Aufgrund einer Empfehlung fahren wir nach San Miguel de Allende. Und wie sich diese Empfehlung für uns gelohnt hat! Wir finden eine herrliche mexikanische Stadt mit einem sehr gut und originalgetreu erhaltenen historischen Stadtkern. Und nicht nur das, dank grossem touristischem Einfluss – vor allem aus den vereinigten Staaten von Amerika – wird besonders die Kulinarik gross geschrieben in San Miguel de Allende. Dadurch kommen wir mehr als bisher in jeder anderen besuchten Stadt in Mexiko auf unsere Kosten!
Historischer Stadtkern
Das Glück ist uns wohlgesonnen und wir finden direkt ausserhalb des historischen Stadtkerns ein Parkplatz, welchen unseren Anforderungen an einen Übernachtungsplatz in einer Stadt genügt. Er ist so zentral, dass wir in ungefähr 15 Minuten direkt auf dem grossen Hauptplatz, dem Plaza de Allende, mitten im Kern der Stadt ankommen. Der Spaziergang führt uns vorbei an gut erhaltenen, eher älteren Häusern im charakteristischen mexikanischen Baustil. Die Fassaden sind in den Farben gelb, orange, rot und weiss gehalten und hinter jedem Eingang verbirgt sich eigene kleine Welt. Mal ist es ein Schmuckladen mit perfekt hergerichteten Vitrinen. Beim nächsten Hauseingang verbirgt sich ein wunderschön begrünter Innenhof hinter dem kleinen Durchgang. Genau deshalb empfiehlt sich ein oder mehrere ausgedehnte Spaziergänge durch den historischen Stadtkern von San Miguel de Allende, um die vielen verborgenen Schätze zu entdecken.
Aber auch die geschlossenen Türen haben es in sich, da die meisten der Holztüren kunstvoll mit Schnitzereien verziert sind.
Daneben gibt es natürlich auch noch formellere Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Kirche San Felipe Neri, welche aus rosafarbenem Stein gebaut ist. Sie bestimmt das Stadtbild von weither, da sie auf einer kleinen Anhöhe gebaut wurde und so von weitherum aus vielen Ecken der Stadt gesehen werden kann.
Kulinarische, mexikanische Leckerbissen
Dadurch, dass der touristische Einfluss in San Miguel de Allende schon länger recht gross ist, konnten sich viele gehobenere Cafés und Restaurants etablieren. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich hier wohl auch viele Expats und insbesondere Künstler aus Amerika niederlassen. Das trägt selbstverständlich dazu bei, dass die Nachfrage nach vielen tollen Orten, um die Seele baumeln zu lassen ständig hoch ist. So kommt es, dass wir in der fleischlastigen mexikanischen Küche doch noch zu einem authentischen Taco-Erlebnis ganz ohne Fleisch kommen. Wir finden ein vegetarisches Restaurant, welches entsprechend die mexikanischen Klassiker in einer fleischlosen Variante anbieten. Herrlich! Endlich können wir, ohne zu überlegen, mexikanische Gerichte zum Ausprobieren bestellen. Das gefällt uns richtig gut. Und nicht nur das, auch die teilweise eher faden oder unraffinierten Noten des mexikanischen Essens, das wir bisher probiert hatten, verfliegen. Wir bestellen gleich Vorspeisen und fünf verschiedene Tacos, um auch echt einen rundumblick zu erhalten. Wir schlemmen und kommen zum Schluss: Also, wenn die Mexikaner nur wollten, könnten die eigentlich wohl überall richtig gut kochen.
Mit diesem Erlebnis kommen wir aber auch zu einer selbstkritischen Einsicht. Bisher hatten wir zwangsmässig die vegetarischen Gerichte bestellt, die meistens sehr ähnlich sind. Ausserdem lassen wir natürlich das meistens stark gewürzte Fleisch weg bei Gerichten, die wir so in abgewandelter Form bestellen. Und dadurch verliert die mexikanische Küche wohl doch einen Grossteil ihres Reizes – zumindest für uns.
Kunstgalerien in der Fábrica la Aurora
Da in San Miguel de Allende die Kunst stark im Fokus steht möchten wir dies natürlich auch selber ein wenig nachempfinden. Kurzerhand machen wir uns auf in eine ehemalige Textilfabrik, die Fábrica la Aurora, welche heute unzählige Kunstgalerien beherbergt. Die verschiedenen Galerien bieten Kunst in vielen Stilrichtungen und in unterschiedlichen Bekanntheitsgraden an. Es gibt lokale Künstler aber auch Kunstwerke von Weltgrössen gleichermassen zu bestaunen. Wir haben an diesem Morgen aus Versehen den kleinen Geldbeutel eingepackt und können uns deshalb keines der Kunstwerke leisten. Macht aber gar nichts, wir geniessen die lockere und exzentrische Atmosphäre bevor wir weiter durch unsere Erlebnisse in San Miguel de Allende aufbrechen.
Mercado de Artesanías
Für kleinere handgefertigte Gegenstände bietet sich der Mercado de Artesanías an. Wir erwarten, dass sich die künstlerische Ader der Stadt stark auf diesen Markt auswirkt. Leider ist das nicht ganz der Fall. Es gibt wohl viele Töpfereien welche kunstvoll bemalt sind, Lederhandwerk sowie viele Textilprodukte. Aber irgendwie ist der Charakter der Waren nicht ganz so eigenständig wie wir uns das erhofft hatten. Viele der Stände bieten sehr ähnliche Waren an, damit wird jetzt die künstlerische Leistung der einzelnen Anbieter nicht fundamental unterstrichen. In eigenständigen Boutiquen in der Stadt wird die Kunst da besser ins Zentrum gerückt und überzeugt uns mehr als an diesem Markt. Es trübt unser Bild aber nicht von San Miguel de Allende. Allerdings sollte man den Besuch solcher Märkte nicht im Vorhinein ausschliessen, da sich das Sortiment stetig im Wandel befindet und neue Marktstände jederzeit das Markterlebnis verändern können.
Camper Ben benötigt auch ein wenig Aufmerksamkeit
Die restliche Zeit in San Miguel de Allende verbringen wir mit einigen Erledigungen. Ein ganzer Tag geht unteranderem dafür drauf, dass wir einen Mechaniker für Ben suchen, der die Armstütze am Fahrersitz flicken kann. Endlich ein Mechaniker mit dem richtigen Werkzeug gefunden, merken wir, dass wir die Armlehne nicht mit neuen Nieten flicken können, sondern uns mit Kabelbindern behelfen müssen, da die Verankerung der Armlehne gebrochen ist. Doof, aber sie hält jetzt fast besser als vorher. Ausserdem müssen wir seit einem Moment unsere Lenksäule regelmässig ölen, da sie auf den teilweise sehr holprigen Strassen mit vielen Temposchwellen extrem quietscht. Entsprechend suchen wir auch noch nach einem langanhaltenden Öl, welches wir schliesslich auch finden. Mit solchen kleineren Tätigkeiten kann in Mexiko auch ein ganzer Tag gefüllt werden.
San Miguel de Allende ist eine richtige Oase im mexikanischen Hochland. Die Stadt hat einen eigenen, historischen Charakter und ist sehr gepflegt. Entsprechend wohl haben wir uns hier gefühlt und konnten ein wenig von den Schattenseiten des teilweise sehr ärmlichen Mexikos absehen. Der Reiz für uns besteht aber nach wie vor darin, die anderen Lebensweisen, Bräuche, Kulturen und Menschen so authentisch wie möglich kennen zu lernen. Dabei hat uns San Miguel de Allende einen Augenblick begleitet und begeistert!
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