Das heilige Tal der Inka erstreckt sich rund um die Stadt Urubamba. An vielen Stellen sind bereits von der Strasse aus auf unserem Weg die charakteristischen Inka-Terrassen zu sehen. Die Inka-Terrassen wurden künstlich in die steilen und kargen bis felsigen Hänge gebaut und vorwiegend zur landwirtschaftlichen Nutzung vorgesehen. Wir lernen, dass es nicht so ohne weiteres möglich war, die Hänge zu kultivieren. Sogar der Humus, die fruchtbare Erde musste von weit her aus tieferen Regionen aus dem Inka-Reich hergebracht werden um überhaupt Landwirtschaft zu betreiben. Umso spannender daher auch die Tatsache, dass die Inka das Prinzip des Rades gekannt haben, es aber nicht als Hilfsmittel für Wagen oder dergleichen benutz haben!
Wir besuchen im kommenden Verlauf einen Sommersitz eines Inkaherrschers, eine Art Gewächshaus aus der Inka-Zeit, eine Inka-Festung, eine Inka-Saline und schliesslich geniessen die herrliche Landschaft des heiligen Tals der Inka. Und als krönender Abschluss besuchen wir das weltbekannte Machu Picchu – das wird dann aber in einem separaten Beitrag kommen. Nun aber nun alles der Reihe nach.
Chinchero – Sommersitz der Inkas
Unweit von Cusco liegt der Ort Chinchero, mit seinem grossen Sommersitz der Inka. In der grossen Anlage sollen vorwiegend Inka-Herrscher Teile des Jahres verbracht haben. Die Anlage ist aus der Luft als eine Art pyramidale Struktur mit Stufen zu erkennen. Und dem Grundriss liegt wie so oft eine grössere Bedeutung zu Grunde. Es sei eine abstrakte Form eines Pumas in die Konstruktion der Anlage eingeflossen. So bilden die Inka-Terrassen am Ende der Anlage den Schwanz des Pumas, der Körper ist in der Mitte angelegt rund um die ehemaligen Tempel und den grossen Platz und schliesslich sind die auslaufenden Inka-Terrassen an der dem Dorf zugewandten Seite Tatzen der Raubkatze. Aber auch ganz ohne die tiefere Erklärung sind die vielen, für heutige Verhältnisse kunstvoll arrangierten Steinterrassen ein Erlebnis für sich.
Der Inka-Tempel auf dem Hauptplatz viel aber wiederum der Spanischen Kolonisation zum Opfer. Direkt auf den Grundmauern des Tempels wurde eine christliche Kirche errichtet, um so die Dominanz zu demonstrieren und die Unterwürfigkeit der indigenen Bevölkerung einzufordern. Obwohl die Kirche sehr alt ist und damit auch seinen eigenen Reiz hat, beeindrucken uns die grossen, weitläufigen Terrassen hier am meisten. Toll ist auch, dass die meisten Touristen gar nicht bis zu den hinteren Terrassen laufen und so können wir weite Teile davon ganz für uns alleine geniessen.
Nach dem Stopp in Chinchero geht’s für uns gleich weiter zu den nächsten Städten aus dem Leben der Inkas.
Moray – das Inka-Gewächshaus
Natürlich ist Gewächshaus etwas überspitzt formuliert. Es handelt sich nicht um eigentliche, überdachte Felder. Die Inkas haben in Moray geschickt das Terrain genutzt, um intensive Landwirtschaft zu betreiben. Natürliche Vertiefungen im Gelände, Dolinen genannt, haben die Inkas ausgenutzt, um darin kreisförmige Terrassen zu errichten. Dadurch waren die kultivierten Pflanzen vor dem Wind geschützt und durch die starke Sonne können die Temperaturen richtig warm werden in den natürlichen Kesseln. Kombiniert mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem entstand so eine Möglichkeit, auch tropische Früchte wie Bananen und Papayas in der hohen Gebirgslandschaft zu kultivieren und so zur Versorgung der Inka-Bevölkerung einen substantiellen Beitrag zu leisten. Daneben wurden auch Kartoffeln und Gerste angebaut, da jede Terrasse ein eigenes Mikroklima besitzt und so für andere Pflanzen ideale Wachstumsbedingungen zur Verfügung stellt.
Bei unserem Besuch bekommen wir die Hitze richtig zu spüren. Ein wolkenloser Tag und die Sonne brennt richtig auf die Steinterrassen. Heute ist nichts mehr vom Bewässerungssystem zu spüren, entsprechen heiss und staubig ist der Besuch bei unserem Rundgang durch die spannenden Terrassenformationen.
Ollantaytambo – Inkafestung
Am Fuss der allgegenwärtigen steilen Hügel befindet sich das alte Stadtzentrum. Akribisch und wie mit dem Lineal auf dem Reissbrett geplant sind enge Gassen und Häuserreihen um den historischen Stadtplatz angesiedelt. Direkt daran angrenzend ist die heute vielfach als Inkafestung bezeichnete Ausgrabungsstädte von Ollantaytambo. Besonders die bis heute massiven Mauern erwecken den Eindruck, dass es sich durchaus um eine befestigte Anlage der Inka handeln könnte. Auch strategisch ist die Anlage perfekt gelegen. Ein Felsvorsprung der mehrere hundert Meter hoch ist ragt in die Talsohle uns könnte so für die Kontrolle der Bewegungen durch das Tal genutzt worden sein.
