Nach dem für uns sehr langen Aufenthalt in Gouda nehmen wir die nächste Grossstadt der Niederlande in Angriff. Rotterdam wir kommen oder viel eher Rotterdam wir kommen erneut zu dir. Mimi war vor einer Weile schon mal in Rotterdam, damals konnte die Stadt nicht überzeugen. Hintergrund war wohl auch, dass das Programm sehr straff, vorwiegend aus Kunst und Architektur bestand und eine richtiggehende Chinesentour durch Rotterdam war. Dieses Mal sollte die Erfahrung einiges besser werden.
Der Stadtkern von Rotterdam
Der Vorteil ohne Ben unterwegs zu sein ist sicherlich, die Chance auf ein sehr zentrales Hotel mitten im Stadtkern von Rotterdam buchen zu können. Wir geniessen es richtiggehend, direkt vor der Hoteltüre in unmittelbarer Nähe bei der Markthalle von Rotterdam und von Rotterdam Blaak unsere täglichen Ausflüge beginnen zu können.
Im Unterschied zu anderen niederländischen Städten, die eher kreisförmig ums Zentrum herum aufgebaut sind – teilweise sogar mit ringförmigen Grachten (Wasserkanäle) – hat Rotterdam einen deutlich moderneren Charakter. Dies liegt sicherlich daran, dass sowohl Krieg als auch ein riesiger Stadtbrand erst Mitte des 20. Jhd. den Stadtkern ausgelöscht hatten und dieser neu aufgebaut werden musste. So finden wir in der Witte de Withstraat geschätzt einen Kilometer aneinandergereihte Restaurants und Bars. Angebote für die abendlichen und nächtlichen Stunden, soweit das Auge reicht. Gefühlt unweit davon ist die zweite grosse Strasse im Stadtzentrum, die Beurstraverse, hier finden sich Einkaufsmöglichkeiten ohne Ende dicht an dicht aneinandergedrängt. Und das Beste – wir erreichen all das bequem zu Fuss von unserem Hotel aus. Natürlich würde das auch mit Ben möglich sein, jedoch haben wir genau einen anderen Campervan so direkt im Zentrum von Rotterdam gesehen, vielleicht wären wir der Zweite gewesen hätten wir Ben hier?
Markthalle Rotterdam
Direkt bei unserer Ankunft führt uns unser Weg in die nahe Markthalle von Rotterdam. Wir wussten, dass wir eine sehr moderne Markthalle erwarten dürfen, die Live-Erfahrung war noch um einiges besser. Zudem ist die Markthalle Rotterdam eine Markthalle zum Schlemmen. Es gibt mehr Essenstände als Lebensmittelstände. Überall wird Essen angeboten und so tauchen auch wir ein in einen kulinarischen Flug. Eine Besonderheit, die wir besonders mögen: Direkt an den Essenständen gibt es Aufgänge, welche auf das Dach der Stände führt. Oben angekommen können wir uns an einem Tisch niederlassen und mit genügend Abstand zum lauten Markttreiben, aber doch mit interessantem Ausblick unsere Speisen geniessen.
Eingefasst ist die Markthalle in ein riesiges, futuristisches Gebäude mit einer runden Aussenhülle. Stark vereinfacht gesprochen ist die Markthalle eigentlich ein Gebäudeschlauch. In der Schlauchwand gibt es unten Geschäfte und Restaurants und oben Wohnungen. Die beiden Schlauchöffnungen sind mit gigantischen, farbigen Glasscheiben verschlossen, so dass der Markt in der Markthalle stattfindet aber dennoch sehr viel Licht und durch die Höhe einigermassen luftig daherkommt. Es ist manchmal schwer das Gesehene in die passenden Wörter zu fassen, deshalb schaffen ein, zwei Bilder zur Markhalle sicher bessere Klarheit.
Über die vier Tage, welche wir in Rotterdam verbracht haben, sind wir mehrere Male in der Markthalle für einen Snack oder eine vollwertige Mahlzeit. Es stellt sich heraus, dass die Stände am besten mit zwei Blicken geprüft werden sollten, bevor eine Bestellung getätigt wird. Im Durchschnitt finden wir bei unserer kleinen Stichprobe etwa die Hälfte der Stände hervorragend wohingegen die andere Hälfte eher unterer Durchschnitt ist. Wie immer auf dem Markt gilt also auch hier: Genau hinschauen, die Touristenfallen umgehen und die Juwelen herauspicken!
