben, noch einen Tageseintritt für den Bereich La Gloria, was uns pro Person 100 Pesos (etwa 5.20 CHF) kostet.
Da wir selber kochen und nicht auf die zahlreichen Restaurants im Park angewiesen sind, geniessen wir hier also relativ günstige Tage in einem herrlichen Setting.
Grutas Tolantongo – ein Wasserparadies mitten in einer kargen, trockenen Landschaft
Wir sind begeistert von den Grutas Tolantongo. Mitten im einer kargen, tundraartigen Landschaft zwischen engen Bergtälern öffnet sich ein kleines Wasserparadies. Alle benötigten, grundlegenden Services (wie zum Beispiel WC’s und Duschen) stehen zur freien Verfügung und die verschiedenen Pools, Wasserlaufe und Flussabschnitte können immer wieder nach dem eigenen Rhythmus und nach Belieben besucht werden. Einzig die Anfahrt war für uns ein wenig beschwerlich, wir hatten die unbefestigte Route von Santiago de Anaya zu den Grutas Tolantongo erwischt. Diese Strasse ist für sich schon ein Erlebnis, es gibt jedoch auch eine geteerte Strasse von Ixmiquilpan welche wohl von allen Ortskundigen für die Strecke genutzt wird…
Wir verbrachten zwei tolle Tage mit viel Wasser, aber auch viel Sonne und vielen unvergesslichen Eindrücken in den Grutas Tolantongo!
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