Salar de Uyuni

von | 27. Okt 2024 | Bolivien, Südamerika | 0 Kommentare

Das Naturspektakel der Anden reisst auch im Süden Boliviens nicht ab. Die weltbekannte Salar de Uyuni ist unsere nächste Destination. Nach etwas Vorbereitung – wir schützen den Unterboden vom Campervan Ben mit einem Gemisch aus Diesel und Öl sowie dem Einkauf von Proviant – wagen wir die Fahrt auf die grösste Salzebene der Erde mit mehr als 10‘000 Quadratkilometer. Wir tauchen ein in eine extrem surreale Landschaft, in der wir schnell die Orientierung und das Grössenverständnis unserer Umgebung verlieren.

Osteingang auf die Salar de Uyuni

Zu unserem Besuch Ende September ist die Salar komplett trocken, entsprechend einfacher gestaltet sich unsere Fahrt durch die Salar de Uyuni. Ohne Probleme fahren wir von der neuen Zufahrtsstrasse in Colchani herab auf die Salzwüste. Echt spannend! Das Salz liegt hier mehrere Meter dick in der Ebene und ist in kristalliner Form genügend tragfähig um Autos, Reisebusse und Lastwagen zu tragen. Das alles zur trockenen Jahreszeit in der wir unterwegs sind. Wenn Regenfälle das Salz aufweichen kann es aber schnell vorkommen, dass Fahrzeuge im Salz einsinken und nur schwer wieder geborgen werden können. Dieses Erlebnis überlassen wir anderen Besuchern der Salar de Uyuni – wir düsen unbekümmert über das schneeweisse Salzmeer.

Treppe in den Himmel

Eine Kunstinstallation in der Salar de Uyuni nennt sich Treppe in den Himmel. Aus der dicken Salzkruste der Salar de Uyuni können Blöcke wie etwas grosse Ziegelsteine geschnitten werden. Daraus hat ein Künstler eine Treppe in den Himmel gebaut. Dadurch, dass nichts als weiss bis zum Horizont zu sehen ist können Besucher auf dieser Treppe wortwörtlich für einen Moment in den Himmel steigen. Wir gewöhnen uns nur langsam an die komplett surreale Umgebung, doch wir möchten noch viel mehr von der Salar sehen, also geht es für uns weiter zur nächsten Kunstinstallation.

Salzlabyrinth und Salzfiguren

Nur wenige Kilometer nördlich der Treppe in den Himmel haben die Bolivianer die Verbindung zwischen Kunst und Ökonomie verstanden. Für einen kleinen Eintrittspreis können wir viele Figuren bestaunen, die aus dem Salz der Salar de Uyuni kunstvoll geformt wurden. Übergrosse Greifvögel, eine Lokomotive, eine riesige Hand, eine Pyramide sowie weitere Figuren laden zur Interaktion und Fotografie ein. Zum Abschluss suchen wir unseren Weg durch ein Labyrinth aus Salzmauern. Es ist dieses Mal ein Labyrinth für Erwachsene, die Wände sind so hoch, dass wir nicht einfach darüber schauen können. Wir sind erfreut von diesem Erlebnis, wir wissen beide nicht wann wir das letzte Mal so richtig verloren in einem Labyrinth waren.
Als Belohnung für den Weg durch das Labyrinth sehen wir die eindrücklichste Salzstruktur, die es an diesem Ort zu sehen gibt: Einen meterhohen Turm mit mehreren Stockwerken aus Holzplanken und Salzblöcken. Wir hätten nicht gedacht, dass aus Salz solch stabilen und hohen Strukturen gebaut werden können.

Salzhotel und Insel der Flaggen

Gleich neben dem bekannten Rally Dakar Monument befindet sich das erste Salzhotel der Salar de Uyuni. Es sind mehrere Räume, die zu einem länglichen Gebäude zusammengefasst sind, welche fast ausschliesslich aus Salzblöcken aufgebaut wurden. Für den Witterungsschutz wurden dann Holz und reguläre Wellbleche aus Plastik verwendet, macht Sinn da sich das Salz bei Regenfällen ja nach und nach auflöst. Aber auch im Innern bestehen viele Einrichtungsgegenständer wie zum Beispiel Tische, Stühle sowie die Bar aus Salz. Zusätzlich finden wir noch kunstvoll hergerichtete Salzlamas vor. Ein spezieller Ort für einen Besuch.

