Schnell sind wir in unserem vorläufig letzten Land auf dieser Reise angekommen: Uruguay! Schon bald steht unsere Verschiffung aus dem Hafen von Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, an. Entsprechend können wir nicht ganz Uruguay besichtigen. Für eine gemütliche mehrtägige Tour entlang der Küste von Uruguay reicht es aber allemal. Von Brasilien her nehmen wir den eher kleinen Grenzübergang bei Chuy und sind direkt an der Atlantikküste. Chuy an sich ist spannend für einen Grenzort in Südamerika: Ziemlich genau in der Mitte des Ortes verläuft eine doppelspurige Avenida und im Grünstreifen in der Mitte befindet sich die Landesgrenze zwischen Brasilien und Uruguay. In Europa ist das nicht so unbekannt, aber in Südamerika sehen wir so eine offene Grenze eher selten. Bei der Suche nach der Versicherung für Uruguay queren wir so technisch gesehen mehrmals die Grenze zwischen den beiden Ländern, um schliesslich in die Strasse mit der Versicherungsagentur einbiegen zu können.
Karumbé: Schildkröten Auffangstation
In La Coronilla besuchen wir Karumbé, eine Schildkröten Auffangstation. Auf unserer Reise haben wir schon einige Schildkrötenarten im natürlichen Lebensraum entdecken dürfen. Um den menschlichen Einfluss auf diese Tiergattung etwas zu verringern, benötigt es aber immer noch viel Schulungsaufwand und halt auch Auffangstationen wie hier die Station Karumbé. Aus drei Hauptquellen stammen die Schildkröten, die hier betreut werden, bevor sie wieder ausgewildert werden. So sind wir überrascht, dass einige Exemplare aus Haushalten stammen, wo teilweise geschützte Schildkrötenarten als Haustiere gehalten werden. Dann gibt es Schildkröten, die aus illegalem Tierhandel stammen und bei Karumbé wieder auf die wilde Natur vorbereitet werden. Und schliesslich versorgen die ehrenamtlichen Helfer auch an Land gestrandete Meeresschildkröten die medizinische Versorgung benötigen.
So ein Hilfsprojekt für die Natur unterstützen wir gerne, sie machen das Beste mit den begrenzten Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen. Jedoch sind die Wassertanks für die einzelnen Schildkröten schon sehr klein. Überlebbar ja, aber kein Wohlfühlparadies. Gut, aus Sicht der Schildkröte ist anschliessend nach ungefähr 20 Tagen Aufenthalt, oder länger bei Bedarf, die Weite des Meeres oder der freien Landschaft umso verlockender.
Punta del Diablo
Weiter geht unsere Küstenfahrt zum Punta del Diablo. Ein teuflischer Name für einen kleinen Fischerort direkt am Meer. Und schnell merken wir, wir sind nicht zur Hauptsaison, die so zwischen Dezember und Februar stattfindet in Uruguay. Die meisten Restaurants und Strandbars sind geschlossen, verrammelt und das Wetter mit Starkregen hilft uns auch nicht, uns rundum gut aufgehoben zu fühlen. Naja, einzig die Wellen sind hier wohl ganzjährig anzutreffen. Wenn es Leute hier hätte, wäre es einer der Surfhotspots von Uruguay.
Rocha und La Paloma
Rocha ist nichts spezielles, halt ein grösserer Ort im Osten von Uruguay. Hier gibt es alles, was so Administratives erledigt werden muss von Zeit zu Zeit wie ein grösserer Einkauf und das Besorgen der Antenne für die elektronische Maut. Um unserer Küstentour treu zu bleiben, fahren wir auf gleicher Höhe an den Strand nach La Paloma. Auch dieser Ort ist wie ausgestorben in der Nebensaison. So langsam begreifen wir, dass Uruguays Tourismus wirklich in genau drei Monaten auf Hochtouren läuft. Nun denn, es darf auch mal etwas ruhiger sein auf unserer Reise. So finden wir natürlich sehr einfach beste freie Stellplätze direkt am Meer, die wir komplett für uns haben. Auch wieder ein Vorteil.
