Wir kommen auf der einzigen, grossen Nord-Südverbindungsstrasse in Ushuaia an. Noch eine Kurve, und dann steht das Eingangstor mit der exotisch klingenden Buchstabenreihenfolge „Ushuaia“ vor uns. Wir sind aufgeregt, um die südlichste Stadt Argentiniens zu sehen. Gleichzeitig spüren wir aber auch etwas Komisches: Wir haben den südlichsten Punkt dieser Reise erreicht. Von nun an können wir nicht einfach sagen: Ja, wir fahren dann wohl noch etwas weiter in den Süden, wenn wir wieder nicht wissen, was unsere nächste Destination sein soll. Nein, ab hier müssen wir umdrehen. So ist Ushuaia unser ganz persönliches „Ende des Weges – Fin de Camino“.
Irgendwie kommt auch ein bisschen die Frage; Und jetzt? Ushuaia war so lange unser Ziel. Bei jedem Overlander, den wir getroffen haben, kommt früher oder später die Frage; Fahrt ihr nach Norden oder nach Süden – Kanada oder nach Ushuaia? Jetzt sind wir hier am Ziel und damit gefühlmässig irgendwie auch am Ende unserer Reise, obwohl wir noch gut drei Monate Reisezeit vor uns haben.
Aber dieses Gefühl kennt wohl jeder Langzeitreisender und es gehört auch dazu.
Ushuaia – die Stadt
Die Stadt Ushuaia an sich lebt vom Expeditionstourismus in die Antarktis. Das schlägt sich auch etwas im Stadtkern nieder. Hier gibt es gepflegte Kaffees und teure Markenboutiquen. So wie selten an einem Ort in Argentinien. Ansonsten ist Ushuaia eine Industriestadt am Ende der Welt: Schlechte Strassen, staubig, schäbig, gerne auch richtig dreckig. Das Klima tut sein Übriges. Wir sind im Hochsommer in Ushuaia. Aber die Temperaturen erreichen selten mehr als 15-16°C. Zusätzlich erwischen wir eine Schlechtwetterperiode und mit Nieselregen, Wind und 6-7°C hatten wir uns den Hochsommer in Ushuaia definitiv nicht vorgestellt.
Wir kümmern uns ebenfalls um eine Antarktis-Expedition, wie so viele in Ushuaia. Aber zum Zeitpunkt unseres Besuches im Februar 2025 ist die Situation recht angestrengt. Die besten Angebote sind im Vorverkauf alle ausgebucht und auf einem klapprigen Boot zu überhöhtem Preis wollen wir nicht unbedingt mitfahren, nur dass wir mitgefahren sind. Also müssen wir vorerst die Idee der Antarktis-Expedition auf die Seite legen.
Jetzt sind wir also am Ziel der Reise angekommen. Über 2.5 Jahre nach unserer Abfahrt in der Schweiz, zuhause, sind wir in Ushuaia in Feuerland angekommen. Gleichzeitig ist es für uns der südlichste Punkt, den wir je mit unserem eigenen Auto erreichen werden mit 55°S. Weder in Südafrika noch in Neuseeland führen Strassen weiter südlich. Und nach Puerto Williams quasi gegenüber von Ushuaia verschiffen wir unser Auto nicht, nur um noch ein halber Grad südlicher zu kommen. Von jetzt an treten wir die Heimreise nordwärts an. Es gibt sicher noch das eine oder andere Highlight für uns zu erkunden. Aber grundsätzlich sind wir jetzt vom südlichsten Punkt her auf dem Weg zurück in unsere Heimat.
0 Kommentare