Nach San Miguel de Allende ist unser nächstes Reiseziel einer der Silberstädte von Mexiko: Guanajuato. Bereits im 16. Jhd. wurden in Guanajuato die ersten Silbervorkommen entdeckt und ausgebeutet. Entsprechend lange reicht die Geschichte der Stadt zurück. Mit der langen Historie der Stadt hat sich auch das einzigartige, kolonialistisch geprägte Stadtbild herausgebildet. Zudem ist die Stadt über mehrere Hügelzüge verteilt, was den Anblick zusätzlich besonders attraktiv macht.
Die silbrige Vergangenheit von Guanajuato
Rund um Guanajuato gibt es viele verschiedene Minen, die zum Abbau von Silber verwendet wurden. Nach den Anfängen im 16. Jhd. wurden die Abbaumethoden später im 18. Jhd. modernisiert und trugen wesentlich zu einer grösseren Wohlfahrt der ganzen Stadt bei. Noch heute gibt es vereinzelte aktive Minenschächte, die aber vorwiegend für Bergbaulehrgänge oder Tourismus verwendet werden. Neben den Tücken des Bergbaus, welcher immer wieder zu Tragödien führte, lauerte in Guanajuato aber ausserdem die Gefahr von Überflutungen. Die verheerenden Fluten wurden erst viel später im 19. Jahrhundert gezähmt, als Teile der Minenstollen zu unterirdischen Flussbetten umfunktioniert worden sind, um so die Wassermassen grösstenteils unter der Stadt hindurchzuleiten.
Heute werden die grössten ehemaligen unterirdischen Flussbetten und Minenstollen als Verkehrstunnels genutzt, um die verschiedenen Teile der Stadt effizient verbinden zu können. Von unserem Stellplatz aus können wir so in einem kurzen Fussmarsch durch so ein Tunnel innert 15 Minuten mitten in die Altstadt von Guanajuato gelangen, anstatt mühsam über einen Hügelzug rauf und wieder runter marschieren zu müssen.
Diese Tunnel sind einer der charakteristischen Züge von Guanajuato. Tunnel haben wir in Mexico bisher noch kein einzigen gesehen, allgemein ausserhalb von Europa wenig. Hier gibt es Tunnel für Autos, Tunnel für Fussgänger und Tunnel, die als Parkplatz genutzt werden. Häufig ist es jedoch eine Kombination aus allen drei Zwecken. Ausserdem gibt es Verzweigungen in den Tunnel, durch die auch mehrere Tunnel miteinander verbunden sind.
Die Altstadt von Guanajuato mit ihren markanten Bauwerken
Guanajuatos Altstadt ist überwiegend eng und verwinkelt, einige grössere Gebäude stechen aber zwischen den einzelnen kleinen, farbigen Häuser hervor und natürlich schauen wir uns diese an.
Eines der markantesten Bauwerke in Guanajuato ist die Universität. Der Bau ist in kolonialem neoklassischem Stil gehalten und sticht im Erscheinungsbild der ganzen Altstadt immer wieder prominent hervor. Zum einen ist es eines der grössten Gebäude in der sonst sehr kleinteiligen Altstadt und zum anderen führt eine enorme Treppe zum Haupteingang hoch.
Ein weiteres Bauwerk mit einer markanten Erscheinung ist das Teatro Juárez. Wir betrachten das Gebäude wegen der Architektur von aussen. Ausserdem gibt es in Guanajuato eine Bahnhofshalle welche nie als Bahnhofshalle genutzt wurde. Sie ist heute eine grosse Markthalle. Bis heute führt keine Zuglinie in die Hügel von Guanajuato – die Stadt ist jedoch über Busse als öffentliche Verkehrsmittel an die umliegenden Städte angebunden. Wir stellen fest: So eine Bahnhofshalle lässt sich wirklich einwandfrei als Markhalle verwenden.
Auch die beiden Kirchen Basilica Colegiate Nuestra Señora de Guanajuato und Templo de la Compañía de Jesús sollte man sich nicht entgehen lassen. Es gibt noch viele Kirchen mehr in Guanajuato aber diese beiden sind definitiv einen Besuch wert. Ausserdem sind die Kirchen im Mexiko, anders als die meisten grossen Kirchen in Europa, immer gratis zu besichtigen. Einzig auf die Zeiten der Predigten muss man sich achten, da in den meisten Kirchen 3–4-mal täglich eine Messe gehalten wird.
Generell lohnt es sich in Guanajuato durch die teilweise engen, verwinkelten Gassen zu spazieren und die vielen farbigen Häuserzeilen zu bestaunen. Wir verbringen so einige Stunden in Guanajuato nur mit Schlendern und die Szenerie aufzunehmen.
Eine gute Aussicht über die Altstadt haben wir zudem bei der Statue „El Pípila“. Wir kommen weniger wegen der Statue und vorwiegend wegen der Aussicht. Und weil wir dafür nicht in der Mittagshitze den Hügel erklimmen müssen, sondern bequem mit einer kleinen Standseilbahn hinauffahren können. Für die mexikanische Geschichte ist der Nationalheld „El Pípila“ von grosser Bedeutung. In Guanajuato wurde der erste grössere Sieg der indigenen Bevölkerung gegen die koloniale Besetzungsmacht Spanien errungen. Dabei soll laut Legenden „El Pípila“ durch eine besonders mutige Tat die entscheidende Schlüsselstelle des Kampfes zugunsten der indigenen Bevölkerung beeinflusst haben.
Guanajuato – eine farbenfrohe Stadt mitten in den mexikanischen Hügeln
Uns gefällt Guanajuato. Einerseits wegen der kolonialistischen Bauwerke und deren Einflüsse, die bis heute erhalten geblieben sind. Andererseits wegen der speziellen Anordnung der Stadt über verschiedene Hügelzüge. Wir haben bis jetzt noch keine Tunnels in Mexiko erlebt. Aber in Guanajuato scheint die ganze Stadt untertunnelt zu sein. Dies macht Guanajuato sehr speziell. Hinzu kommen die farbig bebauten Hügel, die in der ganzen Stadt omnipräsent sind und so immer für den für Guanajuato typischen Charme sorgen.
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