Etwas verwirrend ist die Benennung dieses Nationalparks für uns schon. Es gibt in Argentinien einen sehr bekannten Gletscher Perito Moreno und einen weniger bekannten Nationalpark Perito Moreno. Wir besichtigen jetzt den Nationalpark Perito Moreno, in welchem sich aber nicht der allseits bekannte Gletscher Perito Moreno befindet. Die Verwirrenden Namensgebung führt auf den gemeinsamen Entdecker namens Perito Moreno zurück, der sowohl für den Nationalpark als auch für den gleichnamigen Gletscher namensstiftend war. Der Nationalpark ist nicht so bekannt und damit auch weniger frequentier, allerdings wurde er uns von mehreren Reisenden, die von Süden hochkamen, empfohlen, also lassen wir uns die Natur hier nicht entgehen. Wir geniessen im Nationalpark Perito Moreno einige Tage in abgeschiedener Wildnis.
Halbinsel Belgrano
Die Halbinsel Belgrano wird nur über einen kleinen, natürlichen Damm mit dem umliegenden Land verbunden. Der Rest der Insel wird vom Belgrano-See umgeben. Und hier in Patagonien sind auch die Seen speziell. Beide Seiten des gleichen Sees, welche durch den Damm getrennt sind haben unterschiedliche Farben. Eine Seite ist blau mit etwas weiss-gräulichem Farbton und dunkler. Die andere Seite ist grüner und ist nahe an einem türkis-grünblau. Der Unterschied macht das zufliessende Wasser mit unterschiedlichen Sedimenten. Je nach Sedimentart- und Dichte hat das Wasser eine andere Färbung. Sehr speziell und die Landschaft ist wieder einmal eindrücklich und einmalig zugleich. Die Insel mit der kargen, patagonischen Kaltsteppe und ihren Gelb-Brauntönen wird stark kontrastiert mit dem zweifarbigen, blauen Wasser. Rundherum türmen sich hohe, schroffe Felsspitzen in grau-rötlichen Tönen und schliesslich weissen Schneekuppen. Die ganze Szenerie könnte auch aus einem gut gemachten Film stammen. Aber wir sind tatsächlich hier und nicht nur im Kino, und dürfen für mehrere Tage Wanderungen in dieser einmaligen Landschaft geniessen.
Laguna De Los Témpanos
Die bisher längste Wanderung führt Paddy bis an die Lagune De Los Témpanos. Durch das flache Profil der Wanderung sind die 34km an einem Tag ohne ausgiebige Vorbereitung möglich. Durch die Kaltsteppe von Patagonien führt der schmale Wanderweg vorbei an vielen schroffen Bergspitzen, immer entlang des Río Lacteo. Der Fluss ist wegen den im Wasser mitgeführten Sedimenten weiss-grau. Die Wasserfarbe erinnert an ein Milch-Wassergemisch, deshalb Lacteo als Flussname. Schliesslich zuhinterst im Tal biegt der Weg links ab, mit einer eiskalten Flussdurchquerung, und hoch zum Gletscher. Am gegenüberliegenden Ende des Gletschersees, dem Ursprung des Flusses, bricht konstant Eis ab. Die Eisberge treiben im trüben Wasser und schmelzen langsam ab, um das Wasser talabwärts zu schicken. Das ganze Panorama wird durch die vereisten Bergspitzen umrahmt – ein weiterer, atemberaubender Anblick im rauen und zugleich schönen Patagonien!
Refugios im Nationalpark Perito Moreno
Viele der Wanderungen können schnell länger dauern im Nationalpark Perito Moreno. Um diese Wanderungen trotzdem einfacher zugänglich zu machen, gibt es gratis Refugios, die überall strategisch entlang der Wanderrouten verteilt sind. Das ist mal ein Service! Weder der Nationalpark noch die Übernachtung in einem Refugio kostet etwas. Einzig: Die Plätze sind stark begrenzt und müssen deshalb idealerweise im Voraus reserviert werden. Für die Übernachtung müssen ausserdem eine Liegematte und einen Schlafsack eingepackt werden und dann steht dem Hüttenabenteuer nichts mehr im Weg. Brennholz sowie eine Toilette sind bei jedem Refugio in der Nähe. Hätten wir Schlafsäcke dabei, hätten wir sicher so eine Nacht reserviert. Aber ohne Schlafsack wird es dann doch etwas ungemütlich. Also machen wir die Wanderungen wie gewohnt von unserem Campervan Ben aus.
Wir würden sofort wieder in den Nationalpark Perito Moreno kommen. Der Weg ist etwas ermüdend, es sind etliche Kilometer auf Schotterstrassen – Mal mit mehr Mal mit weniger Waschbrett – was schon nur die Anreise einiges an Zeit kostet. Später im Park werden die Strassen zwar nicht schlechter, aber auch nicht besser. Vielleicht genau deswegen sind die Massen an Touristen noch nicht im Nationalpark Perito Moreno angekommen und der Park zeigt die Natur von Patagonien von seiner besten Seite.
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