Gleich daneben befindet sich die Insel der Flaggen. Salzsockel halten die verschiedensten Fahnenstangen. Kombiniert mit dem mal stärkeren, mal schwächeren Dauerwind in der Salzwüste ist die Flaggeninsel ein schöner Anblick. Es wehen diverse Flaggen von Ländern sowie andere Flaggen von Organisationen oder Reisenden im Wind. Wieso und was einen ermöglicht, hier eine Flagge zu platzieren: Wir wissen es nicht. Trotzdem ist es ein kurzer Stopp wert. Vor allem überrascht uns die Geräuschkulisse. Grundsätzlich ist die Salar der Uyuni extrem still. Auch Schall, den wir produzieren wird erstaunlich schnell geschluckt oder mangels Reflexionsflächen verliert sich der Schall extrem schnell im Raum. Die unzähligen Flaggen hüllen die Insel der Flaggen in ein angenehmes Geräusch von bewegtem Stoff im Hintergrund, nicht aufdringlich aber eine willkommene Abwechslung zur omnipräsenten Ruhe in der Salar de Uyuni.

Lange Fahrten zu entfernten Inseln in der Salar de Uyuni

Aus Rücksicht auf unseren Campervan Ben fahren wir meist unter 40km/h um die aufgewirbelten Salzkristalle möglichst nur oberflächlich und nicht in die hinterletzten Hohlräume unseres Campervans zu verteilen. So sind wir stundenlang in gemächlichem Tempo auf der Salar de Uyuni unterwegs. Es fühlt sich fast an wie wenn wir fliegen wurden. Wir können frei entscheiden, ob wir uns an die etwas dunkleren Hauptverkehrsachsen halten oder ob wir einfach mal links oder rechts in die Weite der Salar de Uyuni ausbrechen. Natürlich darf man auch schnell fahren – an uns brausen gelegentlich Tourbusse oder LKWs vorbei die sich mit der starken Korrosion der Einwirkungen des Salzes abgefunden haben.
Die Distanzen sind nahezu unmöglich einzuschätzen ohne GPS-Navigation. In einer Entfernung von etwa 30km sehen wir eine Insel durch den Dunst schimmern, ob es10km oder 50km wären könnten wir nicht sagen ohne GPS. Bei etwa 10km-20km sehen wir die Inseln klarer, ihre schroffen Gesteinskanten, aber sie scheinen zusätzlich durch einen optischen Effekt zu schweben. Sehr speziell. Und dann, wenn wir uns nähern, haben wir das Gefühl, dass die Insel doch gleich da ist, in wenigen hundert Meter, obwohl noch 5km zwischen uns und der Insel liegen. Spannend wie sich unser Gehirn ohne Anhaltspunkte nur sehr schwer einen Reim aus den optischen Eindrücken in der Salar de Uyuni machen kann.

Optische Täuschungen, in der Salar de Uyuni leicht selbst gemacht

Weil wir schon festgestellt haben, dass unser Gehirn etwas Mühe mit den optischen Eindrücken hat, legen wir noch eine Schippe obendrauf. Inspiriert von anderen Reisenden, welche lustigen Fotos aus der Salar de Uyuni veröffentlicht haben machen wir Gebrauch von dieser einmaligen Gelegenheit. In der Salar de Uyuni wir unser Campervan Ben so leicht, dass wir ihn stossen, stemmen und unter dem Arm tragen können. Aber seht selbst wie spielerisch leicht der Umgang mit einem grossen Auto in der Salar de Uyuni sein kann!

Insel Incahuasi

Die bekannteste und touristisch gut erschlossene Insel Incahuasi besuchen wir genau aus diesem Grund direkt am Morgen nach einer einsamen Nacht auf der Salar de Uyuni. Um viertelnach Neun finden noch keine anderen Touristen den Weg zur Insel Incahuasi. Wir haben die riesigen Kakteen und den kurzen Wanderweg über die Insel ganz für uns alleine. Erst also wir vom Rundgang über die Insel zurück am Ausgangspunkt sind treffen die ersten Privattouren auf der Insel Incahuasi ein.
Das Erlebnis auf Incahuasi ist echt schön. Neben den riesigen Kakteen haben wir eine Rundumsicht über das weisse Salzmeer der Salar de Uyuni. Wir nehmen die Eindrücke gerne auf, machen uns aber gleichzeitig nochmals auf den Weg zu einer weiteren Insel etwas abseits vom Touristenstrom.

