Villa de Leyva

von | 18. Apr 2024 | Kolumbien, Südamerika | 0 Kommentare

Eine der bekanntesten Orte nahe von Bogotá ist unweigerlich Villa de Leyva. Einerseits hat Villa de Leyva eine überregionale Ausstrahlung durch einer der grössten Stadtplätze von ganz Südamerika. Nicht nur deswegen ist Villa de Leyva bekannt, viele Städter aus Bogotá und Medellín kommen hierher, um ihre Freizeit in gemässigtem Klima im Departement Boyacá zu verbringen.
Bereits seit mehreren Jahrhunderten ist es ein Wochenendort für die etwas besser gestellten Städter. Daher gibt es hier einige schönere, alte Häuser zu bestaunen und das Städtchen ist allgemein in einem gepflegten Zustand.

Milhoja – Die kolumbianische Cremeschnitte

Aus uns unerfindlichen Gründen ist ein Dessert in Villa de Leyva besonders gefragt: Milhoja, also Tausendblätter wörtlich übersetzt. Dies ist natürlich stark an die französische Variante Millefeuille angelehnt und wird von diesem Einfluss abgeleitet. Viele Worte kurzer Sinn: Milhoja ist die kolumbianische Cremeschnitte.
Bei unserer Tour durch Villa de Leyva müssen wir einfach einmal dieses Dessert probieren, so bekannt ist der Ruf. Schliesslich finden wir in einer Seitengasse ganz in der Nähe des Hauptplatzes eine feine kleine Bäckerei mit Spezialitätenkaffe. Das wirkt einladend und wir stürzen uns sogleich auf das Dessert. Die Creme ist gesüsster Rahm, die Zuckerglasur wurde mit flüssiger Karamellsauce oder Dulce de Leche ersetzt, zumindest der Blätterteig ist genau gleich schmackhaft wie in Europa. Alles in allem eine sehenswerte Abwandlung der Cremeschnitte die man so durchaus anbieten darf. Wir mögen dieses Dessert.

Das Terrakotta-Haus

Ein einzigartiges Haus ist inzwischen zu einer Sehenswürdigkeit umfunktioniert worden: Das Terrakotta-Haus. Es macht seinem Namen alle Ehre und ist tatsächlich ein gebranntes Lehmhaus. Villa de Leyva liegt schliesslich nicht weit von Raquirá entfernt, wo das Töpfereihandwerk bis heute auf hohem Niveau praktiziert wird. So kamen schliesslich auch die besten Töpfermeister nach Villa de Leyva, um dem Architekten Octavio Mendoza Morales beim Bau seines visionären Hauses zu helfen.

Das ganze Haus wurde Schicht um Schicht, fast wie bei einem 3D-Druckverfahren, aus Lehm aufgebaut. Danach wurden die einzelnen Schichten jeweils je nach Dicke für bis zu vier Tage getrocknet, bevor die nächste Schicht aufgesetzt wurde. Schliesslich wurden dadurch auch die Form und die tragende Struktur des Hauses massgeblich beeinflusst, da durch diese Bauweise besonders die Gewichte des oberen Stockwerks und der Dächer aufgenommen werden mussten.
Zusätzlich wurde der Architekt auch stark von Antoni Gaudí inspiriert. Die organische Architektur fand somit erneut Anwendung während der Bauzeit des Terrakotta-Hauses Anfang der 2000er Jahre. So sind viele Fenster und Lampen zum Beispiel mit Tierformen aus recycelten Materialien hergestellt worden, um weitere organische Formen als auch die ökologischen Auswirkungen dieses Hauses möglichst klein und dadurch umweltverträglich zu halten. Wie das Rohmaterials Lehm, kommen auch die meisten anderen Baumaterialien aus der unmittelbaren Umgebung.

Die letzte grosse Challenge folgte schliesslich als die Struktur des Hauses fertig aufgebaut war. Sie war zwar trocken und in Form aber um den Lehm haltbar zu machen fehlte noch der Brennprozess. Über viele einzelne Öfen wurden alle Teile des Hauses schliesslich an Ort und Stelle gebrannt und zu unglasierter Keramik weiterverarbeitet. Die Öfen wurden dazu extra in verschiedenen Formen hergestellt um zum Beispiel geschwungene Wände, Säulen und flache Fussböden auf die geforderte Temperatur erhitzen zu können, um das Haus von einem Lehmhaus in ein Terrakotta-Haus zu verwandeln. Besonders die Dicke einzelner Hauskomponenten machten eine konstante Befeuerung der Öfen von bis zu vier Tagen erforderlich, um den korrekten Brennprozess bis ins Innerste der massiven Teile sicherzustellen.

Das Terrakotta-Haus ist damit wohl das grösste zusammenhängende Keramikunikat der Welt.

Ostern in Villa de Leyva

Während Ostern wird Villa de Leyva, dank der Hauptferienzeit in ganz Kolumbien, wortwörtlich von Touristen überflutet und anwesenden Personen im Ort verdreifachen sich einfach so mal schnell über das Osterwochenende. Gleichzeitig werden viele Ostergottesdienste und einige Prozessionen mit Heiligen durchgeführt. Dabei werden die Heiligenstatuen aus den Kirchen auf Traggestelle verfrachtet und somit die Heiligen durch die verschiedenen Quartiere und Plätze getragen. Wir erleben am Karfreitag eine schweigende, beziehungsweise betende Prozession. Irgendwie noch eindrücklich, aber keinesfalls ein freudiges Ereignis, da es ja gemäss christlicher Religion auch um den Tod Jesu geht. Mit diesem Erlebnis machen wir gar keine grossen Anstalten noch weitere religiös geprägte Zeremonien zu erleben. So findet dieses Jahr für uns Ostern ruhig und gelassen zusammen mit zwei anderen Overlander Pärchen auf einem Campingplatz statt.

Osterwoche – wir bleiben den Strassen fern

Da die Osterwoche wie erwähnt eine der Hauptreisezeiten der Kolumbianer ist bleiben wir in dieser Zeit mit unserem Campervan Ben den Strassen fern. Der Luxus unserer Reise besteht darin, dass wir genügend Zeit haben, um ein paar Tage zu verharren, bis sich die Verkehrssituation wieder normalisiert hat. Diese Zeit nutzen wir natürlich direkt, um nicht nur nichts zu tun, sondern um unser hinteres Dachfenster, welches immer mal wieder ein kleines Leck zeigt, aber wohl nur wenn wir schräg auf eine Seite stehen und nicht auf die andere, nochmals komplett zu entfernen und mit neuem Dichtkleber einzubauen.

So haben wir eine entspannte und gefreute Osterwoche in Villa de Leyva verbracht und ganz nebenbei auch nochmals kleinere Verbesserungen an unserem Campervan vornehmen können. Ein gutes Gefühl, jetzt sind wir wieder perfekt vorbereitet auf die weiteren Abenteuer, die in Südamerika noch folgen!

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