Nun endlich sind wir so richtig angekommen in Patagonien. Immer noch eher im nördlichen Teil aber dennoch mitten in Patagonien auf chilenischer Seite. Nun begleitet uns mehr die Ruta 7 anstatt wie bisher die Ruta 5 als Hauptverkehrsachse weiter in den Süden. Der Abschnitt der Ruta 7 ab Puerto Montt wird auch als Careterra Austral bezeichnet, eine fast so bekannte Strasse wie die Panamericana. Die Strassenverhältnisse werden sich nun bald von geteert zu Schotterstrassen verändern. Aber nicht nur das, vielerorts kommen wir ohne Fähren gar nicht weiter.
Fähre von Hornopirén nach Caleta Gonzalo
Von Hornopirén nehmen wir die erste längere Fähre, die Fahrt dauert in zwei Fähretappen doch etwa 4h mit einer kurzen Strasse dazwischen. Wie angetönt bildet diese Fähre ganz natürlich einen Teil des Nationalstrassennetzes von Chile und ist von der Regierung subventioniert damit die südlichen Regionen einfach den Anschluss an den Rest von Chile finden. Es kommt uns so vor, als seien die südlichen Regionen fast ein eigenständiges Land, mit einem eigenen Charakter im Vergleich zum nördlichen Teil von Chile. Ohne Buchung im Voraus sind die begrenzten Pätze auf der Fähre ausgebucht, also entscheiden wir uns etwa drei Tage im Voraus für eine Fahrt an einem Samstag. Die Aussicht während der Überfahrt ist herrlich. Wir schippern in einem ruhigen Fjord links und rechts eingerahmt von steilen Abhängen. Und wie ab jetzt wohl immer, sind in den untersten paar hundert Metern dichte Wälder, dann etwas graues schroffes Gestein und schon bald werden die grauen Flächen mit weissen Schneefeldern kontrastiert. Und das alles auf ungefähr 900 Höhenmetern. Der Schnee ist so omnipräsent und zu greifen nahe.
Hinzu kommen unzählige Wasserfälle mit glasklarem Wasser – manchmal denken wir wirklich es sind Eindrücke aus einem Paradies die wir hier aufnehmen dürfen.
Nationalpark Pumalín Douglas Tompkins
Der Amerikaner Douglas Tompkins hat hier grosse Waldflächen gekauft ein Nuturschutzprojekt daraus gemacht. Damit wollte Tompkins den sogenannten gemässigten Regenwald in dieser Region schützen. Zusätzlich zu den Waldflächen kaufte Tompkins Gebiete von Rinderzüchter und der Holzindustrie dazu, die immer weiter aufgeforstet werden. Noch heute werden jährlich über 300’000 neue Bäume gepflanzt umd möglichst viel der ursprünglichen Natur wiederherstellen zu können!
Lange war dies ein privater Naturpark, im 2006 hat Chile das Gebiet offiziell als Nationalpark deklariert und somit auch unter nationalen Schutz gestellt.
In diesem Nationalpark gibt es diverse kürzere und auch längere Wanderwege. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen und laufen in diesem herrlich dichten Wald zwischen riesigen Bäumen, den Patagonische Zypresse oder Alerce (Fitzroya cupressoides), durch und geniessen die Vegetation hier enorm.
Ventisquero Colgante
Unser erstes grosses Highlight ist der Ventisquero Colgante Gletscher. Auf nur mehr 950 Metern endet der Gletscher über einem senkrechten Abhang. So leuchtet das Blau des Eises zwischen den felsigen Abhängen hervor und hängt förmlich im Himmel. Deshalb wird der Ventisquero Colgange Gletscher auch der hängende Gletscher genannt. Der ganze Talkessel ist mit vielen Wasserfällen, vom Schmelzwasser zu dieser Jahreszeit gespeist, übersäht. Der grösste Wasserfall entspringt genau unter dem Gletscher, wo das ganze Wasser vom Ventisquero Colgante weit in die Tiefe stürzt. Das dramatische Schauspiel wird noch zusätzlich durch den feinen Nebel rund um den Wasserfall unterstrichen, da das sehr kalte Wasser die Luftfeuchtigkeit kondensieren lässt. Ein bis jetzt einmaliges Schauspiel, welches wir für uns entdecken können. Zusätzlich ist auch die Wanderung durch den Märchenwald, der alte Wald ist durch den Gletscher immer mit genügend Feuchtigkeit versorgt, wirklich schön. Die Bäume sind mit Moos und kleinen Pflanzen überzogen, umgestürzte Bäume formen natürliche Bögen über den Wanderweg – uns gefällt’s!
Los Exploradores Gletscher
Wir haben irgendwie die Gletscher nicht so auf dem Schirm gehabt. Ganz Patagonien, zumindest der Teil, den wir bis jetzt bereist haben und es wird südlich ja noch kühler, ist voll von kleineren und grösseren Gletschern und das auf einer relativ niedrigen Höhe. So ist auch unsere nächste Destination der Los Exploradores Gletscher eine Besonderheit. Vom grossen nördlichen patagonischen Eisfeld reicht der Los Exploradores Gletscher weit in die Talsohle hinunter. Die Ausläufer dieses Gletschers sind dieses Mal unter uns und wir überblicken ein ganzes Tal voller Eis. Auf wenigen hundert Metern über Meer hat es hier ganzjährig Eis. Zuvorderst taut das Eis ganzjährig auf und speist den Fluss Exploradores der ein ganzes Tal mit Süsswasser versorgt. Und ganz hinten sehen wir den Gletscher vom Eisfeld runterfliessen. Natürlich ist der Fluss für uns nicht wahrnehmbar, aber es hat doch viele Indizien, die darauf schliessen lassen, dass sich das Eis kontinuierlich bewegt. Die Informationstafeln bestätigen das, und die Fliessgeschwindigkeit überrascht uns. Mit bis zu 750m pro Jahr bahnt sich der Gletscher seinen Weg hinunter ins Tal. Das sind extreme Mengen an Eis, die so kontinuierlich ins Tal fliessen und schliesslich langsam auftauen und trotzdem einen direkt am Ende des Gletschers kraftvollen Fluss zu bilden. Auch toll für uns; nur wenige machen diese Wanderung, viele fahren zu dem sehr bekannten Gletscher San Rafael, so haben wir den Wanderweg fast ganz für uns alleine. Bereits auf dem Weg und auch auf den Aussichtplattformen hören wir immer wieder das Kalbern des Gletschers – das Abbrechen einzelner Eisstücke, ein donnerähnlicher Laut, auf den dann das Platschen folgt, wenn das Eis ins Wasserfällt.
Hier in Patagonien bietet die Natur überall eindrückliche Naturspektakel – so werden wir auch die nächsten Berichte wieder damit füllen!
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