Jalcomulco – ein glücklicher Zufall für uns
Wie fanden wir den Weg nach Jalcomulco obwohl wir für die meiste Zeit ein komplett anderer Ort ca. 20km davon entfernt in unserem Navi eingegeben hatten? Ursprünglich wollten wir uns ein kleines Dörfchen anschauen, welches sich jedoch eher als Ansammlung von 5 Häusern herausstellte und dessen Strassen so schlecht sind, dass es für uns mit Ben nicht zugänglich ist. Eine schnelle Planänderung oder besser gesagt der Rückfall auf den Plan „kein Plan“ ist angesagt. Kurzerhand entschliessen wir uns ins nächstgrössere Dorf Jalcomuco zu fahren.
Wir tuckern einmal quer durch das ganze Dorf und merken schnell: Das ist das Mexiko, das wir sehen wollen! Kleine farbige Häuser reihen sich eng aneinander, verziert mit zum Teil ausgefallenen Wandmalereien. Überall freundliche Gesichter und ein geselliger Umgang.
Etwas ausserhalb des Dorfes an einem Fluss haben wir in einer App einen Stellplatz gefunden, den wollen wir ansteuern. Mimi ist von an Anfang an etwas skeptisch, da bei den Kommentaren zum Platz von ausgewaschener Strasse und benötigtem 4×4 geschrieben wird. Natürlich versuchen wir es trotzdem. Als allerdings die Strasse in Sicht kommt, die aus dem Dorf zum Fluss runterführt, muss auch Paddy sich eingestehen, dass das wohl nichts wird. Hinzu kommt das viele Wasser zu dieser Jahreszeit, das Flussbett ist randvoll gefüllt – entsprechend kann es sein, dass der Platz nicht mal trocken und befahrbar ist.
Wir halten kurz am Strassenrand an, um zu besprechen, wie weiter resp. wo wir schlafen wollen. Da öffnet sich schon das Fenster des Hauses gegenüber und ein freundlicher Herr fragt uns, ob er uns helfen kann. Als wir ihn unsere Situation in holprigem Spanisch erklären, kommt er sogar heraus und erzählt uns von genau dem gesuchten Platz am Fluss. Auf Mimis Frage, ob wir den mit DIESEM Auto dahin kommen, wirft er einen Blick auf unseren Ben und schüttelt den Kopf, wünscht uns aber viel Glück bei der Suche.
So erleben wir die Mexikaner fast überall, supernett und hilfsbereit, aber manchmal ziemlich chaotisch und unzuverlässig, was die Zeit in Veracruz zeigt.
Mit einem kurzen Blick hinter das Haus finden wir aber schon unseren Platz. Eine Sackgasse, welche zu einem Sportplatz führt und breit genug ist, dass man noch bequem neben einem parkierten Auto durchfahren kann. Wir stellen unseren Ben in die für uns beste Nachtparkposition und fragen den nächsten Herrn, ob es okay sei, hier über Nacht zu bleiben: Si, si claro. Gar kein Problem. Solange noch ein Auto durchkommt, ist alles gut.
Wir machen einen Spaziergang durch das Dorf und merken schnell, hier gibt es zwar Tourismus, aber nur River-Rafting und diese Touristen lassen sich wohl eher selten im Dorf blicken. So verwundert es auch nicht, dass die beiden Mädchen an der Kasse im Tante-Emma-Laden, wo wir noch Gemüse für unser Abendbrot kaufen, lautstark über uns zwei Touris kichern.
Das Dorf selber ist schön zum Durchspazieren, ein Highlight ist aber wohl vor allem auch die Hängebrücke über den breiten, zurzeit reissenden, Fluss. Abends wird sie mit hunderten kleinen Lämpchen beleuchtet.
Hier geniessen wir ein Feierabendbierchen, bevor es dann zurück zu unserem Ben und dem Abendessen geht.
Danke Jalcomulco, dass du uns nach dem chaotischen, lauten und vollen Veracruz noch eine ganz andere Seite von Mexiko zeigst!
Allerdings sehen wir hier noch eine weitere Facette, von welcher wir auf der Fahrt schon einige Einblicke erlebt haben und die uns etwas überrascht.
Die Schere von Reich und Arm ist enorm. Die ärmsten haben praktisch nichts. Wir haben solche Armut auf unserer Südostasienreise bereits erlebt. Aus Gründen wie deutlich höherer Alphabetisierung, besserer Bildung und höherem Medianlohn in Mexiko haben wir uns vorgestellt, dass die Armut nicht ganz so krass ist. Die Vorstellung, dass die Menschen in den nächsten Ländern, die wir bereisen werden, noch ärmer sind, ist für uns momentan noch schwer greifbar.
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