Was wäre ein Besuch in Panama, ohne den weltberühmten Panamakanal zu besichtigen. Es gibt drei Schleusensysteme, welche besichtigt werden können. Die zwei grossen Schleusen Miraflores und Gatún und die dritte, kleinere Schleuse Pedro Miguel. Wir entscheiden uns für den touristischsten Ort mit dem Besucherzentrum bei der Schleuse Miraflores. Da es sich um ein technisches Bauwerk mit Weltausstrahlung handelt rechnen wir mal nicht damit, dass wir den Panamakanal alleine besuchen werden.
Schiffsfahrplan beachten
Um das ganze Erlebnis des Panamakanals zu erhalten ist es notwendig, den Schiffsfahrplan zu beachten. Wir waren an einem Sonntag um 10:00 Uhr das erste Mal beim Besucherzentrum. Netterweise hat uns der Herr am Empfang gleich darauf aufmerksam gemacht, dass heute die Schiffe in Richtung Pazifik in den Atlantik, also West nach Ost bereits am frühen Morgen durch den Kanal gefahren sind. Die umgekehrte Richtung von Ost nach West beginnt erst gegen 13:30 Uhr in den Miraflores-Schleusen anzukommen. Auch gut, wir kaufen erst einmal die Tickets und kommen später wieder. Mit dem eigenen Bus unterwegs zu sein und nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein hat schon seine Vorteile.
Dokumentationsfilm und Geschichte des Panamakanals
Für knapp 20 US-Dollar ist im Eintrittspreis auch ein 3D-Film über die Geschichte und den Bau des Panamakanals enthalten. Somit lassen wir uns diesen Film nicht entgehen – deshalb können wir nun auch mit einigen Fakten zum Kanal aufwarten. Die Idee des Panamakanals ist eine Alte und bereits die spanischen Kolonialherren dachten über einen solchen Kanal nach. Zur damaligen Zeit wurde das Unterfangen jedoch als nicht realisierbar klassifiziert und verworfen. Lange Zeit wurden also auf der ungefähren Route des heutigen Panamakanals – den Flussläufen entlang – Waren von den Schiffen auf dem Atlantik über dem Landweg zu den Schiffen auf dem Pazifik gebracht.
Im 19. Jahrhundert wurde ein erster Anlauf unternommen und unter grösster Anstrengung und entgegen der überwiegenden Skepsis mit dem Bau des Kanals begonnen. Dieses Mal nahm sich ein Franzose der Aufgabe an, derselbe, der bereits den Suezkanal geplant hatte.
Im Unterschied zum Suezkanal in nahen Osten ist der Grund unter dem Panamakanal lehmig und felsig und viel schwerer umzugraben als sandiges Gebiet und der Suezkanal ist auf Meeresniveau, der Panamakanal liegt jedoch höher als der Meeresspiegel. Zudem waren die Europäer den tropischen Krankheiten, welche durch Stechmücken übertragen wurden, nicht gewachsen. Über 20’000 Arbeiter starben bei dem Unterfangen. Schlussendlich wurde der Bau aus Geldmangel eingestellt.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde vom amerikanischen Kongress die Herstellung eines zentralamerikanischen Kanals auf Staatskosten beschlossen und somit der zweite Versuch für den Bau des Kanals unternommen. Nun wurde zum Ersten Mal direkt von Beginn an mit Schleusen geplant. Ausserdem war der Schlüssel zum Erfolg, dass weite Teile des Landesinnern durch eine Staumauer überflutet wurden und so ohne grosse Ausgrabungen ein langes Kanalnetz geschaffen werden konnte. Um nun auf diesen Stausee zu gelangen sind auf beiden Seiten des Panamakanals Schleusen notwendig, um die ungefähr 26m Höhenunterschied zu überwinden. Somit waren der Bau und schliesslich auch der Betrieb des Panamakanals um ein Vielfaches aufwändiger als beim Suezkanal.
Fast 100 Jahre später, am 31.12.1999 wurde der Panamakanal offiziell von den Amerikanern an Panama übergeben. Was wirtschaftlich einen enormen Schritt für Panama bedeutete.
Miraflores Schleuse
Bei unserem Besuch der Miraflores Schleuse haben wir echt Glück, da reger Schiffsverkehr herrscht. Wir sehen einige Schiffe, von kleinen Segelbooten und Katamarane bis hin zu einem panamax Containerschiff, das grösste Schiff, welches den Panamakanal passieren kann, war alles dabei. Die kleineren Boote teilen sich meistens einen Platz in der Schleuse mit einem grossen Frachter. So kann das Schleusenwasser einerseits für mehrere Boote genutzt werden und andererseits wird das Wasser direkt in die zweite Linie der Schleuse abgelassen, um es so weiterverwenden zu können und damit möglichst sparsam mit dem Wasser umzugehen. Nach der Schleuse geht logischerweise immer ein Teil des Wassers unwiederbringlich auf den Weg zum Meer, um den Fluss zu speisen.
Besonders die grossen Frachter sind eindrücklich zu beobachten. Da die Schleusen zu eng für Schleppboote sind werden die grossen Frachter durch vier oder bei den grössten Schiffen durch sechs Lokomotiven vom Schleusenrand aus stabilisiert. Bei der maximal zugelassenen Schiffsgrösse sind gerade einmal 60cm auf jeder Seite Platz, bis das Schiff an der Schleusenwand entlang schrammt. Im behutsamen Schritttempo kommen die Schiffe nach und nach ins erste und später ins zweite Schleusenbecken. Die Lokomotiven folgen einer abgestimmten Choreografie und überwinden auf ihren Schienen ebenfalls das Gefälle der Schleuse.
Schliesslich stehen wir über 2h in der mehrheitlich prallen Sonne und schauen den langsamen Schleusendurchfahrten zu. Wir finden es hat sich definitiv gelohnt. Einmal den Panamakanal zu sehen: Check!
Preisschätzungen für Kanaldurchfahrten
Eine Frage stellten wir uns noch: Wie viel kostet denn so eine Durchfahrt? Der Preis hängt natürlich von den Dimensionen des Schiffs ab. Und bei kommerziellen Schiffen zusätzlich von der Ladekapazität. Somit kommt man für ein kleines hochseetaugliches Segelschiff schnell mal auf 2’000 US-Dollar für eine Durchfahrt in einer Richtung. Für Frachter zählt explizit das maximal mögliche Transportvolumen und -gewicht und nicht die effektive Ladung. Dafür werden dann pro Durchfahrt mindestens 500 – 600’000 US-Dollar fällig. Nach oben werden immer wieder Rekorde gebrochen und besonders mit der Vergrösserung der Schleusen und deren Eröffnung im Jahr 2016 werden immer wieder neue Preisrekorde im Millionenbereich gebrochen.
Eine Kanaldurchfahrt mit dem eigenen Schiff ist also dann halt doch nicht unbedingt ein Schnäppchen.
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