Rotterdam Miniaturwelt
In Rotterdam besuchen wir eine Miniaturwelt. Das Beste aus den ganzen Niederlanden wurde hier in einer grossen Miniaturwelt detailgetreu nachgebaut. Mit viel Charme sind Windräder, Züge, Häuser und ganze Stadtteile in Szene gesetzt. Im Verlaufe von Minuten werden Tageszeiten simuliert, Züge fahren und Beleuchtungen der vielen Häuser werden bei Bedarf aktiviert. Wirklich toll gemacht, wir können einige Zeit damit verbringen nicht nur die Miniaturwelt zu bestaunen, sondern auch die versteckten „Ostereier “ zu finden. An einem Ort entdecken wir Superman, ausserdem gibt es etliche Orte, wo Pokémons versteckt sind und schliesslich dürfen auch weitere Comichelden nicht fehlen. Wir möchten aber auf keinen Fall zu viel verraten, am besten ist immer noch selber die Miniaturlandschaften anzusehen.
Im Keller des Museums wird aktuell gerade die Miniaturwelt von England erweitert. Die Teile, welche schon fertiggestellt sind, haben uns sehr stark an unseren ersten Abschnitt dieser Reise in England und Schottland erinnert. Die Handwerker des Museums haben die Charakteristischen Landschaften und Sehenswürdigkeiten sehr gut nachgebildet.
Erasmusbrücke
Ein eindrückliches Bauwerk in Rotterdam ist die Erasmusbrücke. Die Eigenheit dieser Brücke besteht darin, dass lediglich von einer Seite via den Pylon die Schrägseile verlaufen. Das Erscheinungsbild dieser grossen Brücke ist deshalb trotz der beeindruckenden Abmessungen sehr filigran und leicht.
Die Brücke ist die Letzte bevor der Fluss Nieuwe Maas in die Nordsee mündet. Entsprechend wichtig ist auch die Passierfähigkeit durch grosse Schiffe. Deshalb vereint die Erasmusbrücke zwei Gegensätze. Direkt an die Erasmusbrücke schliesst die grösste und schwerste europäische Klappbrücke mit einer Stützweite von 89 Metern, um auch sehr grossen Schiffe die Passage weiter den Fluss herauf zu ermöglichen. Und das im Gegensatz zur erwähnten sehr grazilen Erscheinung der Erasmusbrücke.
Depot Boijmans Van Beuningen
Bei unseren Spaziergängen durch die Innenstadt von Rotterdam fällt uns nicht ganz zufällig ein extrem charakteristisches Bauwerk auf. Es handelt sich dabei um das Depot Boijmans Van Beuningen und gehört zu einem Kunstarchiv. Für Laien wie Paddy sieht das Gebäude wie ein übergrosser, silbriger Blumentopf aus. Das Erscheinungsbild ist schon spannend, auch die Türen für den Zutritt zum Gebäude sind mit speziellen Schwenktüren ausgestattet, um die Aussenform zu wahren. Dahinter verbergen sich dann konventionelle, rechteckige Türen. Hier wurde echt einiges unternommen, um dem Entwurf des Gebäudes auch in der Realisation gerecht zu werden.
In der silbrigen Fassade spiegelt sich die umliegende Skyline von Rotterdam. Der Anblick ist herrlich futuristisch. Für den Besuch des Innern des Kunstarchivs müssen Tickets im Voraus gebucht werden. Dies haben wir nicht gemacht, aber der Anblick von aussen ist schon ein kleines Erlebnis für sich.
Bahnhofshalle Rotterdam Centraal
Für Architekturliebhaber ist die Bahnhofshalle Rotterdam Centraal ein Abstecher wert. Es handelt sich dabei um den Hauptbahnhof von Rotterdam und der Umweg ist entsprechend für die meisten Besucher von Rotterdam sehr klein. Es kann durchaus sein, dass dieser Bahnhof natürlicherweise für die An- oder Abreise nach Rotterdam genutzt wird. Um die spezielle Gebäudeform ohne Ballast auf uns wirken lassen zu können kommen wir extra an einem Tag ohne Gepäck vorbei. So können wir die enorme Dachkonstruktion und Gebäudeform am besten wahrnehmen.
An die grosse Halle mit den Geleisen und Bahnsteigen schliesst sich die Empfangshalle mit einer extravaganten Form an. Es wirkt fast schon wie ein gefaltetes Blatt, welches zum Schutz der Passagiere vor der Witterung an die Halle mit den Geleisen angelehnt wird. Dabei werden metallene sowie hölzerne Elemente zu einem schönen Gesamtkonzept zusammengefügt.
Und natürlich kommen wir schon bald wieder am Rotterdamer Hauptbahnhof vorbei: Unsere Abreise Richtung Flughafen Amsterdam führt uns direkt durch diesen Bahnhof.
Mit diesem Aufenthalt haben wir das Bild von Rotterdam in Mimis Erinnerung ein ganzes Stück in die positive Richtung rücken können. Uns hat die Stadt sehr gut gefallen, sie ist recht hip und lebendig, kommt aber leider wegen den historisch bedingten Neuaufbauten nicht an das Flair von Amsterdam heran. Für einen Städtetrip lohnt sich Rotterdam trotzdem allemal – vielleicht auf bald, wer weiss!
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