Punta del Este
Nun sind wir bereits in den Ausläufern von Montevideo angekommen. Punta del Este ist der Badeort mit kilometerlangen Stränden und unzähligen Hotelanlagen. Wegen der Nähe zu Montevideo ist hier schon deutlich mehr los, es gibt wohl genug Uruguayer die am Wochenende aus der Stadt fliehen und in Punta del Este Zeit am Meer verbringen am Wochenende. Entsprechend ist hier ganzjährig einiges geöffnet und die Stadt bietet sich an, um etwas in den Cafés zu verweilen. Dabei werden wir aber ganz schön auf dem falschen Fuss erwischt. Wir bestellen etwas Weniges für einen Nachmittagssnack wie wir uns das auf unserer Reise gewohnt sind. Nur mit dem heftigen Unterschied, dass Uruguay doch ein ganzes Stück teurer ist als die umliegenden Länder. So bezahlen wir, ohne es geplant zu haben, für mittelmässiges Essen und Getränke über 60 US-Dollar. Also in Uruguay lohnt es sich, wieder genauer hinzuschauen bei den Preisen – Lektion gelernt.
Montevideo
Die Hauptstadt von Uruguay ist ein Erlebnis für sich. Zur Erklärung müssen wir etwas ausholen. Uruguay wird unter anderem auch als die Schweiz von Südamerika gehandelt. Viele Vorgänge funktionieren hier mit der üblichen Wartezeit aber ansonsten gut abgestimmt und reibungslos. So zumindest der Eindruck, den wir von Uruguay gewinnen. Das Land ist im Grossen und Ganzen sehr aufgeräumt, ordentlich und sauber. Auf unserer Fahrt bis hierher haben wir auf den hunderten Kilometern in Uruguay so viele gepflegte Vorgärten gesehen wie nirgends sonst in Südamerika. Also ein Pluspunkt für Uruguay. Aber nun zu Montevideo: Die Stadt hat ungemein viele Obdachlose, gewisse Viertel sind so stark verfallen, dass es eher an ein Ghetto als ein Stadtviertel erinnert. Also sehr trist. Es gibt ein, zwei historische Gebäude, ansonsten muss man Montevideo aus unserer Sicht nicht gesehen haben. Nun gut, wir sind ja als Hauptgrund in Uruguay, weil wir auf den Hafen von Montevideo angewiesen sind, um unseren Campervan Ben wieder zurück nach Europa zu verschiffen.
Colonia del Sacramento
Ein Highlight aus Uruguay gibt es schliesslich doch noch: Colonia del Sacramento, oder einfach und kurz Colonia. Die Historische Altstadt steht sogar unter Denkmalschutz als UNESCO Weltkulturerbe. Diesen Status hat Colonia definitiv verdient. Uns erinnert Colonia mit den engeren Gassen, niedrigen Gebäuden und Hausnummern auf Fliesen an spanische oder auch portugiesische Altstadtkerne. Wirklich schön. Wir schlendern gemütlich durch die Gassen an der Küste. Aber halt, es ist nicht mehr die Atlantikküste! Hier ist der Rio de la Plata so breit, ca. 40-50km, dass die Szenerie wie eine Meeresküste aussieht, aber effektiv ist es ein Flussufer. Wegen starken Regenfällen weit im Landesinnern ist deswegen auch das Wasser braun gefärbt im Unterschied zum Ozean. Aber ansonsten lädt Colonia durchweg zum Verweilen und Geniessen ein. Ein Café mit Kuchen oder lieber ein gehobenes Restaurant oder eine etwas bodenständigere Abstufungen dazwischen? Alles verfügbar in Colonia. So verweilen wir auch gerne mehrere Tage bevor wir uns an die Verschiffung von unserem Campervan Ben zurück nach Europa machen.
Bye bye Uruguay – Eine Camperreise geht zu Ende!
Und so kommt ein ganz ungewohnter Moment, der aber halt auf jeder Reise auch mal kommt. Das Ende ist nah. Aber nur das Ende der Südamerika-Reise mit unserem Campervan Ben! Wir räumen alles gewissenhaft aus, putzen den ganzen Van innen und aussen gründlich und verstauen alle unsere Sachen verschiffungsgerecht in den Kisten. Die letzten Kilometer zurück nach Montevideo in den Hafen fühlen sich wirklich komisch an. Das letzte Mal auf Spanisch mit dem Tankwart plaudern, das letzte Mal Maut bezahlen, das letzte Mal in unserem vertrauten Zuhause Zeit verbringen vor der Rückverschiffung. Jetzt sind wir wieder auf öffentliche Transportmittel angewiesen, kein Luxus mehr vom eigenen Auto für kurze Abstecher von hier nach da. Und auch Hotels müssen wieder gebucht werden für die weiteren Übernachtungen. Schon bei der ersten Buchung vermissen wir unseren Campervan Ben ungemein. Aber uns bleiben doch noch ca. vier Wochen in Lateinamerika. Wir fokussieren uns nun aufs Geniessen dieser verbleibenden Zeit!
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