Wir besuchen eine der grössten Städte von Mexiko: Puebla. Inzwischen sind wir einigermassen an die grosse Höhe gewöhnt. Uns war zuerst gar nicht bewusst, dass doch ein Grossteil von Mexiko in ordentlicher Höhe teilweise weit über 2000 m.ü.M. liegt. So liegt auch Puebla auf rund 2200 m.ü.M. Das gleiche Hochplateau erstreckt sich weit gegen Norden und wird uns für die nächsten paar Tage mindestens, wenn nicht sogar Wochen auf dieser Höhe halten. Besonders der Altstadtkern von Puebla zieht uns hierher.

Altstadt von Puebla

Der Ort Puebla liegt strategisch an der Route von Mexikostadt zum Handelshafen Veracruz ungefähr auf der Hälfte der Strecke und wurde seit jeher für die Kontrolle der Handelsroute benutzt. Entsprechend weit in die Vergangenheit reicht die Geschichte von Puebla. Dies hat besonders das Erscheinungsbild der Altstadt geprägt. Liebevoll gepflegte Herrenhäuser, meist mit Innenhof, zeichnet die Altstadt aus. Kontrastiert werden die Häuser aus Backsteinen mit farbenfroh gefliesten Fassaden, Fensterläden, sowie reichlich Pflanzengrün.
Wir schlendern gemütlich durch die Stadt und nehmen die verschiedenen Eindrücke auf. Besonders schön finden wir auch Fussgängerstrassen mit grossen, alten Bäumen welche Schatten spenden und zum Verweilen einladen. Sobald wir an den Rand der Altstadt stossen, fängt aber sogleich wieder das hektische, laute, mexikanische Grossstadtgetümmel an. Viel Verkehr drängt sich durch besonders wenige Strassen, da momentan wohl jede zweite Strasse im Stadtkern generalsaniert wird. Bei unserer Ankunft in Puebla steckten wir deshalb selber für über zwei Stunden im Verkehrschaos fest bis wir uns entschieden hatten, wo wir uns für die Nacht einquartieren.
Wir bleiben noch eine Weile in der Altstadt, schliesslich wollen wir noch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen. Bei unserem Spaziergang stossen wir aber auch auf ungeplante Sehenswürdigkeiten. So findet auf einem Platz eine Darbietung von lokalen Tänzen statt. Lange, weite und farbenfrohe Röcke der Tänzerinnen werden gekonnt im Rhythmus der Musik bewegt. Die Tänzer können da auf – für Europäer – exotischere Accessoires zurückgreifen. Sie schwingen Säbel passend zur Musik und ergänzen den Rhythmus mit gewolltem aneinanderschlagen der Säbel. Die Vereinigung der Tänzerinnen und Tänzer bildet eine Art Stepptanz, da alle Künstler in besonderen Schrittfolgen die Holzbühne zum Beben bringen. Ein eindrückliches Spektakel! Darum muss man eben auch mal ohne Camper zu Fuss eine Stadt erkunden.

El Parián – Kunst- und Handwerksmarkt

Der Markt El Parián hat ebenso wie Puebla eine lange Geschichte. Ursprünglich wurde er um 1801 gebaut und wird bis heute fortgeführt. Wir gehen davon aus, dass sich das Sortiment auf dem Markt immer wieder verändert hat. In der heutigen Form werden überwiegend Kunst- und Handwerksgegenstände sowie Souvenirs verkauft. Jedoch ist die Qualität hier eine deutlich andere als wir sie bereits auf ähnlichen Märkten in Mexiko erlebt haben. Die Besonderheiten im Sortiment von Puebla sind kunstvolle Keramikerzeugnisse. Von Tellern, Tassen über Blumentöpfe bis hin zu kunstvollen Keramikstatuen. Wenn Mexiko auf Keramik trifft, darf die Verkörperung des Totengedenkens nicht fehlen – dafür ist ja schliesslich ganz Mexiko bekannt. Entsprechend finden wir ausserordentlich kunstvoll bemalte Keramik-Totenköpfe in allen Grössen und Farbmustern. Dies ist ein einzigartiger und faszinierender Anblick. In gleicher handwerklicher Finesse finden wir wenig später in einer Keramik-Boutique ein Skelett-Ehepaar mit kunstvollen Hüten und Gewändern. Wirklich einzigartig: Wir sind beide fasziniert und überrascht von diesem kunstvollen Anblick!

