In San Agustín wartet eine etwas andere archäologische Ausgrabungsstätte auf uns. Die Region rund um San Agustín ist voll von Steinfiguren. Teilweise sind die aus Stein gehauenen Figuren grösser als wir Menschen und damit echte Kunstwerke aus einer vergangenen Zeit. Dafür nehmen wir den beschwerlichen Weg für unser Campervan Ben durch den Nationalpark Puracé in Kauf. 30km Schotterstrasse in sehr schlechtem Zustand. Wir benötigen für die 30km mit nahezu ununterbrochenen Schlaglöchern sage und schreibe 2.5h. Dafür haben wir viel Zeit, um den umliegenden Nebelwald zu betrachten.
Ausgrabungsstätte San Agustín
Die verschiedenen Gesteinsskulpturen sind gemäss archäologischen Einordnungen zwischen 100 bis 1200 nach Christus durch eine eigene Kultur in dieser Region hergestellt worden. Die Steinfiguren haben einen eigenen Charakter und weisen wenig Parallelen zu anderen prähistorischen und altertümlichen Kulturen von Mittel- und Südamerika auf. Im archäologischen Park San Agustín sind viele der Figuren ausgestellt und teilweise zur Erklärung an ihren Fundorten belassen worden. Vielfach waren es wohl Gräber, die mit diesen Figuren ausgestaltet wurden, um einerseits die Grabstätten zu bewachen und andererseits die verstorbenen gut ins Jenseits zu geleiten. Über die präzise Bedeutung der jeweiligen Figuren wird bis heute spekuliert, da auch bei den Erklärungen vielfach mehrere Erklärungen der Figur und der Symbolik angegeben sind.
Trampolín de la muerte
Damit wir die 30km Schlaglochpiste des Hinwegs hinter uns lassen können entschliessen wir uns einen anderen Weg zurück zum Panamericana Highway zu fahren. Der Name ist schon vielversprechend: Trampolín de la muerte – wörtlich übersetzt Trampolin des Todes. Natürlich verunsichert uns dieser Name der etwas mehr als 70km langen, unbefestigten Strassen. Wir fragen bei vertrauenswürdigen Leuten mehrmals nach und hören auch von anderen Reisenden, die die Route bereits gefahren sind, ob sie für uns mit unserem Campervan Ben machbar ist. Das Fazit ist: Ja, sie ist machbar. Auf kolumbianisch: Jedes Fahrzeug kann über das Trampolín de la muerte fahren. Hilfreich ist ausserdem, dass wir für diese Strecke mit einem anderen Schweizer Reisepaar unterwegs sind und wir so zumindest den Einstieg der Route gemeinsam in Angriff nehmen können. Gleich zu Beginn machen wir eine kleine Flussdurchquerung und danach geht es auf zeitweise einspuriger Strasse steil und gewunden die Bergkette der Anden hinauf. Klar, einige Passagen sind sehr nah am Abgrund gebaut und besonders mit schweren Lastwägen sind wohl die Strassenränder eher zu wenig befestigt. Das heisst für grössere Fahrzeuge besteht ein latentes Absturzrisiko nahe am exponierten Strassenrand. Ansonsten fahren alle mit viel Voraussicht und lassen einander passieren. So wird die Route Trampolín de la muerte für uns zu einem Genuss. Die Landschaft und der Ausblick – alles einmalig schön. Zum Glück sind wir die Route mit dem abschreckenden Namen gefahren!
Und so kommt unser Aufenthalt in Kolumbien so langsam zu seinem Ende. Wir bleiben zwar noch wenige Tage, um unseren Gastank aufzufüllen und auf ein Paket von einem Versandhändler zu warten. Also eine Art administrative Aufgabe – ansonsten sind wir schon bald bereit für die südliche Grenze von Kolumbien nach Ecuador. Wir melden uns bald wieder mit Berichten und Fotos aus dem nächsten Land auf unserer Reise!
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