Wir erklimmen die steilen Treppen, um über die eindrücklichen Inka-Terrassen zu blicken und die Gebäude zuoberst anzuschauen. Besonders der Sonnentempel – die Ruinen davon – lassen uns stutzig nachdenken. Die Überreste des Tempels werden in der deutschen Literatur auch als die sechs Monolithen bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Wand aus sechs riesigen Steinplatten, die mit kleineren Verbindungssteinen perfekt aneinandergebaut wurden. Wir staunen wie diese frühzeitlichen Zivilisationen die tonnenschweren Steinblöcke so präzise und erst noch auf einem schmalen Grat platzieren konnten.
Bei unserem weiteren Rundgang sehen wir etliche Steinblöcke die handwerklich geschickt ausgearbeitet wurden, teilweise mit versteckten Einkerbungen um die Steinverbindungen nicht nur passgenau, sondern verschränkt herzustellen um eine extrem stabile, massive Mauerstruktur zu errichten. In Ollantaytambo ist ausserdem ein kleiner Einblick ins Wassersystem der Inkas möglich. Im oberen Teil sind die Wasserkanäle sichtbar, aber trocken, im unteren Teil der Anlage fliesst bis heute Wasser durch die ursprünglichen Wasserkanäle die vielfach in die Oberseite von Steinen eingekerbt wurden und so Wasser zum Beispiel in einen Tempel führen oder zu verschiedenen Wasserstellen innerhalb der Anlage leiten. Eindrücklich – und eine willkommene Abwechslung, dass wir ein Inka-Wassersystem in Funktion betrachten können.
Tipp: Es gibt ein Pass für 70 Soles (ca. 17CHf), welcher die vier Sehenswürdigkeiten
Chinchero, Moray, Ollantaytambo und Pisaq beinhaltet. Einziger Nachteil, man muss die vier Orte innerhalb von 2 Tagen besichtigt haben. Löst man einen der Orte einzeln zahlt man nur für den einen Ort 70 Soles, der Pass lohnt sich also definitiv!
Maras – die Inka-Saline
Nahe von Moray, dem Gewächshaus, liegt eine natürliche Quelle von warmem Salzwasser, das aus dem Inneren der Gebirgsformation entspringt. Seit die Überlieferungen bekannt sind wird dieses salzhaltige Wasser zur Gewinnung von Salz genutzt. Die Saline von Maras wird bewusst im traditionellen Verfahren weiterbetrieben. Viele Wasserkanäle führen zu noch mehr kleinen Pools, die das Salzwasser auffangen und mit der Hilfe der Sonne und des trockenen Bergwindes werden so nach und nach die Salzkristalle in den Verdunstungspools angelagert. Alle drei Tage wird neues Wasser in die Pools gegeben, um so eine Salzschicht von mehreren Zentimetern zu erreichen bevor das Salz von Hand geerntet wird.
Durch das Salzwasser werden auch die umliegenden Steine nach und nach mit einer weissen Salzschicht überzogen und so bildet sich ein spektakuläres Bild der Inka-Saline in Maras. Das ganze Tal ist mit Verdunstungspools übersäht und in verschiedenen Weiss- und Beigetönen ergeben die Pools ein einzigartiges Mosaki inmitten der kargen Landschaft. Im Hintergrund ragen noch weisse Bergspitzen der Anden auf, eindrücklicher kann dieser Ort gar nicht mehr werden.
Da wir immer sparsam sind mit Souvenirs gönnen wir uns hier eines der vergänglichen Art: Salz. Natürlich kaufen wir von diesem hochwertigen Bergsalz. Ein Kilo ist erschwinglich und es entspricht genau unserem Geschmack: Ohne chemischen Zusätze und reiner mechanischer Bearbeitung ist es ein sehr naturbelassenes Salz, das gemäss ihrem Marketing auch in Sterneküchen verwendet wird. Nicht nur das, es gibt auch Rauchsalz zu kaufen. Tiptop – wir sind eingedeckt, und unser Küchenschrank riecht nun für absehbare Zeit nach geräucherter Salami – obwohl gar keine Salami drin ist. So stark bringt das Rauchsalz das Raucharoma hervor!
Campen im heiligen Tal der Inka
Wir geniessen neben all den archäologischen Highlights ebenso die eindrückliche Landschaft. Auf dem Hochplateau der Anden finden wir eine Lagune, wo wir unbehelligt die tiefblaue Lagune überblicken können und eine der ruhigsten Nächte auf dieser Reise verbringen können. So ruhig, dass wir über die Tage im heiligen Tal der Inka gleich mehrmals den Weg zur Lagune Huaypo unter die Räder nehmen, einfach weil der Platz herrlich ist. Im Hintergrund der Lagune ragen immer noch die weissen, schneebedeckten Spitzen der 5- und 6-Tausender empor. Atemberaubend und eine Region zum Geniessen!
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