Kathedrale von Puebla

Ein kurzer, aber inzwischen obligater Abstecher unseres Besuchs in Puebla führt uns in die Kathedrale. Das innere ist sehr opulent geschmückt und verdeutlicht einmal mehr die krassen Gegensätze der vielen Bevölkerungsschichten. Die Kirche kann wahnsinnig reich geschmückt werden obwohl grosse Teile auch der Bevölkerung hier in Puebla nicht sehr viel besitzt. Nichtsdestotrotz lassen wir die schönen Kuppeln und Wandgemälde sowie den prächtig geschmückten Altar auf uns wirken.

Biblioteca Palafoxiana

Eine weitere Hauptattraktion von Puebla ist die sehr alte Bibliothek Biblioteca Palafoxiana. Sie wurde bereits um 1646 gebaut war damit die erste öffentliche Bibliothek in Mexiko. Meterhohe hölzerne Bücherregale reihen sich dicht an dicht nebeneinander und umschliessen den ganzen Raum. Zu unserem grossen Erstaunen macht es wirklich den Eindruck, als ob hier noch überall Originalwerke in den Büchergestellen lagern. Andernorts hatten wir auch schon erlebt, dass an solchen historischen Städten die schützenswerten alten Bücher durch Attrappen ersetzt wurden. Mit Sicherheit können wir es nicht sagen aber wir tendieren stark dazu, dass es wirklich die originalen alten Bücher sind.
Neben den spezifischen Büchersammlungen, welche in Themenbereiche wie kanonisches Recht oder Mathematik gegliedert sind, sind zusätzlich die alten Lesetische ausgestellt. Besonderes Interesse finden wir am Ausgestelltem Bücherrad. Darauf konnten mehrere Werke gleichzeitig geöffnet abgelegt werden und es ermöglichte es so zwischen verschiedenen Büchern hin- und herzuwechseln. So sahen also die analogen geöffneten Browsertabs damals aus! Ein herrlicher Vergleich von Mimi als wir davorstehen!

Übernachtung im Camper in Puebla

Da Puebla nach Veracruz erst der vierte Ort ist wo wir in Mexiko übernachten, sind wir uns immer noch ein wenig am Herantasten wie und wo wir am besten im Camper Ben übernachten. Zuerst wollten wir zur Touristenpolizei fahren, viele andere Overlander hatten diese Möglichkeit in einer App beschrieben, dass Camper dort willkommen sind und wir damit direkt nahe der Altstadt gratis hätten übernachten können. Wegen den oben erwähnten Strassenbauarbeiten kommen wir aber erst gar nicht in die richtige Strasse hinein, da diese auch zu den Baustellen gehört. Also entscheiden wir uns für eine sichere Alternative: Den Parkplatz eines grossen Supermarkts, der auch in der Nacht überwacht ist. Nicht so schön, aber funktioniert und ist sicher. Das wird wohl auch in Zukunft noch das eine oder andere Mal der Fall sein, aus praktischen Überlegungen.

Cholula

Etwas ausserhalb von Puebla befindet sich die Pyramide von Cholula. Sie ist eines der beliebtesten Ausflugsziele von Puebla aus, also lassen auch wir uns die grosse Pyramide nicht entgehen. Die Pyramide von Cholula soll Umfangmässig die grösste Pyramide weltweit sein (in der Höhe wird sie von mehreren übertrumpft), viel davon zu sehen ist allerdings nicht. Haute ist die Pyramide viel mehr ein hoher Erdhügel mit einer Kirche auf dem Gipfel. Lediglich ein paar kleinere Ausgrabungen seitlich des Hügels und das Museum lassen erahnen, wie die Pyramide früher ausgesehen haben mag.
Alles in allem ist es aus unserer Sicht eher ein enttäuschender Ausflug. Aber bekanntlich sollte man ja auch nicht mit dem Besten beginnen und so können wir uns noch auf viele weitere und hoffentlich beeindruckendere Ausgrabungsstätten hier in Mexiko freuen.

Insgesamt ist Puebla eine vibrierende mexikanische Grossstadt, die zu jeder Tages- und Nachtzeit viel zu bieten hat. Für einen kulturellen Zwischenstopp auf unserer Route nordwärts durch Mexiko hat sich Puebla perfekt angeboten.