Fischerinsel oder Fischinsel

Zum Ausgleich zur Insel Incahuasi legen wir einen Stopp bei der Fischerinsel oder Fischinsel ein. Der Name ist nicht genau definiert, beide meinen den gleichen geografischen Ort. Die Fischinsel soll weniger touristisch sein, das ist sie auch definitiv. Es gibt keinen trittsicheren Wanderweg, kein Besucherzentrum oder einen kleinen Laden wie auf Incahuasi. Dafür sind wir eins mit der einzigartigen Natur der Salar de Uyuni. Aber die einzigen sind wir auch hier nicht. Von weitem sehen wir gelbe Punkte in der Bucht der Fischinsel. Zuerst denken wir aus der Ferne das seinen Markierungen für die Parkplätze oder andere Verkehrsschilder. Als wir nahe dran sind und parkieren merken wir aber das sind lauter Zelte von einer Gruppe von Reisenden, die wohl über die Salar Wandern, Radfahren oder sonst eine „einsame“ Übernachtung in der Salar de Uyuni gebucht haben. Nur blöd, dass halt mindestens 15 Zelte zu dieser Reisegruppe gehören.

Wir besteigen den Gipfel der Fischinsel zum Sonnenuntergang bevor wir uns etwas abseits auf der riesigen Salzfläche einen Platz für unsere Übernachtung schnappen.

Sternenkuppel in der Salar de Uyuni

Auf etwa 3’600m Höhe und ungefähr 100km von den umliegenden Dörfern mit Lichtverschmutzung entfernt, sind wir trotz der kalten Nacht hell begeistert vom eindrücklichen Firmament. Wir können so viele Sterne sehen – sie sind unzählbar für uns. Mit einer App auf unserem Handy bestimmen wir zwei, drei der bekannten Sternenbilder. Und wir sind überrascht: Wir können von blossem Auge die Milchstrasse erkennen. Fantastisch, wir harren bei knapp 4°C im Wind aus um einige Sternenhimmelfotografien als Andenken mitzunehmen respektive hier zu veröffentlichen.

Fazit zur Salar de Uyuni

Die Erfahrungen in der Salar de Uyuni sind wirklich einzigartig, wohl einmalig auf der ganzen Welt. Um diese surreale Umgebung richtig aufzunehmen, bietet sich, wenn immer möglich, ein Besuch mit Übernachtung an. Wir sind glücklich, können wir einfach so drei Nächte an so einem einzigartigen Ort verbringen ohne uns um Touranbieter oder Kosten kümmern zu müssen. Der Ort ist richtig unwirtlich, aber mit der entsprechenden Ausrüstung auch einen weiteren Umweg wert!

Eisenbahn Friedhof Uyuni

Der Ort Uyuni, welchen wir sowohl vor als auch nach unserem Besuch der Salar de Uyuni durchfahren, hat an sich nicht sehr viel zu bieten. Es ist eine ehemalige Garnisonsstadt und ihr Charme hält sich in Grenzen.
Spannend ist aber der Eisenbahnfriedhof am Rand der Stadt. Hier sollen rund 100 alte Lokomotive stehen, die ältesten aus dem 19. Jahrhundert. Sie werden einfach Wind und Wetter überlassen und rosten so vor sich hin. Es soll der grösste Eisenbahn Friedhof weltweit sein, klar, wo sonst hat man den Platz um so viele Züge einfach ab zu stellen und sich selbst zu überlassen.
Der spezielle Friedhof kann man gratis besuchen und so spazieren wir zwischen den teils schon sehr verfallenen Lokomotiven und Waggons umher. Schon eine spannende Erfahrung und wenn man sowieso hier ist, sicher einen Besuch wert.

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Wir sind Paddy und Mimi, ein reisehungriges Paar aus der klitzekleinen Schweiz mitten in Europa. Wir bezeichnen uns selber als Slow-Traveler, da wir gerne genügend Zeit an einem Ort oder in einem Land verbringen. So klappern wir nicht ausschliesslich die typischen Sehenswürdigkeiten ab sondern lernen gerne auch die Kultur des jeweiligen Landes näher kennen.

Momentan sind wir in:

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